Berghausen. Die mehrfach geflickte Ortsdurchfahrt Berghausen im Verlauf der Landesstraße L 553 macht Autofahrern zu schaffen. Aber auch den Anliegern.

Kristin Winkelmann (55) arbeitet nachts in einer Erndtebrücker Backstube. Um 18 Uhr geht sie daher ins Bett, damit sie gegen Mitternacht wieder fit ist, wenn um 3 Uhr ihre „Nachtschicht“ beginnt. Einschlafen kann sie aber sehr oft nicht, denn: Die Berghäuser Straße (L 553) direkt vor ihrer Wohnung macht auch spätabends noch Lärm. Zuviel Lärm, findet Winkelmann. Eigentlich kein Wunder, ist die etwa ein Kilometer lange Ortsdurchfahrt im Verlauf der L 553 doch schon seit Jahrzehnten eine echte Buckelpiste, mehrfach geflickt.

Der Verkehrslärm

Lkw - vor allem leere - scheppern oft ohrenbetäubend durch die Schlaglöcher der etwa einen Kilometer langen Ortsdurchfahrt von Berghausen.
Lkw - vor allem leere - scheppern oft ohrenbetäubend durch die Schlaglöcher der etwa einen Kilometer langen Ortsdurchfahrt von Berghausen. © Eberhard Demtröder

„Gerade hier vor dem Haus sind viele Schlaglöcher“, berichte Winkelmann im Gespräch mit unserer Redaktion. „Da gibt’s dann so richtige Schläge, wenn Lkw da durchfahren. Da kriegt man oft einen Schrecken.“ Das kennt auch Winkelmanns Vermieterin Nicole Ax (40): Da scheppere die Ladung auf den Lastwagen nicht selten derart, „dass die Fahrer rechts ran fahren, um da wieder Ordnung reinzubringen“. Jedenfalls: Vor 20.30, 21 Uhr „kehrt keine Ruhe ein“, ärgert sich die 55-jährige Mieterin. Das einzige Mittel dagegen: „Fenster zu, Jalousien runter.“ Selbst wenn es im Sommer draußen heiß sei. Gemütliches Grillen im Garten? Fehlanzeige, sagt Nicole Ax: „Es ist einfach zu laut.“ Und der Verkehrslärm dringe sogar in die Nebenstraßen, sagt Anwohnerin Katharina Willert (36) aus der Wohnstraße „Zur Ecke“.

Immerhin solle die Ortsdurchfahrt ja bald erneuert werden, hat Ax gehört. Tatsächlich signalisieren der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW und die Stadt Bad Berleburg Abhilfe – und zwar so schnell wie möglich. Im Rahmen einer gemeinsamen Erhaltungsmaßnahme solle der Oberbau der Fahrbahn mitsamt Deck- und Binderschicht erneuert werden, heißt es aus dem Berleburger Rathaus. Und an Spuren für den Radverkehr ist gedacht.

Die Schlaglöcher

Abhilfe sei „ja schon lange geplant“, weiß Anwohner Karl-Heinz Dickel (67). „Aber es tut sich nichts.“ Und das bei diesem Lkw-Verkehr. Schlaglöcher würden „nur notdürftig geflickt“. Auf die Nebenstraßen im Ort, die im Grunde „noch viel dringender gemacht werden müssten“, weist eine Mutter hin, die gerade ihre Tochter von der Kita abholt.

Eine ihrer Nachbarinnen sei schon weggezogen, berichtet Anliegerin Manuela Becker (56). Die habe den Lärm einfach nicht mehr aushalten können. Als neulich wegen Corona die Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr gegolten habe, sei es übrigens akustisch „ein Unterschied wie Tag und Nacht gewesen“. Außerdem werde in der Ortsdurchfahrt gerast, kritisiert Becker.

