Wittgenstein. Wir haben nach Arndt Kirchhoffs Idee die Stichprobe bei zwei Wittgensteiner Unternehmen gemacht. Und die fällt eindeutig aus.

Vollständig geimpft, genesen oder negativ getestet – das sind die drei Gs, die aktuell über viele berufliche aber auch Freizeit-Aktivitäten entscheiden. Die Bundesregierung möchte diese 3G-Regel am liebsten ausweiten. Gleichzeitig wird aber auch über die Abschaffung der kostenlosen Corona-Tests diskutiert. In NRW geht der Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff noch weiter: Der Attendorner setzt sich für die 2G-Regel in Betrieben ein. Wir haben haben die Stichprobe bei zwei Wittgensteiner Unternehmen gemacht – und die fällt eindeutig aus.

Die Ausgangslage

Aber zunächst zurück zur Ausgangslage. Kirchhoff sagt: „Ich bin überzeugt, dass sich das 2G-Prinzip in vielen Bereichen des täglichen Lebens durchsetzen wird. Wer sich nicht impfen lassen will, wird auf Dauer Einschränkungen in Kauf nehmen müssen, auch am Arbeitsplatz.“ Zuvor hatte sich der NRW-Städtetag dafür ausgesprochen, dass der Freizeitbereich nur noch für Geimpfte und Genesene zugänglich sein solle (2G) – statt wie bisher auch für Getestete (3G).

Gegenwind bekommt Kirchhoffs Vorschlag von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sowie vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Die haben sich gegen eine solche Regelung gestellt. Klar sei, so Kirchhoff, dass die Impfverweigerung Einzelner nicht zum Schaden von Kollegen, Arbeitgebern und Kunden sein dürfe – auch wenn Unternehmen rechtlich niemanden zum Impfen zwingen könnten. Zur Teststrategie sagte er: „Wenn der Staat die Bürgertests einstellt, dann muss auch die kostenlose Testangebotspflicht der Arbeitgeber enden.“

Das sagt Berge Bau

Das mittelständische Erndtebrücker Unternehmen Berge Bau sieht Kirchhoffs Vorstoß kritisch. Geschäftsführer Eckhard Hof kann die Idee nachvollziehen, sagt aber dass dies in einem Bauunternehmen beispielsweise keinen Sinn mache: „Wir arbeiten in Kolonnen und setzten weiter auf das 3G-Prinzip aus genesen, getestet oder geimpft. Das ist absolut in Ordnung“, sagt Hof. Bislang habe man durch die Trennung der Kolonnen sowie die Homeoffice-Möglichkeiten für Ingenieure und das Büro auch gewährleisten können, dass im Falle einer Ansteckung die Gefahr für Mitarbeiter und Kunden begrenzt bleibe. Der Trumpf sei die „familiäre Atmosphäre“ im Unternehmen, so Hof weiter. Da habe es sich bei den Mitarbeitern schnell eingependelt, dass man die Corona-Regeln beachtet, um sich und seine Kollegen zu schützen. Dieses Vertrauen will Hof auch nicht durch eine Impfpflicht durch die Hintertür gefährden. So wird die 2G-Regel von Kritikern nämlich auch gesehen.

Das sagt EJOT

Ganz ähnlich lautet die Antwort eines großen Wittgensteiner Verbindungs- und Bauelemente-Herstellers: „EJOT plant derzeit nicht, die 2G-Regelung einzuführen. Wir sehen hier auch einen Unterschied beispielsweise zu einer Kulturveranstaltung, deren Besuch freiwillig erfolgt. Natürlich stellt sich die Frage: Wenn der Staat die Bürgertests einstellt, warum dann der Arbeitgeber weiterhin eine kostenlose Testangebotspflicht vorhalten muss“, erklärt EJOT-Pressesprecher Andreas Wolf.

Allerdings: „Mit der regelmäßigen Testung haben wir einen ganz guten Überblick beziehungsweise eine Momentaufnahme zum Infektionsgeschehen im Unternehmen. Ohne Tests bekommen wir nichts mehr mit. Intern appellieren wir an unsere Belegschaft, die Test- und Impfangebote zu nutzen – zum Schutz der eigenen Gesundheit und zum ,Schutz’ des Unternehmens.“

Kommentar: Mehr Druck hilft nicht

Redakteur Lars Peter Dickel
Redakteur Lars Peter Dickel © Unbekannt | RALF Rottmann

Ich persönlich ärgere mich darüber, dass wir die Marke von 70 Prozent der Bevölkerung bei den Impfungen immer noch nicht erreicht haben. Und ich begrüße es ausdrücklich, dass jetzt endlich auch Kinder und Jugendliche gegen das Corona-Virus geimpft werden können.

Die Idee von Arndt Kirchhoff, künftig in der Wirtschaft stärker auf Genesene und vollständig Geimpfte zu setzen – also auf die 2G-Regel – kann ich gut nachvollziehen. Aber ich halte es für falsch, noch mehr Druck aufzubauen. Denn der erzeugt nicht automatisch mehr Impfbereitschaft, sondern eher das Gegenteil. Schon allein deshalb, weil er als Impfpflicht durch die Hintertür und Eingriff in die gesundheitliche Selbstbestimmung gewertet werden könnte.

Genauso falsch finde ich es auch, Menschen für die Test zu Kasse zu bitten. Ich sehe auch, dass dieses Test sehr viel Geld kosten. Aber Kostendruck führt am Ende dazu, dass sich Menschen die Tests sparen. Dann verlieren wir aber die Chance, Infizierte rechtzeitig zu entdecken und behandeln zu können. Also ist die 3G-Regel für mich das Mittel der Wahl.