Wittgenstein. Mountainbiker und Wanderer erobern den Wald. Gerade in Coronazeiten. Damit steigt das Unfallrisiko und stellt Rettunsgdienste vor Probleme.

Wittgenstein ist ein Naturparadies für Wanderer, Mountainbiker und andere Outdooraktivitäten. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend noch verstärkt. Was Touristiker freut, treibt den Rettungskräften die Sorgenfalten in die Stirn. Deutsches Rotes Kreuz und Freiwillige Feuerwehr müssen immer öfter Menschen aus Notsituationen in unwegsamen Gebieten retten. „Wir stellen eine Häufung dieser Einsätze fest“, bestätigt der stellvertretender Kreisbrandmeister und Bad Laaspher Wehrführer Dirk Höbener und hat dabei vor allem die Mountainbiker als Risikogruppe erkannt.

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Rettungswagen fährt sich fest

Auch der Erndtebrücker Feuerwehrchef Karl Friedrich Müller kann von solchen Einsätzen berichten. Erst Ende Juni erlitt ein Wanderer einen Bandscheibenvorfall und konnte vom Dreiherrenstein bei Zinse einen Notruf absetzen. Auf den durch Waldarbeiten ausgefahrenen Wegen fuhr sich der Rettungswagen des DRK fest und die Besatzung musste selbst die Feuerwehr alarmieren. Müller sorgte dafür, dass mit dem Logistik-Unimog der Erndtebrücker Feuerwehr das geländetauglichste Fahrzeug in den Einsatz ging. Erst wurde der Rettungswagen freigeschleppt. Dann der verunglückte mit dem Unimog aus dem Wald geholt und zum DRK-Fahrzeug gebracht. Das Tragische: Wenn der Rettungswagen mit seiner nicht ortskundigen Besatzung über ein Navigationssystem verfügen würde, dass sichere Waldwege aufzeigen könnte, wären die Helfer nicht selbst in eine Notsituation geraten.

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Feuerwehr zieht Konsequenzen

Müller hat Konsequenzen aus diesem Einsatz gezogen: Bei Rettungsdiensteinsätzen abseits der kartierten Straßen, soll der Leiter Feuerwehr Erndtebrück mit alarmiert werden, um die Unterstützung zu koordinieren. „Wir habe in Erndtebrück neben dem Unimog weitere geländegängige Fahrzeuge“, erläutert Müller. Diese verfügen über Allrad, Einzelbereifung und Einzelradaufhängung und eine höher Bodenfreiheit. Die übrigen Einsatzfahrzeuge seien mit Allrad zumindest „geländefähig“. Das sei auch mit Blick auf die Waldbrandgefahren eine Anschaffungsvoraussetzung. Bei den Wittgensteiner Nachbarwehren sei es ähnlich.

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Wichtige Rettunsgwege erfasst

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Neben den Fahrzeugen sind auch die Rettungswege wichtig. Die Erndtebrücker haben anhand einer Flurbereinigungskarte wichtige Rettungswege in den Wäldern und Feldern mit der Gemeinde und dem Regionalforstamt definiert. Die Konsequenz für Kommune oder Flächenbesitzer ist: Diese Wege müssen freigehalten werden. Das Wegekataster wird demnächst mit den Flächenbesitzern kommuniziert, so Müller.

Die Befreiung eines Gleitschirmfliegers im Januar am Entenberg in Niederlaasphe oder die Suche nach einer schwer verletzten Reiterin im Wald bei Laasphe Kunst ins 2019 gehören zu den besonderen Einsätzen in Bad Laasphe. Eine angepasste Alarm- und Ausrückeordnung hat Bad Laasphe dafür nicht. Aber im Regelfall werden dort Feuerwehrkräfte zur Unterstützung alarmiert. Höbener berichtet aber auch, dass beim Rettungsdienst zumindest eine Verbesserung in Sicht ist, weil fünf Rettungswagen mit Allrad beschafft werden.

Allrad-Rettungswagen kommen

Manuel Freudenstein von der Pressestelle des Kreises bestätigt das und kann darüber hinaus berichten, dass die fünf Fahrzeuge bereits vorhanden sind. Sie befinden sich aktuell seit 1. Juli in der Folierung und medizinischen Ausstattung. Je eines davon werde in Wittgenstein, in den Rettungswachen Bad Laasphe und Bad Berleburg stationiert.

Wichtig im Notfall ist die Übermittlung des Standortes. Wer mit einem Smartphone ausgestattet ist, kann die 112 anrufen. Diese sendet dann eine SMS an das Handy. Mit einem Klick auf Bestätigung wird dann der genaue Standort des Handys an die Retter übermittelt. Wen Begleitpersonen für den Notruf an einen Ort wechseln müssen, wo sie Handynetz haben, sollten sie dann dort nach dem Notruf auf die Helfer warten.