Bad Laasphe. Viel passiert aktuell in Bad Laasphe. Auch wenn Corona viele Veranstaltungen unmöglich macht, hat der Verein viel erreicht.
Rund 40 Vereinsmitglieder trafen sich am Montagabend zur Jahreshauptversammlung des Christlich-Jüdischen Freundeskreises Bad Laasphe. Nachdem die Vorgänger-Veranstaltung Ende Januar 2020 noch unberührt von Corona problemlos stattgefunden hatte, brauchte es diesmal ein paar zusätzliche Anläufe, damit nun mit siebenmonatiger Verspätung die Versammlung überhaupt ausgerichtet werden konnte. Dabei passiert doch gerade so unendlich viel in dem Verein, nachdem dieser Anfang 2019 die Alte Synagoge an der Laaspher Mauerstraße gekauft hatte.
Polizeischutz bei der „Spurensuche“
Dennoch musste der Freundeskreis-Vorsitzende Rainer Becker jetzt bei seinem Jahresbericht im örtlichen Haus des Gastes, nachzulesen auf der Homepage des Wittgensteiner Kirchenkreises, zunächst von vielen Veranstaltungen sprechen, die pandemie-bedingt abgesagt wurden. Aber es gab auch den einen oder anderen Termin: eine Stolperstein-Verlegung für Ernst Canstein, der im verharmlosend „Euthanasie“ genannten systematischen Krankenmord wegen seiner angeblichen Schizophrenie von den Nazis umgebracht wurde, eine Volkshochschul-Führung „Spurensuche jüdischen Lebens in Laasphe“ mit der Begleitung von Polizei, „um Teilnehmer vor rechtsextremen Störern zu schützen“, so Rainer Becker, ein Besuch in den Laaspher Konfirmandenunterrichts-Gruppen, bei dem der Freundeskreis-Vorsitzende über die Auslöschung der örtlichen jüdischen Gemeinde sprach. Und trotz aller Corona-Widrigkeiten gab es sogar eine dezentrale Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht, vorbereitet von Kirchenkreis-Schulreferentin Silke van Doorn und Religionslehrer Wolfgang Henkel vom Gymnasium „Schloss Wittgenstein“, durchgeführt von Neuntklässlern mit Stationen von der früheren Synagoge bis zum Alten Jüdischen Friedhof. Fürs laufende Jahr wurden folgende Veranstaltungen angekündigt: Mitte September die Ausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden - Juden im deutschen Fußball“ in der Laaspher Stadtkirche und unter dem Titel „Mahnung“ eine Performance zum Holocaust im Haus des Gastes, im Oktober ein VHS-Vortrag zum Thema „300 Jahre Synagogen- und Gemeindeordnung in Laasphe“ und eine Pogrom-Gedenkveranstaltung am 9. November.
Drei wichtige Unterstützer sind gegangen
Auch wenn im Berichtszeittraum mit den Pfarrern Dieter Kuhli, Silke van Doorn und Joachim Cierpka drei wichtige Menschen, die auf ganz unterschiedliche Art die Arbeit des Freundeskreises unterstützt und vorangetrieben haben, die Lahnstadt verlassen hatten, so stimmte Rainer Becker der Blick auf die Mitgliederzahlen des Vereins zuversichtlich, mittlerweile gibt es davon 103: „Eine sehr schöne Entwicklung, die sich hoffentlich fortsetzt.“ Geehrt für ihre 25-jährige Mitgliedschaft wurden Werner Dürr und Margitta Traunfelder.
Zu den Regularien diesmal gehörte die Wahl des kompletten Vorstands: Seit der vergangenen Versammlung musste sich Beisitzer Dr. Gerhard Bosch aus gesundheitlichen Gründen von der Vorstandsarbeit verabschieden. Außerdem hatten die Gründungs-Mitglieder Christel Düsberg, langjährige stellvertretende Vorsitzende und derzeit wieder Beisitzerin, und Walburga Heinze, seit 2005 Beisitzerin im Vorstand, signalisiert, nicht noch einmal zur Wahl zu stehen. Sie erhielten wie der ehemalige Schriftführer und Beisitzer Werner Dürr, der nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand vor zwei Jahren diesem noch beratend zur Seite stand, ein Buchgeschenk. Er wollte nun endgültig aufhören, jetzt bringt sich Christel Düsberg in ähnlicher Weise in die Vorstandsarbeit ein, ohne Posten, aber weiter mit dem gewohnten großen Engagement.
Vorstand wird neu besetzt
Die Neuwahlen ergaben folgendes Bild: Wiedergewählt wurden der Vorsitzende Rainer Becker, Kassenwartin Marlies Nier sowie die Beisitzer Jens Gesper und Matthias Köhler, während auf eigenen Wunsch der bisherige Schriftführer Klaus-Peter Wolff in die Beisitzer-Position wechselte und die bisherige stellvertretende Vorsitzende Rosemarie Bork neue Schriftführerin wurde. Das ließ genau drei Positionen offen: Margit Haars und Nicole Wydra, die in den vergangenen Monaten schon in die Vorstandsarbeit hineingeschnuppert hatten, wurden Beisitzerinnen, der neue stellvertretende Vorsitzende ist Jochen Menn, ein alter Laaspher, der nach seiner Pensionierung nächstes Jahr nach Wittgenstein zurückkommt. Alle Wahlen fielen einstimmig aus. Bei der Versammlung war auch die Berleburger Pfarrerin Claudia Latzel-Binder. Sie ist noch nicht gewählt worden, wird aber vom Wittgensteiner Nominierungsausschuss der nächsten Kreissynode als Beauftragte des Wittgensteiner Kirchenkreises für die christlich-jüdische Zusammenarbeit vorgeschlagen. Sie stammt ursprünglich aus Bad Laasphe und hat in ihrer Ausbildung zur Pfarrerin - wie die bisherige Beauftragte Silke van Doorn - ebenfalls in Israel studiert.