Bad Berleburg. Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage: Das Johannes-Althusius-Gymnasium erhält das Zertifikat und setzt sich gegen Diskriminierungen ein.

„Das Gesetz ändert sich, das Gewissen nicht.“ Dies ist eines von vielen Zitaten von Sophie Scholl, die in der Aula des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) als Plakat auf der Bühne steht. Und genau sie haben die Schülerinnen und Schüler des JAG zum Vorbild genommen, wenn es darum geht, sich gegen Rassismus einzusetzen. Nun wurde die Schule mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zertifiziert. Ein besonderer Moment für alle – Schüler und Lehrer.

„Wir haben uns bewusst für den 1. September entschieden. Sophie Scholl wäre heute 100 Jahre alt geworden. Aber nicht nur deshalb. Am 1. September 1939 war der Angriff auf Polen“, sagt Henning-Albert Debus. Er war es, der das Projekt im Jahr 2019 der damaligen Klasse 8A vorstellte. Kurz darauf starteten die Schüler eine Unterschriften-Aktion. Und es dauerte nicht lange, bis die nötigen 70 Prozent derer, die an der Schule lernen oder arbeiten, unterschrieben hatten.

Urkunde und Schild erhalten

Nun konnte Regionalkoordinator Karsten Burkardt der Schule nicht nur die Urkunde, sondern auch gleich das Schild überreichen. „Ich habe das Gefühl, dass es in den vergangenen Jahren wieder leichter geworden ist, rassistische Dinge von sich zu geben. Dass einige Tabus in diesem Bereich gefallen sind. Und ich finde es toll, wenn Schulen sagen: Nein. Das machen wir nicht mit“, so Burkhardt. Neben dem Gymnasium hatte er zuvor auch schon die Realschule mit diesem Titel ausstatten können.

Bundesweit gehören dem Netzwerk „Schulen ohne Rassismus – Schule mit Courage“ rund 3500 Schulen an, die von mehr als zwei Millionen Schüler besucht werden. Unterstützt werden die Schüler und Pädagogen dabei von mehr als 100 Koordinierungsstellen und 350 außerschulischen Kooperationspartnern. Im Kreis Siegen-Wittgenstein sind rund 20 Schulen Teil des Netzwerks. Es ist ein Projekt für alle Schulmitglieder. „Es bietet Kindern, Jugendlichen und Pädagogen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Wir sind das größte Schulnetzwerk“, heißt es auf der Homepage des Projektes. „Rassismus fängt nicht erst dann an, wenn die Medien davon berichten. Rassismus ist etwas, was oftmals ganz klein beginnt – in Witzen oder Sprüchen“, sagt Debus.

Mindestens ein Projekttag im Jahr

Patin des Projekts ist Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg: „Ich finde es super, dass ihr euch für dieses Projekt und damit gegen Rassismus einsetzt. Ich freue mich, dass ich als Patin Teil dieses Projekts sein darf.“ Auch Anke Fuchs-Dreisbach war in der Funktion als stellvertretende Bürgermeisterin vor Ort und gratulierte den Schülerinnen und Schülern: „Ihr habt euch bewusst dazu entschieden, euch für eine Schule ohne Rassismus einzusetzen. Ihr setzt damit ein wichtiges Zeichen. Damit geht aber auch einher, dass ihr euch nachhaltig dafür einsetzt, nicht nur hier in der Schule. Und das finde ich super.“

Doch was geht eigentlich mit dem Titel alles einher? Auf der Homepage des Projekts heißt es: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer zentralen Aufgabe meiner Schule wird, nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden.“ Eine weitere Voraussetzung ist, dass einmal pro Jahr ein Projekttag zum Thema Diskriminierung durchgeführt wird, um langfristig gegen jegliche Form von Diskriminierung, insbesondere Rassismus, vorzugehen.

Der Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist kein Preis für bereits geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft. Dabei geht es nicht nur um das Thema Rassismus, sondern gleichermaßen um Diskriminierung aufgrund der Religion, der sozialen Herkunft, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung.