Bad Berleburg. Die zahnmedizinische Versorgung steht in Wittgenstein auf wackligen Füßen, ist Zahnarzt Peter Schlösser aus Bad Berleburg besorgt.

„Wenn ich irgendwann mal meine Praxis schließe, wird es in Wittgenstein ganz düster aussehen, was Zahnärzte betrifft.“ Peter Schlösser betreibt in Bad Berleburg eine Zahnarztpraxis – er hat jedoch das Rentenalter nicht nur erreicht, sondern eigentlich auch überschritten. Seit einiger Zeit sucht er bereits einen Nachfolger für seine Praxis – bisher aber ohne Erfolg. „Da kam noch nichts“, sagt der Zahnarzt.

Schlecht versorgt

Bereits jetzt sei Bad Berleburg aber auch Wittgenstein insgesamt in Sachen zahnmedizinischer Versorgung schlecht dabei: „Bad Berleburg hat mit dem Umland etwa 20.000 Einwohner und sechs Zahnärzte. Wir müssten aber mindestens 12 haben“, mahnt der Zahnarzt. Noch gebe es kein Datum, wann er in den Ruhestand gehen will. „Ich mache meine Arbeit gerne. Ich mache das, was ich gelernt habe, aber irgendwann ist eben auch mal Feierabend.“ Findet er keinen Nachfolger für die Praxis, müsse diese dann schließen. Damit gäbe es dann nur noch fünf Zahnärzte in Bad Berleburg – zu wenig.

Motivation fehlt

„Viele junge Leute trauen sich heute nicht mehr in die Selbstständigkeit“, mutmaßt der Zahnarzt, warum nur wenig Nachwuchs für Praxisniederlassungen zu finden ist. „Früher hat man sein Examen gemacht und wollte dann eine eigene Praxis haben. Heute fehlt die Motivation dafür“, so Schlösser weiter. Auch die zunehmende Feminisierung des Berufs des Zahnarztes sei ein Grund, warum der Bedarf nach eigenen Praxen zunächst sinke.

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„Die Lebensplanung einer Frau ist für gewöhnlich anders als die eines Mannes“, so Schlösser. Demnach streben junge Frauen, die mit 30 Jahren ihre gesamte Ausbildung zum Zahnarzt abgeschlossen haben zunächst ein Angestelltenverhältnis an, da gleichzeitig auch die Familienplanung inklusive Schwangerschaft anstehe. „Mit 40, 45 steht dann in oft erst die Übernahme einer eigenen Praxis zur Debatte“, so Schlösser.

Männerquote gefordert

Seinen Eindruck bestätigt auch der Bundesverband für nachhaltige Zahnheilkunde (BNZK): „Von 2006 bis 2015 stieg (bundesweit, die Red.) die Zahl der Zahnärztinnen von 25.357 kontinuierlich auf 31.495 an. Im selben Zeitraum ist die Anzahl männlicher Kollegen leicht gesunken“, heißt es auf der Homepage des BNZK. Bereits im Jahr 2015 forderte der Verband Deutscher Zahnärzte gar eine Männerquote, um die Versorgung zu sichern.

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Demnach erhalten Frauen aufgrund ihrer besseren Abitur-Noten bevorzugt die begrenzten Studienplätze. Der BNZV macht hingegen deutlich, dass Möglichkeiten geschaffen werden sollten, um Frauen die Führung einer eigenen Praxis und die Gründung einer Familie ermöglichen. „Frauen haben andere Anforderungen an die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Beides muss zusammen passen“, so der BNZV.

Städte attraktiver

Es wäre schade, wenn die zahnmedizinische Versorgung im Wittgensteiner Land noch weiter abnehme, macht der Mediziner deutlich. „Es muss attraktiver werden, hier zu arbeiten. Wir müssen dafür sorgen, dass

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die jungen Kollege nicht alle in die überversorgten Städte gehen“, mahnt der Zahnarzt aus Bad Berleburg. Besonders in Sachen Prophylaxe bei Kindern sei es wichtig, eine ausreichende zahnmedizinische Infrastruktur zu haben.

Das Nachwuchsproblem besteht nicht nur im zahnmedizinischen Bereich und auch nicht nur im Wittgensteiner Land. Das Durchschnittsalter der Praxisinhaber steigt vor allem auf dem Land – und das bundesweit – während sich nicht genügend junge Mediziner finden lassen, die die Praxen im Ländlichen weiter führen wollen.

Verdienter Ruhestand

Noch steht es in den Sternen, wie es mit Schlössers Praxis weitergeht. „Es kann manchmal ja auch ganz plötzlich gehen und dann hat man jemanden als Nachfolger“, hofft er. Kurz bevor stehe sein Ruhestand

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noch nicht. „Ich arbeite sehr gerne mit meiner Mannschaft zusammen“, versichert er. Aber irgendwann hat auch Peter Schlösser seinen Ruhestand verdient.

Problematik Nachfolge

Dass es nicht nur in der Zahnmedizin Probleme mit der Nachfolge gibt, zeigte vor kurzem erst das Beispiel von Dr. Barbara Hermine Bejan-Gheorghitoiu, der Frauenärztin aus Bad Laasphe, die Ende März ohne Nachfolger ihre Praxis schloss. 28 Jahre lang war sie Ansprechpartnerin für die Frauen aus Laasphe und Umgebung.

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Nach drei Jahren intensiver Suche nach einer Nachfolge zog die 68-Jährige einen Schlussstrich und schloss die Praxis. „Es liegt nicht an der Praxis“, betonte Bejan-Gheorghitoiu damals: „Es liegt am Standort. Keiner der Interessenten wollte hierhin ziehen. Bad Laasphe ist eine schöne Stadt. Die meisten aber zieht es in die größeren Städte.“ Dass es aber auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel von Dr. Johanna von Gersdorff, die aus München zurück in ihre Heimat Bad Berleburg kam, um dort in der Praxis ihrer Mutter zu arbeiten.