Bad Berleburg. Stephan J. Roth war geschockt, als er sich den neuen Goetheplatz anschaute. Er vermisst dabei nicht nur das Grün des alten Platzes.

Für Stephan Roth war es ein Schock, als er sich den neuen Gotheplatz in Bad Berleburg angeschaut hat.

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Am Sonntag saß der gebürtige Erndtebrücker mit seiner Frau am Frühstückstisch in der Rüspe. „Dann haben wir uns spontan entschieden nach Bad Berleburg zu fahren und uns das einmal anzuschauen“, berichtet der Renter. Schon lange verfolgt der frühere Fernsehjournalist die Berichterstattung rund um die Pläne, die umstrittene Fällung der Bäume und auch die baldige Fertigstellung. Dabei hat sich sein Bild nun nachhaltig gewandelt. Als Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann mit den Gegner der Baumfällung diskutierte waren die Roths noch klar auf der Seite der Verwaltung. „Wir hatten die Diskussion über die notwendigen Baumfällung verfolgt und teilen in diesem Punkt die Wahrnehmung“, berichtet Roth im Gespräch mit dieser Zeitung.

Ein BIld aus der Zeit vor der Umgestaltung des Goetheplatzes in Bad Berleburg.
Ein BIld aus der Zeit vor der Umgestaltung des Goetheplatzes in Bad Berleburg. © WP | Lars-Peter Dickel

Nun, kurz vor der Fertigstellung, wollten sich die Roths den Goetheplatz anschauen: „Mit großer Erwartung und Vorfreude sind wir heute nach Bad Berleburg gereist um den neuen Goetheplatz zu bewundern. Um so entsetzter waren wir über die generelle Umsetzung“, schreibt Roth in einem offenen Brief an die Redaktion. „Der Goetheplatz war einer der letzten Charakterplätze in Berleburg. Jetzt empfinden wir es als eine zugepflasterte, sterile, sicher pflegeleichte Einheitsstelle. Das reißen auch die teilweise alten Steine nicht raus. Die alten Teile des Denkmals sind Fremdkörper. Die wenigen Rasenstücke wirken als Provokation auf den Betrachter, sind ebenfalls Fremdkörper im Gesamtbild.“

Roth berichtet im Gespräch mit der Redaktion, wie er in Wittgenstein aufgewachsen ist und die Fachwerkarchitektur und die Natur schätzen gelernt hat. Von dem neuen Goetheplatz hatte er sich erwartet, dass er - so wie die Heimat - deutlich grüner sei. Das aber findet der Kritiker aus Kirchhundem nun nicht wieder.

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„Es drängt sich die Frage auf, wer sich hier unbedingt ein Denkmal errichten will. Das gute Marketing mit dem Rothaarsteig, mit der Heimat Wittgenstein wird hier und auch ein paar Meter weiter am ehemaligen Wittgensteiner Hof ad absurdum geführt. Man kann aus einem Esel eben mal kein Pferd machen! Die fürstlich Familie betreibt mit großem Aufwand die Instandhaltung von Schloss und Park und die Stadtverwaltung hält mit architektonischen Einheitsbrei dagegen. Es bleibt für uns Traurigkeit darüber, dass der Bürgermeister und der Stadtrat nicht zum wirklichen, heimatlichen Charakter von Bad Berleburg stehen“, formuliert Stephan Roth seine massive Kritik.

Am 11. April hatte bereits Günter Herman Matthes seine Kritik an der Gestaltung in einem Leserbrief geäußert und davon gesprochen, dass der Platz kleiner sei als sonst und alles grau in grau wirke.

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Auch fachlich gibt es Kritik an der Gestaltung des Goetheplatzes. So gibt es Zweifel an der Verkehrstauglichkeit. Die Fahrbahn der zweispurigen Schlossstraße sei im Bereich des Platzes - inklusive der Rinnsteine - nur etwa 5,5 Meter breit. Die Schlossstraße selbst aber 6,5 Meter, heißt es. Wenn nun auch die längs der Straße angelegten Parkbuchten vor dem Rottbergschen und dem Brauneckschen Haus besetzt seien, könnte es beim Begegnungsverkehr von beispielsweise Bussen zu eng werden, berichtet uns ein erfahrener Planer, der aber namentlich nicht genannt werden möchte. Weiterhin kritisiert dieser, dass auch die Einmündungen der Einbahnstraße, die im Osten um den Platz herumführe, problematisch werden könnten, weil man nur im weiten Bogen von der Schlossstraße hinein und in die Parkstraße wieder herausfahren könne. Der Fachmann erinnert daran, dass durch das Abnehmen des Denkmals auch ein Versetzen des gesamten Platzes um einen halben Meter möglich gewesen wäre, um die Situation insgesamt zu entschärfen.

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Neben diesen verkehrlichen Dingen hat der Experte auch Probleme mit ästhetischen Gestaltung des „stark gepflasterten“ Platzes. Außerdem wirke die gut 1,20 Meter hohe Treppe, die im Süden auf den Platz und zum Brunnen führe erschlagend, wenn man die Schlossstraße hinauf in Richtung Goetheplatz fahre. Auch mehr Grüngestaltung hätte der Kritiker sich gewünscht.