Wittgenstein. Eine Berleburger Praxis erhält bislang maximal 24 Impfdosen pro Woche, bei 250 Patienten auf der Warteliste. Begehrt sind aber auch Schnelltests.

Acht Anlaufstellen für kostenlose Corona-Schnelltests hat das Kreisgesundheitsamt bislang für das Bad Berleburger Stadtgebiet zugelassen – außerdem zehn in Bad Laasphe und drei in Erndtebrück. Und die sogenannten „Bürgertests“ kommen bei den Wittgensteinern offenbar auch an. Unterdessen läuft es mit den Impfungen beim Hausarzt offenbar nur mühsam.

Erndtebrück

„Unser Angebot wird total gut angenommen“, freut sich der Erndtebrücker Apotheker Steffen Busch. Er wollte Schnelltests erst gar nicht durchführen, tut es „mit einem vernünftigen Konzept“ aber nun doch.

Zum Glück, denn: Fünf oder sechs Stunden pro Werktag sind laut Busch oft „voll ausgebucht. Vor Ostern haben wir sogar noch Extra-Zeiten angeboten“. Und dabei seien dann auch einige positive Testergebnisse herausgekommen. Was der Apotheker kritisiert: Für PCR-Tests, die das positive Ergebnis zuverlässig hätten bestätigen können oder auch nicht, gab es am verlängerten Oster-Wochenende „in ganz Wittgenstein nicht die Möglichkeit, das sofort zu machen“. Das sei „nicht vor Dienstag“ möglich gewesen.

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Neben den kostenlosen Bürgertests in Nebenräumen seiner Apotheke bieten Steffen Busch und sein Team auch Firmentests an – in den Unternehmen. Dann könne er die Tests auch gut erklären, „damit die Leute mit dem Ergebnis auch etwas anfangen können“. Anfragen für die Firmentests gebe es aus ganz Erndtebrück. Oft gehe es darum, freiwillige Mitarbeiter zweimal pro Woche zu testen, so Busch, begehrte Test-Bescheinigung inklusive.

Etwa 1500 Tests in knapp drei Wochen – das ist Buschs vorläufige Bilanz in Sachen Corona-Schnelltests. Darunter: einige positive Testpersonen – und die seien „aus allen Wolken gefallen“. Aber: „Jeder einzelne war es wert“, findet Busch.

Waren es vor Ostern noch 150 Tests pro Tag, seien es jetzt unter der Woche etwa 60 bis 80 täglich. Voller werde es zum Wochenende hin, „wenn dann die Oma zum Kaffeetrinken kommt“, schmunzelt Busch. Fürs Einkaufen sei der Test eher kein Thema, weil der Kreis Siegen-Wittgenstein das sogenannte Termin-Shopping ja per Verfügung unterbinde. Aber für den Besuch beim Friseur oder für den Arzt-Termin werde er gerne genutzt, sagt Busch – oder als Freitestung aus einer Quarantäne.

Erstimpfungen: Quote bei 19,03 Prozent

Unterdessen geht es mit den Impfungen im Kreis Siegen-Wittgenstein voran. Hier die wichtigsten Zahlen bis Ende vergangener Woche im Überblick.

Impfzentrum Eiserfeld vom 8. Februar bis 16. April (Bis 28. Februar ausschließlich Personen, die in stationären Pflege-Einrichtungen die Erstimpfung erhalten haben): Erstimpfungen 32.507, Zweitimpfungen 8731

Arztpraxen in der Zeit vom 1. bis 16. April: Erstimpfungen 6915, Zweitimpfungen 17

Mobile Teams (zum Beispiel in Pflege-Einrichtungen, bei ambulanten Pflegediensten, Rettungsdiensten) vom 27. Dezember 2020 bis 16. April: Erstimpfungen 7498, Zweitimpfungen 4564

Krankenhäuser: Erstimpfungen 5802, Zweitimpfungen 3221

Gesamtzahlen: Erstimpfungen 52.722, Zweitimpfungen 16.533

Impfquote: Erstimpfungen
19,03 %, Zweitimpfungen 5,96 %

Viele Erndtebrücker „wollen aber einfach auch die Sicherheit haben“, berichtet der Apotheker. So gebe es manche Kunden, „die regelmäßig einmal die Woche kommen – als Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung“. Und wie sieht es mit Kindern und Jugendlichen aus? „Wir machen den Schnelltest ab sechs Jahren“, sagt Busch. Denn Kinder seien meist genau so mutig wie die Erwachsenen.

