Bad Berleburg. 45 Jahre lang hat sich Friedhelm Aderhold für die Menschen seiner Heimat stark gemacht. Jetzt ist er gestorben. Weggefährten reagieren betroffen.

Friedhelm Aderhold ist tot. Im Alter von 88 Jahren ist der frühere Bad Berleburger Bürgermeister am Mittwochmorgen gestorben. Aderhold war von 1994 bis 1999 der letzte ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt Bad Berleburg. Über Jahrzehnte war der SPD-Politiker eine prägende Persönlichkeit für sein Dorf Wemlighausen, aber auch für die Stadt Bad Berleburg und den Kreis Siegen-Wittgenstein. Einen Namen machte sich der Verstorbene neben seiner Amtszeit als Bürgermeister auch als langjähriger Fraktionsvorsitzender, Bau- und Finanzfachmann seiner Partei.

+++ Sein Ansporn war das Vertrauen der Wähler

Für 45-jährige kommunalpolitische Tätigkeit erhielt der frühere Stadtverordnete und ehrenamtliche Bürgermeister Friedhelm Aderhold eine besondere Auszeichnung von Bernd Fuhrmann.
Für 45-jährige kommunalpolitische Tätigkeit erhielt der frühere Stadtverordnete und ehrenamtliche Bürgermeister Friedhelm Aderhold eine besondere Auszeichnung von Bernd Fuhrmann. © WP | Christoph Vetter

Erst im Jahr 2014 – nach Ablauf seiner letzten Wahlperiode als Stadtverordneter – zog sich das SPD-Urgestein endgültig aus der Kommunalpolitik zurück und wurde in der letzten Sitzung mit stehenden Ovationen für seine 45-jährige kommunalpolitische Arbeit gewürdigt. Zeitgleich gab Aderhold nach 39 Jahren als Ortsvorsteher von Wemlighausen auch sein Ehrenamt in jüngere Hände ab.

Politischer Erbe

Aderhold blieb bis zu seinem Tod politisch interessiert und verfolgte das lokale Geschehen, aber auch die Bundespolitik. Stolz war der Opa auf seinen Enkel Konstantin Achinger. Der wurde im Oktober 2020 zum NRW-Landesvorsitzenden der Jusos gewählt. Der WP berichtete Aderhold damals über die seinen erfolgreichen Enkel: „Er hat mit uns vorher darüber gesprochen, dass er sich auf den Vorsitz in NRW bewerben möchte und freie Fahrt von mir bekommen. Ich habe gesagt: Junge, wenn du das neben dem Studium machen willst, dann mach es. Und ich bin stolz, dass er es geschafft hat.“

+++ Stolz auf den politischen Enkel

+++ Friedhelm Aderholds Meinung zur Kommunalen Neugliederung

Bodo Hüster, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes reagierte „sehr betroffen“ auf die Nachricht. „Ich kenne Friedhelm seit Beginn meiner Mitgliedschaft in der SPD. Friedhelm war ein wandelndes Lexikon, was Beschlüsse, Ereignisse und Anekdoten rund um Partei, Fraktion und Stadtrat anging.“ Über Jahrzehnte habe er sich um die Belange seiner Heimat Schüllar-Wemlighausen, Bad Berleburg und den Kreis Siegen-Wittgenstein eingesetzt. „In der Stadtverordnetenversammlung, in verschiedenen Ausschüssen und in der Fraktion habe ich oft neben ihm gesessen und von seinem großen Wissen profitiert. Er war nicht nur Genosse, sondern auch väterlicher Freund“, sagt Hüster und betont: Die SPD Bad Berleburg verliere mit Ader­hold einen prägenden Menschen und werde sich seiner mit großem Respekt und Dankbarkeit erinnern.

