Bad Berleburg. Für Sehbehinderte werden die grauen Poller zu Hindernissen, die nicht gut zu erkennen sind. Daran soll sich etwas ändern.

Graue Straßen-Poller sind praktisch: Sie leiten den Fußgänger- und Straßenverkehr, grenzen Gehwege, Radwege und Fußgängerzonen von befahrenen Straßen ab und verschönern gleichzeitig das Stadtbild. Für Seheingeschränkte werden sie aber schnell zum Problem, denn: Durch ihre dunkle Farbe heben sie sich kaum kontrastreich von ihrer Umgebung ab.

+++ Barrierefreiheit in Wittgenstein

+++ Gemeinsamer Alltag noch entfernt

Sie werden für Betroffene quasi unsichtbar und damit zu echten Stolperfallen. Das zieht immer wieder Unfälle und Stürze nach sich. Darauf will der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (dbsv) im Zuge des Sehbehindertentags (6. Juni) aufmerksam machen: Bundesweit tragen gerade zahlreiche graue Poller rot-weiße Mützchen. So auch in der Bad Berleburger Kernstadt — zum Beispiel am Marktplatz oder auf der kleinen Brücke in der Limburgstraße.

Blindenhund ist treuer Begleiter

„Es sind die kleinen Dinge, die helfen. Wir wünschen uns ein Miteinander und möchten mit Menschen ins Gespräch kommen“, so Katrin Spies-Gußmann des dbsv der Bezirksgruppe Wittgenstein und Umgebung, die als Physiotherapeutin tätig ist. Sie selbst ist erblindet. Ihr Blindenhund Lilly ist ihr treuer Begleiter im Alltag.

Mit der Aktion will der Verband vor allem Sehbehinderten eine Stimme schenken und gleichzeitig auf die Vereinsarbeit aufmerksam machen. Laut Katrin Spies-Gußmann gehe es vor allem darum, Sensibilität in der Gesellschaft zu schaffen und Kompromisse einzugehen. Zum Beispiel: Aufsteller von Geschäften nicht mitten auf die Gehwege und Leitsystem zu platzieren. Ansonsten verliere man als Blinder oder Seheingeschränkter schnell seinen Weg.

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Auch im Supermarkt lauern überall Hindernisse für Menschen, denen das Augenlicht fehlt. Hier werde Spies-Gußmann und ihrer Hündin oft durch mittig platzierte Aufsteller der Weg versperrt. „Dass man ignoriert wird, das ist dann vor allem auch ein emotionales Problem“, so die Blinde.

Nicky Stöcker ist ebenfalls erblindet und auch er muss sich täglich mit diversen Schwierigkeiten auseinandersetzen. Am Bahnhof werde der Leitweg für Blinde zum Beispiel immer wieder durch Mülltonnen und Autos gestört. Und auch zu niedrig stehende Straßenschilder seien oft gefährlich — denn die könne der Blindenstock nur spät oder gar nicht erfassen.

Sichtbarkeit soll ausgebaut werden

Ein kontrastreicheres Straßenbild und höher hängende Schilder würden also eine enorme Erleichterung darstellen. Und genau da kommt die Stadt Bad Berleburg, die bereits seit drei Jahren dem dbsv zusammenarbeitet, ins Spiel: „Die Sichtbarkeit im Fußgängerverkehr soll weiter ausgebaut werden“, zeigt sich Wolfgang Grund, Leiter der Abteilung Infrastruktur und Erholung der Stadt Bad Berleburg, entschlossen. Am Goetheplatz sowie am Nordknoten seien schon Kontraststreifen und entsprechende Hilfsmittel für Sehbehinderte integriert worden.

In Zukunft gelte es in Bad Berleburg, Schilder zu erhöhen und graue Poller um rot-weiße Markierungen zu ergänzen. Eine barrierefreie Nutzbarkeit ist bereits in Auftrag gegeben worden — und in diesem Jahr soll sich einiges ändern, um den Blinden und Seheingeschränkten den Alltag zu erleichtern.