Bad Berleburg. Die Wittgensteiner konnten sich jetzt im Berufskolleg immunisieren lassen. Eine Hotel-Inhaberin und ein Azubi erzählen, warum sie dabei sind.
Für die Bad Berleburger Hotel-Inhaberin Yvonne Rudolph (45) kam dieses Impfangebot gerade recht: Ein mobiles Team des Impfzentrums Siegen-Eiserfeld hat am Donnerstagvormittag Station im Berufskolleg Wittgenstein gemacht – und dort eben nicht nur Schülerinnen und Schüler durchgeimpft. Vielmehr stand das Team auch der Wittgensteiner Bevölkerung für Impfungen gegen das Corona-Virus zur Verfügung.
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„Das Impfen heute zwischen 10 und 15 Uhr war für mich optimal“, freut sich Rudolph im Gespräch mit unserer Zeitung. Gerade mit der Küche im Hotel „Berleburger Hof“ und den 100 frisch gekochten Essen für den hauseigenen Lieferdienst „Genuss-Klee“ zu den Senioren fertig – „und ab geht’s zum Impfen“.
Lob ans Impfteam: Angebot „sehr bequem und angenehm“
Sicher: Der Weg zum Impfzentrum in Eiserfeld, das am Donnerstag ohnehin bis auf Weiteres seine Pforten geschlossen hat, wäre für die 45-Jährige „eine Organisationsfrage“ gewesen. Aber der öffentliche Impftermin im Berufskolleg sei „sehr bequem und angenehm“ für sie, so Rudolph – und habe ihr nun einen langen Weg erspart.
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Und warum erst jetzt die erste Impfung? Rudolph erklärt: Personalmangel, Kurzarbeit wegen Corona und trotzdem viele Aufgaben im eigenen Unternehmen – da „konnte ich es mir bisher nicht erlauben auszufallen. Deshalb habe ich meine erste Impfung immer weiter aufgeschoben.“ Jetzt aber ist es endlich soweit. Und es hat tatsächlich fast gar nicht wehgetan.
Erkenntnis: Risiko der 14-Tage-Quarantäne einfach zu groß
Nachholbedarf in Sachen Impfung hat auch Kjeld Buck aus Bad Berleburg. Der angehende Dachdecker hat gerade Urlaub – da passte der Impftermin, von dem der 17-Jährige im Internet erfahren hat, prima in den Zeitplan. Auch Buck lässt sich die Spritze zum ersten Mal geben. Inzwischen hält er das Risiko, bei einer Infektion mit dem Corona-Virus 14 Tage lang in Quarantäne zum müssen, für viel zu groß. 14 Tage, in denen er dann in seinem Ausbildungsbetrieb oder in der Dachdeckerschule fehlen würde. Seine zweite Impfung würde sich Kjeld Buck dann in sechs Wochen wohl bei seinem Hausarzt holen.
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Bis zum Mittag waren etwa 30 Kollegschülerinnen und -schüler, die es noch brauchten, immunisiert – außerdem einige Bad Berleburger Realschüler und nicht zuletzt eine ganze Reihe Wittgensteiner, die zum Beispiel in der Mittagspause beim Impfteam mit Dr. med. Ulrich Nordmeyer und Dr. Martin Müller sowie zwei Helferinnen und einer Apothekerin vorbeischauten. Geimpft wurden in einem der Kolleg-Räume im Erdgeschoss.
Neue Termine im Altkreis stehen noch nicht fest
Bislang seien die Wittgensteiner Impftermine gut angekommen, berichtet Müller. Etwa 230 bis 240 Impflinge – dies gelte für die Aktion Mitte August am Hit-Markt ebenso wie für eine zweite in Bad Berleburg Anfang September. Ob und wann es allerdings weitere der offenbar begehrten Termine in Wittgenstein gebe, sei derzeit noch offen, sagt Maria Espeter vom Impfzentrum Siegen-Wittgenstein. Es werde allerdings eine vierte Corona-Welle nach den Herbstferien erwartet, auf die man sich zumindest einrichten müsse. Unterdessen werde das Impfzentrum in einem ehemaligen Eiserfelder Baumarkt abgebaut, so Espeter gestern, treffe sich das Team dort noch einmal zum Abschied.
Tipp: Zweitimpfung schon jetzt beim Hausarzt vereinbaren
Unterdessen hofft Dr. Nordmeyer darauf, dass die notwendige Herdenimmunität von 80 bis 85 Prozent bald erreicht ist. Im Kreis Siegen-Wittgenstein jedenfalls sind bereits fast 68 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
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„Machen Sie den Termin beim Hausarzt für die zweite Impfung am besten schon jetzt“, rät Dr. Nordmeyer Hotel-Inhaberin Yvonne Rudolph noch. Damit er nicht in Vergessenheit gerät – und der Impfschutz endlich komplett wird.
Kommentar: Gute Chance für Nachzügler
Es scheint auch in Wittgenstein zu funktionieren: Während die Nachfrage im eher ungeliebten Eiserfelder Impfzentrum deutlich zurückging, kommt das mobile Impfen mit speziellen Terminen im Altkreis anscheinend gut an. Offensichtlich fühlen sich jene Wittgensteiner, denen selbst eine Erstimpfung bislang noch völlig fern lag, auf diese Weise bestens abgeholt.
Und die mobilen Impfteams schlagen im Moment gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie haben die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen in den Schulen im Blick – und nehmen bei dieser Gelegenheit Nachzügler unter den Impfwilligen gleich mit. Bleibt nur zu hoffen, dass es bei deren Nachfrage bleibt – damit sich weitere Termine für Impfangebote im Altkreis auch wirklich lohnen.