Ein Lern- und Begegnungshaus soll entstehen, das sich seiner Geschichte bewusst ist – das ist der Plan für die Synagoge in Bad Laasphe.

Bad Laasphe. Nachdem für 1635 in Laasphe erstmals von einem Schutzgeld zahlenden Juden namens Nathan die Rede ist, gründet sich hier wohl um 1700 eine Jüdische Gemeinde, die sich 1752 eine detaillierte Ordnung gibt. Einige Jahre danach kauft die Gemeinde ein Haus an der Mauerstraße in der Lahnstadt und richtet darin eine Synagoge ein.

Außer dem Betsaal findet sich hier auch ein Schulraum. Bei Umbauarbeiten 1871 wird der Betraum erweitert. 1938 wird die Synagoge in der Reichspogromnacht verwüstet, ihr Inventar zerstört. Kurz darauf muss die Jüdische Gemeinde das Gebäude verkaufen, aus dem nun eine Schlosserwerkstatt wird.

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Nur einige Daten, die deutlich machen, dass Juden drei Jahrhunderte lang zu Laasphe gehörten – bis zum 17. Mai 1943: Durch die Deportation von Max, Johanna, Hannelore und Ursula Präger verlässt die letzte jüdische Familie Laasphe. Das ist bis dato der Stand der Dinge in Bezug auf das jüdische Leben in Laasphe. Und dem muss das Projekt Rechnung tragen, das der Freundeskreis für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bad Laasphe seit 2019 verfolgt, nachdem sein jahrelanges Bemühen, die Alte Synagoge zu kaufen, endlich erfolgreich war.

Leidenschaft für Denkmäler

Ein Lern- und Begegnungshaus soll hier entstehen, das sich seiner Geschichte bewusst ist. Wobei die geplante Dauerausstellung nicht nur an die jüdischen Opfer der Nazi-Diktatur hier vor Ort erinnern wird. Der Christlich-Jüdische Freundeskreis hat inzwischen das Architekten-Büro projektplus aus Siegen beauftragt, um die endgültige Zusage für die Landesmittel zur Förderung des Projektes „Alte Synagoge“ zu erhalten.

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Freundeskreis-Vorsitzender Rainer Becker freut sich, dass die Profis ihre Arbeit aufgenommen haben. Sie seien schon fleißig gewesen, so habe es etwa einen Termin mit der Denkmalbehörde – seit 2004 steht das Gebäude in der Denkmalliste – gegeben. Er habe „eine Leidenschaft für Denkmäler“, so Architekt Dipl.-Ing. Christian Welter von dem Siegener Büro, deshalb habe er sich sehr geehrt gefühlt, dass man für dieses bedeutende Projekt angefragt worden sei.

Auch wenn das „eine ziemlich herausfordernde Aufgabe“ sei, bei der die Lösung nicht sofort auf der Hand liege. Auch deshalb habe er zunächst vor Ort das Gespräch mit Oberer und Unterer Denkmalbehörde gesucht, um zuzuhören.

So konnte er dem Freundeskreis eine Besonderheit erklären, die dem Vereinsvorstand bisher stets zu weit gegangen war: das Betonen der Schlosserei-Zeit des Gebäudes auf Seiten der Behörde. Christian Welter

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übersetzte das so, dass man künftig nicht einfach über die anderweitige Nutzung der Alten Synagoge hinweggehen könne. Der letzte Bezugspunkt dürfe nicht 1938 sein, ein Verschweigen der Zeit danach sei historisch nicht akkurat - und könne als Verbergen einer unangenehmen Wahrheit verstanden werden: „Stellt man lediglich die Zeitebene der Synagoge heraus, überdeckt man das Zeugnis der gewaltsamen Inanspruchnahme der Synagoge.“ Ganz praktisch bereitet man derzeit die digitale Bestandsaufnahme des Gebäudes für ein dreidimensionales, computergestützt konstruiertes Modell vor.