Wemlighausen.

Neun Mal ist er als Kandidat angetreten, neun Mal hat er über 60 Prozent der Stimmen bekommen, Dieses Vertrauen ist für Friedhelm Aderhold immer wieder Ansporn gewesen, sich als Ortsvorsteher für sein Heimatdorf Wemlighausen, als Stadtverordneter für sein Bad Berleburg und als Kreistagsabgeordneter für Siegen-Wittgenstein zu engagieren.

Der 81-jährige Sozialdemokrat beendet nun nach über 45 Jahren seine kommunalpolitische Tätigkeit. Er kann zurückblicken auf eine unermessliche Fülle von Ehrenämtern und Funktionen, die alle hier zu erwähnen den Rahmen sprengen würden. Gleichwohl soll die Würdigung der Verdienste des politischen Urgesteins in Wittgenstein nicht zu kurz kommen.

Verlust der Höhendörfer schmerzlich

Dabei startete die „Karriere“ von Friedhelm Aderhold eher unerfreulich. Seit fünf Jahren war er in der Gemeindevertretung Wemlighausen, in der Amtsvertretung Berleburg und im Wittgensteiner Kreistag als die Kommunale Neugliederung per 1. Januar 1975 in Kraft trat. Wittgenstein war dem Siegerland zugeschlagen worden und die Stadt Bad Berleburg musste an ihrer nördlichen Grenze die Höhendörfer an den Hochsauerlandkreis abgeben sowie im Westen fünf Ortschaften Erndtebrück überlassen, damit dort überhaupt das Gebilde Gemeinde zustande kam. „Das war damals sehr schmerzlich, weil uns auf der Höhe das Wintersportgebiet verloren gegangen war und wir insgesamt 3000 Einwohner verloren haben“. Wäre das alles nicht so gekommen – was dann? „Wer weiß,“ fragt Aderhold, „wir hätten als Stadt mit 25000 Einwohnern ein eigenes Bauamt und ein Jugendamt bekommen.“

Aber Jammern nutzte nichts. Bad Berleburg hatte nun die Chance zum Bau einer großräumigen Wasserversorgung und einer zeitgemäßen Abwasserbeseitigung. Die Weichen für diese und andere notwendigen Investitionen stellte Aderhold mit – in 20 Jahren an der Fraktionsspitze, davon neun Jahre als Stellvertreter von Ewald Spanka. „Von ihm habe ich viel gelernt,“ erinnert Aderhold an den ehemaligen Hauptschuldirektor. Bei weitreichenden Entscheidungen zum Wohle der Bürger – das möchte der 81-jährige erwähnt wissen, „haben die beiden großen Parteien im Grunde immer gut zusammengearbeitet.“ Namentlich verbindet Aderhold das mit den CDU-Fraktionsvorsitzenden Erich Stalz, Hugo Kufner und Eberhard Friedrich, mit denen es „größere Differenzen nicht gegeben“ habe.

Die Mitte wäre noch am Marktplatz

Politische Herausforderungen konnten so gemeinschaftlich gemeistert werden. Dazu fällt dem ausscheidenden Stadtverordneten die Stadtkernsanierung ein, von der er weiß: „Die musste aus finanziellen Gründen von der ursprünglichen Planung erheblich abgespeckt werden. Hätten wir damals Geld gehabt, wäre die innerstädtische Infrastruktur heute besser und der Mittelpunkt hätte sich nicht vom Marktplatz in Richtung Norden verschoben.“ Mit gewaltigem Aufwand sind mit Aderhold zwei Änderungen des Flächennutzungsplanes beschlossen worden, um Baurecht in den Dörfern zu schaffen; die Indus­trieflächen konnten in der Herrenwiese in Raumland/Berghausen und in Weidenhausen ausgewiesen werden. Entscheidend mitgewirkt hat der Wemlighäuser an der Gründung und Entwicklung des interkommunalen Industrieparks Wittgenstein in Schameder. „Das war eine weitsichtige Entscheidung der drei Kommunen.“ Oftmals sei er dafür in seiner Zeit als ehrenamtlicher Bürgermeister (1994 bis 1999) mit dem damaligen Stadtdirektor Hans Ulrich Kuppert im Ministerium in Düsseldorf gewesen.

Aber nicht alles verlief nach Wunsch. Gibt es ein Ziel, das in all den Jahren nicht erreicht werden konnte? Aderhold muss nicht lange nachdenken: „Ganz klar. Das ist der Bau der A4. Die brauchten wir für Wittgenstein von Olpe bis Hattenbach. Ich habe bis 1999 dafür gekämpft, als dann klar wurde das Projekt ist gescheitert, weil die Zusammenarbeit zwischen Hessen und NRW zu wünschen übrig ließ.“ Ebenfalls nicht nach dem Geschmack des heutigen Alt-Bürgermeisters war die Abschaffung der Doppelspitze in der Verwaltung. „Das war meiner Meinung nach falsch.“ Dadurch habe der hauptamtliche Bürgermeister zu viele Kompetenzen erhalten und der Rat einige Möglichkeiten abgenommen bekommen.

Im Heimatdorf vieles bewegt

Wenn Friedhelm Aderhold nach der Kommunalwahl am Sonntag den Posten des Ortsvorstehers in Wemlighausen abgibt, dann kann er auf vier Jahrzehnte ohne Unterbrechung in diesem Ehrenamt zurückblicken. Wesentliche Erfolge für das Dorf: Die Erschließung des Ferienhausgebietes mit 76 Einheiten, das Freizeitzentrum am Rande der Ortschaft, – und ganz wichtig: „Der Grundschulstandort Wemlighausen ist inklusive Turnhalle bis heute ebenso wie der Kindergarten vor Ort erhalten“, freut sich der Ortsvorsteher, der seit Jahrzehnten in allen örtlichen Vereinen aktiv ist. Den Verein für Kultur- und Heimatpflege im Doppeldorf Schüllar-Wemlighausen hat Friedhelm Aderhold 1973 als Dachverband aller Vereine ins Leben gerufen und mit dieser Organisation den Kauf des Sportplatzes realisiert. „Das war klasse,“ blickt Aderhold zurück, „wir hatten einen Spiel- und Bolzplatz für den Nachwuchs und bekamen Platz für den Anbau der Schützenhalle.“

Gartenteich oder Reisen

Und nun? Friedhelm Aderhold hebt seinen „politischen Zeigefinger“ und lacht: „Ich werde sehr aufmerksam verfolgen, wie die Haushaltskonsolidierung, die ich für gut halte, weitergeht.“ Immerhin habe er allen Haushaltsplänen zugestimmt; bis auf die Ausnahme, als „eine Gebührenerhöhung zur Sanierung des Haushaltes beschlossen wurde. Das kann ich nicht befürworten.“

Politisch passiv – privat aber aktiv. Friedhelm Aderhold möchte sich ein wenig mehr Ruhe gönnen, vielleicht mit seiner Lisa am Gartenteich, vielleicht bei ein paar Reisen. „Ob’s die große Welt wird, muss die Gesundheit entscheiden.“