Bad Berleburg. 15 Jahre Suche sind endlich erfolgreich. Zahnarzt Peter Schlösser berichtet, wie es mit Praxis und Team weitergeht und erinnert sich an Anfänge.

Elf Wochen noch, dann kann Peter Schlösser in den Ruhestand gehen. Für den Bad Berleburger ist das Glück, denn lange hatte der Zahnarzt nach einem passenden Nachfolger für seine Praxis in der Mühlwiese gesucht. Und dann stand vor ein paar Wochen Sergius Lohfink vor seiner Tür. „Der liebe Gott hat aufgepasst“, sagt der 80-jährige mit einem Schmunzeln.

Glück empfindet auch sein Nachfolger. Der 38-jährige Sergius Lohfink arbeitet aktuell in einer Bad Laaspher Praxis als angestellter Zahnarzt. „Aber es ist der Traum eines jeden Zahnarztes, irgendwann eine eigene Praxis zu eröffnen. Jetzt hat es geklappt“, sagt er.

Eingespieltes Team bleibt erhalten

Ein paar Monate müssen sich beide noch gedulden. Schlösser will den Bohrer zum Jahresende aus der Hand legen und seine Praxis samt seinem eingespielten Team in die Hände seines Nachfolgers geben. Neben Katrin Bejarano-Hackenbracht, Denise Weidmann und Diana Moor gehört Laura Barke dazu, die aktuell im Mutterschutz ist. Sergius Lohfinks Frau ist auch vom Fach. Die Arzthelferin wird ebenfalls zum Team gehören. „Vielleicht stellen wir aber auch noch jemanden ein“, sagt Marina Lohfink.

+++ Bauprojekte in der Mühlweise

Peter Schlösser ist froh, seine Praxis in junge Hände abgeben zu können. 15 Jahre hat er gesucht, aber bislang hatte es nicht gepasst. Nicht nur die Arbeit in der Praxis in der Mühlwiese war seine Leidenschaft, er hat das ganze Raumkonzept geplant und war damit seiner Zeit weit voraus.

Erste Praxis in 1975

Werdegang der Lohfinks

Sergius und Marina Lohfink wohnen seit 17 Jahren in Bad Berleburg. Das Paar hat fünf Kinder im Alter von 16, vier und zwei Jahren sowie 14-jährige Zwillinge.Der in Kasachstan geborene Zahnarzt ist im Märkischen Kreis aufgewachsen und hat in Bad Berleburg seine Frau Marina kennen gelernt. Der passionierte Sportler – vor allem Radfahrer – hat in Marburg studiert. Sie hat als Arzthelferin unter anderem bei Dr. Kadim (†) und Dr. Osjutin gearbeitet.„Wir wollten ursprünglich mal in eine große Stadt, nach Wiesbaden oder Frankfurt, aber hier sind die Lebenshaltungskosten deutlich günstiger“, sagt Sergius Lohfink, der sich nun doch den Traum von der eigenen Praxis erfüllen kann.

Im März 1975 kamen Marlies und Peter Schlösser nach Bad Berleburg und eröffneten ihre erste Praxis in der Graf-Casimir-Straße über der deutschen Bank. „Der damalige Bankdirektor Reinhard hat uns seine Dienstwohnung vermietet“, erinnert sich Schlösser. Die wurde aufwendig umgebaut und die Schlössers bezogen die Dachgeschosswohnung über der Praxis. Aber dennoch sei das ein Wagnis gewesen. Mit einer halbseitigen Stellenanzeige in der Westfalenpost suchte er eine Sprechstundenhilfe und wurde auch schnell fündig. Mit dieser Unterstützung ging das Ehepaar an den Start. „Am ersten Tag kam unsere Zahnarzthelferin eine halbe Stunde vor Praxisbeginn hoch und sagte, wir müssten schnell kommen. Das Wartezimmer war voll und die Leuten standen im Treppenhaus Schlange.“

Kritik an Zahnärztlicher Versorgung und Notdiensten

Damals war Wittgenstein zahnmedizinisch total unterversorgt und wir haben immer viel zu tun gehabt“, sagt Schlösser – eine Beobachtung, die der altgediente Zahnarzt auch aktuell wieder macht. Erst 2017 hatte sich der Schlösser an die Westfalenpost gewandt und berichtet, dass der Versorgungsgrad in Wittgenstein bei gerade einmal 48 Prozent liege. Neben Wartezeiten auf Termine hatte Schlösser – damals bereits 76 Jahre alt – auch die zunehmende Zahl an Notdiensten beklagt. Viel geändert hat sich nicht.

Barrierefreihe Praxis geplant

Peter Schlösser ist aber nicht nur ein kritischer Geist. Er war auch seiner Zeit voraus. 1985 habe ein Patient angekündigt, dass er zum letzten Mal in seine Praxis in der Graf-Casimir-Straße komme, weil er die Treppen nicht mehr schaffe. Für den Arzt ist es damals ein Alarmsignal: „Ich hätte nicht schlafen können bei dem Gedanken, dass die Oma nicht in meine Praxis kommen kann“, sagt er und beginnt mit der Planung einer neuen, barrierefreien Praxis. „Ich habe ja auch mal ein bisschen Architektur studiert“, sagt Schlösser und entwirft mit Unterstützung von Architekten eine moderne Praxis. Als er das Grundstück in der Mühlwiese bekommt, werden die Pläne konkret. Über der Praxis entsteht dann ein Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen, mit denen die Schlössers aber nichts zu tun haben, wie er betont. 1996 dann – vor 25 Jahren – erfolgt der Umzug. Und zehn Jahre später beginnt die Suche nach einem Nachfolger, die jetzt erst ein Ende hat.

Der Zahnarzt Sergius Lohfink und seine Ehefrau Marina (links)  übernehmen die Praxis von Zahnarzt Peter Schlösser (vorn) zum neuen Jahr. Das Team um Katrin Bejarano-Hackenbracht (Mitte), Denise Weidmann und Diana Moor (rechts) bleibt der Praxis in der Mühlwiese treu. Auf dem Bild fehlt Laura Barke (Mutterschutz).
Der Zahnarzt Sergius Lohfink und seine Ehefrau Marina (links)  übernehmen die Praxis von Zahnarzt Peter Schlösser (vorn) zum neuen Jahr. Das Team um Katrin Bejarano-Hackenbracht (Mitte), Denise Weidmann und Diana Moor (rechts) bleibt der Praxis in der Mühlwiese treu. Auf dem Bild fehlt Laura Barke (Mutterschutz). © WP | Lars-Peter Dickel

Peter Schlösser und seine Ehefrau Marlies wissen schon genau, was sei jetzt machen. Das Paar kann seiner Leidenschaft für Golf und gutes Essen folgen. Der Rentner will mit den Auto quer durch Spanien fahren, weil es dort warm ist und es eben guten Wein und gutes Essen gebe. Aber bis dahin bleibt noch elf Wochen lang alles beim Alten.