Bad Berleburg. Zufriedenheit über 40 Parteieintritte im Bezirk Siegen-Wittgenstein. Nach der Regierungsbildung steht die SPD im Lokalen vor einem Neuanfang.
Der Pulverdampf der Diskussion um eine Neuauflage der Großen Koalition hat sich gelegt. Jetzt zieht der neu gegründete SPD-Ortsverein Bad Berleburg eine erste Bilanz. Die sieht gar nicht schlecht aus. Immerhin fünf der 40 Parteieintritte im Unterbezirk Siegen-Wittgenstein sind hier zu verzeichnen. Der Ortsvereinsvorsitzende Bodo Hüster hält die Parteibücher bei der Diskussionsrunde in Raumland in die Höhe. Zwei im Jusoalter sind dabei. Zumindest ein Hauch von Verjüngung.
Als Positiv wertet Bodo Hüster die Diskussion um die Große Koalition in den eigenen Reihen. Das Abstimmungsergebnis mit 75 Prozent Mitgliederbeteiligung und 66 Prozent Zustimmung zur Regierungsbeteiligung „hat eine Größenordnung, mit der ich nicht gerechnet hatte“.
Nach der Regierungsbildung steht die SPD auch in NRW und im Lokalen vor einem Neuanfang. Mit den jetzt vierteljährlichen Diskussions-Stammtischen verteilt im Berleburger Stadtgebiet löst der Vorstand des neuen Ortsvereins sein Versprechen ein. Erster Gesprächsstoff waren hier die GroKo und politische Themen für die Zukunft.
„Das Ergebnis ist ein klares Zeichen. Und mit 21 Prozent (bei der Bundestagswahl/d. Red.) so wichtige Ministerposten zu bekommen, das hat auch mich überzeugt. Jetzt kommt die Arbeit. Ein ‘weiter so’ kann nicht unser Ziel sein. Die SPD hat sich in der Vergangenheit zu viel mit Lifestyle-Themen befasst. Statt über die Nationalhymne zu diskutieren, sollten Mietpreisbremse, Renten und Digitalisierung im Vordergrund stehen. Und die SPD sollte sich stärker von der CDU distanzieren.“ ( Joshua Briel, Vorsitzender der Jusos in Wittgenstein)
„Die Unterschiede zwischen den beiden Parteien sind nicht gut wahrzunehmen. Teile der CDU rücken uns auf die Pelle und Nuancen entscheiden. Gefahr sehe ich für die Demokratie weit rechts und manchmal auch links. Ein Thema für die Sozialdemokratie sollte die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommen sein von 1000 Euro sein. Wobei das nicht an der Zahl scheitern könnte, sondern eher am Begriff ‘Bedingungslos’, an dem sich viele - auch SPD-Mitglieder - stoßen werden.“ ( Bernd Weide, Fraktionsvorsitzender der SPD im Berleburger Stadtrat)
„Ich bin für die Große Koalition gewesen. Was anderes kann man doch gar nicht machen, wenn man noch etwas mitentscheiden will. Zwei Drittel unserer Bevölkerung geht es doch gut und die SPD hat großen Anteil daran.“ ( Friedhelm Aderhold, ehemaliger SPD-Bürgermeister)
„Wir haben mit der Abstimmung über die Große Koalition miterlebt, dass die Diskussionskultur in der SPD noch lebt. Ich selbst habe gegen die Große Koalition gestimmt, aber mich über das deutliche Ergebnis gefreut und auch nachher keine Putschstimmung gespürt. Es ist wieder Bewegung in der SPD. In NRW kommt die Erneuerung, weil Mike Groschek den Parteivorsitz abgibt und im Unterbezirk haben wir 4 Arbeitsgruppen, die sich um Inhalte kümmern.“ ( Sandra Peiser, stellv. Vorsitzende des SPD-Unterbezirks)
„Die SPD hat allen gezeigt, dass wir sozial leben und mit der Mitgliederabstimmung bewiesen, das hier Demokratie gelebt wird.“ ( Joachim Strackbein, Diedenshausen)
„Das 52-Prozent-Ergebnis ist eine Stärkung. Ich war immer für die GroKo. Nach dem Hin und Her müssen wir jetzt unsere Themen angehen. Hubertus Heil tut das, weil er jetzt noch einmal den Mindestlohn angehen will.“ ( Ulrike Dirkmann, stellv. Ortsvereinsvorsitzende)
„Die Wahl in der SPD hat sich zum positiven entwickelt, weil keiner mit diesem Umgang mit dem Thema gerechnet hat. Im Übrigen sind beide Parteien für die Große Koalition abgestraft worden, dabei geht es uns in Deutschland gut. Es gibt kaum zehn Länder denen es besser geht.“ ( Karl-Heinrich Sonneborn, Ortsvorsteher Wingeshausen)