Bad Berleburg

„Wir haben beim Impfen natürlich viel mehr Nachfragen als Angebot“, berichtet Roessiger. Bei ihr stehen derzeit „250 Leute auf der Warteliste, die alt sind, schwer krank sind und eigentlich Impf-Priorität haben“. Dem gegenüber stehe „nur ein kleines Kontingent an Impfdosen“, so die Medizinerin. „24 waren es in der letzten und in der vorletzten Woche. Und in dieser bekomme ich nur 16.“ Es gebe aber das Versprechen, „dass es danach wieder mehr wird“. Prinzip Hoffnung.

„Es muss einfach schneller gehen“ mit dem Impfen, findet Roessiger. Das aktuelle Tempo jedenfalls sei „für die Leute, die warten müssen, einfach nicht zumutbar. Zehn Wochen Wartezeit soll eigentlich nicht sein, wenn die Leute schnell durchgeimpft werden sollen.“ Außerdem haben schon etliche Patienten über 60 ihrer Hausärztin „signalisiert, dass sie Astrazeneca nicht wollen. Und dann wird’s schon eng“.

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Immer dienstags kommt die Lieferung, die Roessiger dann mittwochs bis freitags verimpft. „Ich habe auch schon einige Hausbesuche gefahren“, so die Hausärztin. Aber so richtig läuft es mit der Impf-Aktion noch nicht. „Es wäre organisatorisch kein Problem, auch das Doppelte oder Dreifache einer Wochenration zu verimpfen“, sagt Roessiger. „Sollte es noch mehr Impfstoff geben, würde ich das auch samstags machen.“

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Auch bei der Bad Berleburger Allgemeinmedizinerin Helga Roessiger sind Schnelltests möglich. Darüber hinaus gehört sie zu den impfenden Hausärzten.

Und wie läuft’s bei den Schnelltests? Auch die finden in der Praxis Roessiger – wie bereits die Impfungen – außerhalb der eigentlichen Sprechstunden statt. „Und die ein oder andere Überraschung hatten wir schon“, berichtet die Medizinerin. Dann schiebe sie gleich einen PCR-Test hinterher und schicke die Leute erst einmal in Quarantäne – mindestens so lange, bis etwa zwei Tage später das Labor-Ergebnis komme. So habe neulich eine Patientin eigentlich in eine Reha-Behandlung gewollt – musste aber alles kurzfristig absagen, weil ihr Test positiv war.

Regelmäßig zum Test erscheinen bei Roessiger Beschäftigte bestimmter Dienstleistungen wie etwa Logopädie, Fußpflege oder Physiotherapie – also solche, wo der Körperkontakt mit dem Patienten unvermeidlich ist.

Bad Laasphe

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Seit dem 9. April sind qualifizierte Corona-Schnelltests auch im Bad Laaspher „Testzentrum Wittgenstein“ an der Industriestraße möglich. Von bislang täglich zehn bis 15 Tests berichtet Andrej Tschurikov aus dem dreiköpfigen Team des Zentrums. Es ergänzt übrigens die Produktion medizinischer Mund- und Nasenschutzmasken, die bei der Firma WF Dreh- und HSC-Technik entstehen und unter dem Namen „MedOK“ in verschiedenen Farben verkauft werden, hauptsächlich an Apotheken. Die eigentliche Herstellung von Metallteilen für die Autoindustrie bei WF ruht – weil die Aufträge fehlen.

Die Kundschaft des Zentrums komme aus Bad Laasphe, aber auch aus Bad Berleburg, Wallau oder Biedenkopf, berichtet Tschurikov. Termine können sowohl im Internet unter www.testzentrum-wittgenstein.de oder telefonisch unter Tel. 02752/2029704 gebucht werden, auch für samstags von 8 bis 12 Uhr. Angeboten werden neben dem kostenlosen Bürgertest auch Antigen- und Antikörpertests etwa für Reise-Rückkehrer, „demnächst“ sogar die zuverlässigeren PCR-Tests.

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Und aus welchen Anlässen lassen sich die Leute testen? „Für sich selbst, um sicher zu sein“, hat Andrej Tschurikov festgestellt. Manche bräuchten die Test-Bescheinigung fürs Shopping in der Siegener City-Galerie oder auch vor einem Besuch bei Verwandten.

Das Know-how in Sachen Schnelltests hat sich Tschurikovs Team übrigens in einer Schulung des IHK-Berufsbildungszentrums in Siegen angeeignet. Und diese Schulungen für Unternehmen seien derzeit sehr beliebt, bestätigt Silke Meffert, Weiterbildungsreferentin beim bbz, auf Nachfrage unserer Redaktion. Weitere Termine seien bereits für Ende April geplant.