Die Stolperfallen

Für den Zebrastreifen mitten im Ort wünschen sich die Eltern der Kita- und Schulkinder eine Bedarfsampel.
Für den Zebrastreifen mitten im Ort wünschen sich die Eltern der Kita- und Schulkinder eine Bedarfsampel. © Eberhard Demtröder

Auch für die Fußgänger gebe es Stolperfallen, wenn man in Berghausen über die Straße oder auf dem Bürgersteig gehen müsse, sagt Katharina Afflerbach (36), Mutter eines dreijährigen Sohns und einer neunjährigen Tochter. Was sie aber auch feststellt: „Der Zebrastreifen im Ort ist eine Katastrophe.“ Warum? „Weil die Autos nicht anhalten“, sagt Afflerbach. Daher hätten die Berghäuser Eltern für ihre Kita- und Grundschulkinder auch gerne eine Bedarfsampel am Überweg.

Auch Gästen des Dorfes fällt der Zustand der Ortsdurchfahrt auf. Dem Essener Fotografen Thomas-Oliver Milinski (41) etwa, der heute das Grab seines Onkels auf dem Berghäuser Friedhof besuchen möchte. Der Straßenbelag sei „hoppelig“, der Verkehr „sehr laut“.

Die Verschmutzung

Vor lauter Verkehr blieben die Wände seines Hauses einfach nicht weiß, bedauert Anlieger Heinz Günter Klett (72) – zumindest zur Straße hin. Und immer wieder neue Anstriche seien teuer. Klett erinnert sich daran, wie erst 1959/60 sein Wohnhaus gebaut und 1963 dann die Straße davor gemacht wurde. Sie sei später nur einmal zwischendurch „abgeschält“ und die Fahrbahndecke erneuert worden. Dann aber seien Erdgas-Leitungen unter die Straße gekommen – und wieder entstand Flickwerk im Asphalt.

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Durch den vielen Verkehr eher grau statt weiß: die Fassade des Hauses von Heinz Günter Klett.
Durch den vielen Verkehr eher grau statt weiß: die Fassade des Hauses von Heinz Günter Klett. © Eberhard Demtröder

Die vielen Holztransporte der letzten Monate aus den Wäldern der Umgebung für den Export hat Wolfgang Friedrich (69) im Visier, Orthopädie-Schuhmachermeister an der Berghäuser Straße. Sie und der intensive Lkw-Verkehr seien die Ursache für die Längsrillen in der Fahrbahn. Radfahrer auf dem Ederradweg, der in Berghausen entlang der L 553 führt, holten die Schlaglöcher nicht selten aus dem Sattel. Da werde viel geflucht. Für die Ortsdurchfahrt werde es jetzt „allerhöchste Zeit“, findet Friedrich.

Das sagt die Ortsvorsteherin

Der Zustand der Straße nerve Anwohner und Autofahrer gleichermaßen, bringt es Berghausens Ortsvorsteherin Charlotte Linde-Reber auf den Punkt. „Und wir haben hier ja auch einen hohen Durchgangsverkehr“, sagt sie – mit vielen Lkw „von und zum Industriegebiet“.

Die Ortsvorsteherin begrüßt es, dass Landesbetrieb und Stadt beim Projekt Straßen-Erneuerung zusammenarbeiten. „Wir sind erst einmal dankbar dafür, dass sich die Stadt der Sache angenommen hat“, sagt sie. Und auch der Landesbetrieb sehe nun offensichtlich Bedarf. Schließlich habe „das Verkehrsaufkommen in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, dass die Fahrbahn immer schlechter wird“. Sie sei jedoch „zuversichtlich, dass sich da in absehbarer Zeit etwas tut“, so Linde-Reber – aber ob es mit den Bauarbeiten noch im laufenden Jahr klappt? „Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis.“

Das sagen die Straßenplaner

Dass die mehrfach geflickte, etwa einen Kilometer lange Ortsdurchfahrt Berghausen zwischen den Einmündungen „Im Krimmelsbach“ und „Im Willstein“ noch im laufenden Jahr erneuert werden soll, bestätigt der Landesbetrieb Straßen NRW auf Anfrage. Allerdings: „Die Maßnahme ist noch in der Vorbereitung, dementsprechend richtet sich der Zeitplan nach dem Fortschritt der erforderlichen Vorarbeiten“, so Pressesprecherin Julia Ollertz. Nach ihren Angaben liegen die Baukosten voraussichtlich bei etwa 600.000 Euro.