Bad Laasphe. Siegel verliehen: Das Städtische Gymnasium Bad Laasphe am Steinacker ist jetzt ganz offiziell „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Das Städtische Gymnasium Bad Laasphe am Steinacker ist jetzt ganz offiziell „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Karsten Burkardt vom Kreis Siegen-Wittgenstein als Regionalkoordinator des EU-weit laufenden Projekts verlieh am Montag Siegel und Urkunde. Glückwünsche per Video kamen von Dr. Peter Liese, heimischer CDU-Politiker im Europäischen Parlament, der als Schirmherr fungiert.

Wille zur Projekt-Teilnahme: 95 Prozent haben unterschrieben

Mindestens 70 Prozent aller direkten Angehörigen einer Schule müssen per Unterschrift ihren Willen zur Teilnahme am Courage-Projekt bestätigen. Am „Städtischen“ seien es am Ende 95 Prozent gewesen, berichtet Schülersprecher Tjark Fischer – von den rund 500 Schülerinnen und Schülern über die etwa 50 Lehrerinnen und Lehrer bis hin zum Hausmeister.

Lesen Sie auch: Bad Laasphe: Schüler sprechen sich gegen Diskriminierung aus

Sie wollen nun „gemeinsame Wege gehen“, um „sich respektvoll zu begegnen und zu unterstützen“, sich also künftig gegen jede Form von Diskriminierung an der Schule einzusetzen und bei Konflikten einzugreifen. Aus Sicht von Schulleiterin Corie Hahn ist die Teilnahme am Projekt im Grunde Pflicht. Und Dr. Liese verwies in seinem digitalen Grußwort auf die EU-Charta der Grundrechte, die Würde für grundsätzlich jeden Menschen vorgebe.

Länder als Unterrichtsthema: positive und negative Aspekte

Ebenfalls Bedingung für die Projekt-Teilnahme: regelmäßige Projekttage. Einen davon haben die Schülerinnen und Schüler bereits Ende Februar vergangenen Jahres organisiert. Dabei hätten sie sich im Unterricht mit verschiedenen Ländern und etwa ihren vielfältigen Kulturen beschäftigt, fasst Tjark Fischer zusammen.

Lesen Sie auch: Lachsbachschule als „Schule ohne Rassismus“ ausgezeichnet

Auf Plakaten zum Beispiel seien dann aber auch negative Aspekte eines solchen Landes wie etwa eine unterdrückte Bevölkerung kritisch festgehalten worden. Das Siegel sei durchaus keine Selbstverständlichkeit, betont der Schülersprecher. So komme Rassismus aus einer breiten Masse der Bevölkerung – „oft aus Unwissenheit“. Umso wichtiger sei jetzt der Mut, dem Projekt beizutreten. Dabei sei das Siegel erst der Anfang – für ein gemeinsames Bemühen um ein Klima der gegenseitigen Achtung.

Burkardt: Rassismus wird leider gerade „wieder salonfähig“

Karsten Burkardt freut sich mit der Schule über das neue Siegel, das in der Region gerade in letzter Zeit viel zu selten verliehen worden sei. In einer Zeit, in der Rassismus gerade leider „wieder salonfähig“ werde. Etwas mehr als 20 Schulen kreisweit haben laut Burkardt das Courage-Siegel schon – oder werden es bald bekommen. Es könnten aber gern noch deutlich mehr Schulen sein, findet der Koordinator.

Burkardt, aber auch Schirmherr Dr. Liese boten an, das Städtische Gymnasium demnächst auch ganz persönlich bei anstehenden Projekten zu unterstützen.

Kommentar: Das kann man lernen

Redakteur Lars Peter Dickel
Redakteur Lars Peter Dickel © WP

Nur etwas mehr als 20 Schulen in Siegen-Wittgenstein tragen das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Das macht mich nachdenklich. Eigentlich dürfte es keine Schule geben, die sich nicht mit dem Thema Ausgrenzung von anderen oder Minderheiten auseinandersetzt. Gerade in Zeiten von Internet-Hetze kommt es auf gegenseitigen Respekt, auf soziales Miteinander stärker an als je zuvor.

Insofern ist es ein Alarmzeichen, dass noch nicht alle Schulen – also Schüler, Eltern und Lehrer – solche Vereinbarungen miteinander eingehen und dann auch leben. So wie man Bitte und Danke sagt, so wie man sich freundlich begrüßt, sollten Respekt und Achtung vor anderen Geschlechtern, Religionen und Hautfarben selbstverständlich sein. Und das kann man lernen.

Lars-Peter Dickel