Arfeld. 20 Tonnen wiegt der neue Harvester der Familie Henk. Und der hat einiges zu bieten. Im Minutentakt werden kaputte Fichten gesägt und entastet.
Während die meisten Menschen noch tief und fest schlafen, geht es für Florian Henk aus Arfeld bereits in den Wald. Zwischen drei und vier Uhr morgens startet sein Arbeitstag. Heute geht es für ihn in ein Waldstück nach Elsoff. Zahlreiche abgestorbene Fichten warten dort auf ihn – so wie täglich. „Das ist schon belastend, wenn man immer wieder die ganzen kaputten Bäume sieht“, sagt der 30-jährige gelernte Forstwirt. Dann fährt er den nächsten Baum an, dreht das Aggregat und mit einem Knopfdruck ist auch schon das Messer zu. Baum für Baum fällt, wird entastet und in mehrere Teile geschnitten. Ein Baum pro Minute in etwa schafft der neue Harvester, den die Familie Henk seit gut einem Jahr besitzt. Und der hat einiges zu bieten.
Der Harvester
Von weitem schon ist der rote Riese zu erkennen – 20 Tonnen in etwa wiegt der Harvester der Marke Komatsu. Er ist einer von insgesamt sechs eigenen Maschinen der Familie, fünf weitere kommen von Subunternehmen. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich bei uns extrem viel geändert“, sagt der 30-Jährige. „Vor zwanzig Jahren sind wir noch mit einem Schlepper mit Winde gefahren“, ergänzt sein Bruder Philipp Henk, der im Mai Zehnjähriges in der Forstwirtschaft feierte und sich mittlerweile selbstständig gemacht hat. Die erste Maschine mit einem Kran holte sich die Familie 2007 – zehn Jahre später dann besorgten sie sich ihren ersten Harvester. „Das war schon ein Quantensprung“, sind sich beide einig.
Heizung, Klimaanlage, Kühlschrank – es gibt kaum etwas, was die neuen Maschinen nicht haben. „Man kann sie sogar mit Mikrowelle kaufen“, sagt Phillipp Henk. Ein Kunde hat die Familie damals auf die neuen Maschinen der Marke aufmerksam gemacht, da sie mit einem Flottenmanagement arbeiten und damit sowohl für den Kunden als auch für die Waldarbeiter, Sägewerke und Förster eine immense Zeitersparnis bedeuten. „Wir haben damals überlegt, ob wir das Risiko eingehen wollen. Heute sind wir froh, dass wir in die neuen Maschinen und das System investiert haben“, so der 35-Jährige.
Doch was bedeutet Flottenmanagement eigentlich? Per Handy, IPad oder Computer werden die Aufträge, sowie Standort, Festmeter, Datum, Waldbesitzer, Käufer und viele weitere Daten gesendet. Das System zeigt somit genau an – wo und wie viel Holz geerntet werden soll. Die Koordinaten werden dann dem Rückezug-Fahrer und später dem Lkw-Fahrer weitergegeben. So weiß am Ende auch der Lkw-Fahrer, wie viel Holz er wo abholen und zu welchem Sägewerk transportieren soll. „Ich kann von daheim alles sehen – wann die Maschine gestartet wurde, den Fahrweg, die Dicke des Holzes – einfach alles“, sagt der ältere Bruder, der eigentlich Landwirtschaft gelernt hatte. „Früher sind wir zunächst mit dem Revierleiter in das Waldstück gefahren. Er hat uns dann gezeigt, welche Bäume gefällt werden. Zwei Tage später haben wir das dann dem Fahrer des Rückezuges gezeigt und wiederum ein paar Tage später dem Lkw-Fahrer – das entfällt nun dank dem Flottenmanagement.“
Die Daten werden dann an die Maschine weitergegeben. „Wenn die das zu bearbeitende Gebiet eines Waldbesitzers verlassen, gibt uns der Harvester ein Zeichen“, sagt Florian Henk, der schon den nächsten Baum anfährt. Das ganze Jahr über fahren die Mitarbeiter der Henks in den Wald. „Wenn Schnee liegt, stört uns das auch nicht. Dann kommen eben Ketten auf die Reifen. Die Schwierigkeit liegt dann eher darin, mit dem Auto in den Wald zu kommen“, sagt er und lacht. „Wenn es kalt ist, kann ich ja von Zuhause aus mit dem Handy schon einmal die Heizung hier in der Kabine anschalten. Komatsu legt schon viel Wert auf den Komfort für den Fahrer.“
Und wenn der Harvester einmal umkippt? „Die Kabine hält auch dann Stand“, so der 30-Jährige. „Sicherheit wird hier groß geschrieben. Früher habe ich weniger Holz gefahren und hatte viel mehr Blessuren als heute.“ Dennoch: Bei der Arbeit ist hohe Konzentration gefordert. „Am Abend ist man kopftechnisch echt platt.“ Um den Kopf ein wenig frei zu bekommen, geht es für den Arfelder dann unter anderem auf’s Mountainbike. „Das ist schon wichtig, dass man sich regelmäßig bewegt.“
Die Anfänge
Während heute die Forstwirtschaft den größeren Teil ihrer Arbeit einnimmt, betrieb die Familie Henk sie früher im Nebenerwerb. Mittlerweile arbeiten sie dort in der fünften Generation. „Angefangen hatte es damals mit dem Laaspher Fürstenhaus. Mittlerweile aber arbeiten wir auch für kleinere Waldbesitzer“, erklärt Philipp Henk.
Mit den Jahren dann ist der forstwirtschaftliche Part immer mehr gewachsen. „Wer weiß, was in ein paar Jahren sein wird. Bald ist auch die letzte Fichte aus dem Wald.“ Und damit auch ein Arbeitsraum für die Henks und ihre Mitarbeiter. „Bis hier wieder ein neuer Wald entstanden ist, dauert es bestimmt 30-35 Jahre. Das wird von unserer Generation wahrscheinlich nicht mehr gefahren“, sagt Florian Henk. „Das ist auch für uns nicht leicht. Wir sehen jeden Tag die kaputten Bäume, traurige Waldbesitzer und vieles mehr. Wir sind ja auch davon betroffen, wenn hier einmal alles weg ist“, sagt er. Die Familie besitzt selbst ein ca. 30 Hektar großes Waldstück. Das Holz aus diesem Areal wurde bereits für den Bau der Molkerei genutzt.
Die Zukunft
Und das ist auch gut so: „Wir wollen unsere Mitarbeiter auch nach der letzten Fichte weiter beschäftigen. Das war auch mit ein Grund, warum wir uns für den Bau der Molkerei entschieden haben. Unsere Mitarbeiter sind für alles offen. In der Land- und Forstwirtschaft gibt es viele Aufgabenbereiche“, sagt der 35-Jährige, für den seine Mitarbeiter Teil der Familie sind. „Wir können uns zu 100 Prozent auf sie verlassen.“ Insgesamt acht Vollzeitkräfte und elf Angestellte auf 450-Euro-Basis sind derzeit bei den Arfeldern angestellt.