Raumland. Christopher Klinker und seine Verlobte Patricia Treude erzählen uns ihren Traum vom eigenen Haus und warum die Heimat dafür wichtig ist.
„Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben“, schrieb der renommierte Schriftsteller Theodor Fontane schon vor zwei Jahrhunderten – Ein Satz, der bis in die heutige Zeit seine Gültigkeit bewiesen hat. Ein perfektes Beispiel dafür liefern jetzt Christopher Klinker und seine Verlobte Patricia Treude, die sich – nach fast fünf Jahren am anderen Ende der Welt – den Traum vom Eigenheim in Wittgenstein erfüllt haben. In Raumland feilen die beiden derzeit fleißig an ihrem neuen Domizil.
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Dabei sah der Lebensplan des heute Paares eigentlich ganz anders aus. 2016 verschlug der Beruf den 28-jährigen Vertriebsmanager und die gleichaltrige Friseurin nach Australien. In Sydney begann für die jungen Wittgensteiner ein völlig neuer Lebensabschnitt in einer vollkommen ungewohnten Umgebung – knapp 16.000 Kilometer von der Familie und den Freunden entfernt. „Australien war sowohl beruflich als auch privat eine unglaubliche Erfahrung. Doch bei den Heimatbesuchen haben wir beide immer mehr gemerkt, wie schön es in Wittgenstein ist. Die Landschaft, die Ruhe und die Nähe zur Familie sind Dinge, die man erst wirklich vermisst, wenn man woanders gelebt hat“, berichtet Treude, während ihr Zukünftiger nickend zustimmt und ergänzt: „Weil wir so lange weg waren, haben wir es zu schätzen gelernt, Freunde und Familie ständig sehen zu können.“
Aus der Mietwohnung in ein Eigenheim
Im April 2020 endete das große Abenteuer „Down Under“ für die beiden Wittgensteiner, die sich dabnach eine Mietwohnung in Bad Berleburg als Bleibe suchten – die Idee von einem Eigenheim schwirrte dem Paar jedoch stets im Hinterkopf umher. „Wir wollten erstmal wieder in Deutschland, in der Heimat, ankommen. Deshalb war Bad Berleburg perfekt. Wir konnten beide wieder bei unseren ehemaligen Arbeitgebern einsteigen und hatten viele Bezugspersonen in der Umgebung, die uns die Ankunft einfach gemacht haben“, erklärt Klinker warum – nach dem Leben in der Millionenstadt Sydney – nicht auch eine deutsche Großstadt als Option in Frage gekommen ist. „Das High-Life-Leben ist ein wenig raus für uns. Nach der Arbeit will man nach Hause kommen und seine Ruhe haben, das geht hier auf dem Land am besten.“
Doch als Klinkers Mutter Ende 2020 verstarb, wurde das junge Paar vor eine richtungsweisende Entscheidung gestellt. „Da meine beiden älteren Schwestern beide bereits ein Eigenheim besitzen und Familie haben, wurde mir sozusagen das Elternhaus vererbt. Wir haben lange mit dem Gedanken gespielt dieses zu verkaufen und ein eigenes Grundstück in Berleburg zu erwerben, um dort neu zu bauen“, berichtet der 28-Jährige, der sich sogar schon ein Grundstück am Sengelsberg reserviert hatte. Nach vielen Wochen des Abwägens entschied sich das angehende Ehepaar allerdings doch das ehemalige Elternhaus in Raumland zu übernehmen.
„Da sind schon einige Stunden an Überlegungen rein geflossen. Am Ende sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass die Vision unseres Traumhauses auch in Raumland umzusetzen ist. Außerdem ist es schon eine Art Ehre, das Elternhaus von Christopher zu übernehmen“, erklärt Treude, die – gemeinsam mit ihrem Verlobten – im regen Austausch mit etlichen Handwerkern, Innendesignern und befreundeten Hausbesitzern steht, um das 1500-Quadratmeter-Grundstück nach ihren Wünschen umzugestalten.
Familie und Handwerker beraten
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Ein offenes Wohnkonzept soll es werden, mit einem durchgehenden Ess- und Wohnbereich – ein Durchbruch in der alten Küche ist bereits geplant. An der Außenanlage soll eine Terrasse entstehen und der abfallende Hang aufgeschüttet werden. Zusätzlich wird die Heizungsanlage ausgetauscht und nahezu jeder Raum modernisiert. Selbst von einen Whirlpool träumt das junge Paar. „Nach der Arbeit konzentrieren sich die Gedanken voll und ganz auf den Hausbau. Ideen findet man im Internet zur Genüge und manchmal erschlägt einen die Masse an Einrichtungstipps. Daher ist es gut, dass der Grundriss des Hauses uns manche Entscheidung abnimmt“, schmunzelt Klinker, der in seiner Freizeit selbst zum Bleistift greift und kleine Modelle anfertigt, um die zukünftigen Zimmer besser zu visualisieren. „Man lernt von den beratenden Handwerkern unglaublich viel und die Hausplanung ist schon zu einem Hobby geworden. Es ist eine ganz spannende Phase in unserem Leben“, schwärmt Klinker, für den die Bauarbeiten im Juni so richtig beginnen.
Angst, dass die beiden Wittgensteiner mit der Übernahme des Hauses in Raumland einen Fehler gemacht haben, herrscht bei Klinker und Treude nicht vor. Sie haben bewusst ihren Lebensmittelpunkt in den Altkreis gelegt und sehen sich mit jedem Tag in ihrer Entscheidung bestätigt. „Als Kinder konnten wir hier selbst gut behütet aufwachsen und auch unsere Kinder werden sich hoffentlich über die Freiheiten, die das Landleben bietet, freuen. Hier kann man zum Spielen einfach in den Wald oder in den Garten gehen. Weil wir weg waren, wissen wir jetzt: Woanders ist es anders, nicht zwingend schöner.“
Ein Satz, der ebenfalls aus der Feder von Theodor Fontane stammen könnte, den Begriff Heimat aber genau so gut beschreibt. Zumindest für Christopher Klinker und Patricia Treude.