+++ Friedhelm Aderhold zur großen Koalition

Stimmen von Weggefährten

Stationen seines politischen Lebens

Am 1. Januar 1969 trat Friedhelm Aderhold in die SPD ein und gehörte der Partei somit über 52 Jahre an. Von 1969 bis 1974 hatte er ein Direktmandat im letzten Kreistag Wittgenstein vor der Gebietsreform 1975.Von 1984 bis 2009 gehörte er 25 Jahre lang dem Kreistag Siegen Wittgenstein an.Von 1969 bis 2014 war er außerdem Stadtverordneter in der bis zur kommunalen Neugliederung selbstständigen Gemeinde Wemlighausen und später der Stadt Bad Berleburg.Außerdem war Aderhold bis 2014 insgesamt 39 Jahre lang Ortsvorsteher von Wemlighausen.Von 1994 bis 1999 war Ader­hold der letzte ehrenamtliche Bürgermeister Bad Berleburgs.2001 wurde er für seine umfangreichen Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender war Bernd Weide. Der erinnert sich noch sehr gut an den Politik- und Diskussionsstil von Friedhelm Aderhold, der „immer sachlich und nie unter der Gürtellinie gewesen“ sei. Gleichwohl hätten es seine Genossen, aber auch die politischen Gegner nicht einfach mit Aderhold gehabt. Weide: „Ich vergesse das nie: Wenn er mit einem Beschlussvorschlag nicht zufrieden war, ging sein Finger hoch und er sagte dann gerne einleitend ,Ein Wort noch...’ oder aber ,Ich will’s ja nicht verlängern, aber...’.“ Dabei sei es dann natürlich nie geblieben, schmunzelt Weide rückblickend – und konstatiert: „Aber jedes Wort, was er dann sagte, war wichtig.“ Von seiner Erfahrung und seinem großen, persönlichen und akribisch geführten Archiv habe die Stadt profitiert.

Auch politische Gegner zollen Friedhelm Aderhold Respekt: Ein langjähriger „Gegenspieler“ war der CDU-Fraktionsvorsitzende Eberhard Friedrich, der selbst bis zum Ende der vergangenen Legislaturperiode 36 Jahre kommunalpolitisch aktiv war: „Ich bedauere den Verlust eines angenehmen Menschen und eines verlässlichen Kollegen. Wir waren nicht immer einer Meinung, aber bei Absprachen konnte man sich auf sein Wort verlassen. Das ist leider nicht selbstverständlich“, würdigt Friedrich den Verstorbenen.

Landrat und Bürgermeister würdigen Politiker und Persönlichkeit

Sowohl Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann als auch Landrat Andreas Müller würdigen das Lebenswerk des Verstorbenen: „Mit Friedhelm Aderhold verlieren wir nicht nur einen großartigen Menschen, sondern auch eine wichtige und überaus prägende Persönlichkeit für die Stadt Bad Berleburg und ihre Entwicklung – bis in die Gegenwart hinein. In seiner Zeit als Kreistags-, Rats- und Gremienmitglied und seiner Tätigkeit als Ortsvorsteher hat er sein gesamtes Handeln stets in den Dienst der Bürgerinnen und Bürger von Bad Berleburg gestellt“, formuliert es Fuhrmann und würdigt auch die Person: „Er war ein Mensch auf den ich stets bauen konnte – ebenso wie auf seine Erfahrung. Nicht nur, aber auch deshalb war er für uns und mich ganz persönlich ein wichtiger Wegbegleiter und toller Ratgeber.“

Landrat Andreas Müller nennt den Verstorbenen einen „Fels der Sozialdemokratie hier in Siegen-Wittgenstein. Bei meinem Einstieg in die Politik habe ich ihn noch als einen starken, engagierten Verfechter für die Belange der Wittgensteiner kennengelernt. Auf der anderen Seite weiß ich, dass er als Mitglied des letzten Wittgensteiner Kreistages bis 1974 die Vereinigung beider Altkreise sehr positiv begleitet hat. In 45 Jahren Kommunalpolitik auf Stadt und Kreisebene hat er ein Wissen und eine Erfahrung angesammelt – da konnte ihm so schnell niemand das Wasser reichen. Sein Tod ist auch menschlich ein ganz großer Verlust.“

Unser Mitgefühl gilt der Familie.