Wittgenstein. Bargeld auf der hohen Kante kann teuer werden. Banken und Sparkassen arbeiten an Modellen, wie ihre Kunden wenig oder gar nicht belastet werden.

Das gute alte Sparschwein hat schon lange ausgedient. Auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten können die Kunden aller Geldinstitute dank der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) schon lange nicht mehr auf Zinserträge hoffen. Die Zeit, in der das Bargeld auf der hohen Kante arbeitete, ist vorbei. Seit knapp sieben Jahren kostet das Ersparte sogar Geld. Negativzinsen sind das Stichwort.

Die meisten Kunden merkten von dieser Entwicklung jedoch nichts, weil die Geldinstitute die Kosten für Einlagen – die sie selbst bei der EZB zahlen müssen – bislang nicht an ihre Kunden weitergeben haben. Was einmal mit eher symbolischen 0,1 Prozent begann, hat sich inzwischen auf 0,5 Prozent gesteigert.

Oft wird mit Freibeträgen für die Bankkunden oder auch Unternehmen gearbeitet. Das heißt, dass diese erst ab einem bestimmten Einlagebetrag so genannte „Verwahrentgelte“ zahlen müssen. Der Begriff klingt besser als „Negativzins“, meint aber das Gleiche. Wir haben uns bei den beiden für Wittgenstein wichtigsten Geldinstituten – der Sparkasse und der Volksbank – umgehört, wie sie mit den Negativzinsen umgehen und welche alternativen Geldanlageformen jetzt wichtiger werden.

Hoher Freibetrag

Obwohl sich öffentlich-rechtliche als auch genossenschaftliche Geldinstitute mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die Leitzinsen wieder angehoben werden, dauert die Niedrigzinspolitik der EZB weiter an. Das hat zur Folge, dass sich die Einlagezinsen deutschlandweit in Richtung Null Prozent und sogar in den Minus-Bereich entwickelt haben.

Die Sparkasse Wittgenstein beschäftigt sich aktuell für das Privatkundengeschäft ebenfalls mit dieser Thematik – ohne bislang einen konkreten Termin nennen zu können, ab dem die Regelungen greifen.

Auch interessant

Bei größeren Unternehmenskunden und institutionellen Anlegern haben man bereits in der jüngeren Vergangenheit Individualverträge über Verwahrentgelte mit einer Freibetragsgrenze geschlossen, erläutert Sparkassensprecher Eberhard Kießler.

Sparkassen im SVWL nach Bilanzsummen

Die höchste Bilanzsumme der 57 Sparkassen im Verband weist Münster mit 11,5 Milliarden Euro auf. Dortmund folgt auf zwei mit gut 11,1 Mrd. Euro. Auf Platz vier liegt Paderborn-Detmold mit gut 8,4 Mrd. Euro. Bochum folgt auf fünf. (8,25 Mrd. Euro).

Vergleichsweise groß ist auch die Sparkasse Siegen (knapp 4,4 Mrd. Euro/Platz 11). Hagen/Herdecke liegt mit gut 3,5 Mrd. Euro auf Platz zwölf. Im Mittelfeld: Iserlohn (1,87 Mrd./26.); Gevelsberg (1,67 Mrd./29.) und Meschede (1,62 Mrd./ 30.)

Weitere Sparkassen: Hochsauerland (1,475 Mrd./33.); Arnsberg (1,473 Mrd./34.); Hemer (1,374 Mrd./ 36.); Attendorn (1,2 Mrd.(38.); Olpe (1,1 Mrd./40.); Wittgenstein (978 Mio./42.); Schwelm (919 Mio./44.); Ennepetal (816 Mio./46.); Burbach (660 Mio./ 49.).

„Wichtig und eine gute Nachricht für unsere Privatkunden ist: Es wird einen großzügigen Freibetrag von voraussichtlich 100.000 Euro geben. Das bedeutet, dass der Großteil unserer Kunden seine Geldanlagen auf Giro-, Tagesgeld- und Sparkonten weiterhin ohne Verwahrentgelt führen kann. Die große Anzahl unserer privaten Sparer wird also durch ein Verwahrentgelt nicht belastet. Dies ist uns sehr wichtig“, erläutert Kießler.

Anlage-Alternativen

Auch interessant

Im Bereich der Privatkunden sei zu berücksichtigen, dass das Bruttogeldvermögen pro privatem Haushalt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Durchschnitt 58.400 Euro (Wert 2018) betrage, so Kießler weiter. Für die Zahl derjenigen Privatkunden, die diesen Freibetrag überschreiten, gibt es alternative Anlagemöglichkeiten wie z.B. Wertpapieranlagen, Bausparen oder Versicherungen.

Auch interessant

„Unsere Berater sind – im Gegensatz zu vielen anderen Sparkassen – mit Wertpapierkompetenz ausgestattet, so dass wir unsere Privatkunden entsprechend qualifiziert beraten können“, so Norbert Mitterrutzner, Leiter des Marktbereichs Privatkunden. „Wir bieten allen Kunden individuelle Lösungen an, um Vermögensaufbau und Vermögensanlage mit einer zu den Zielen der Kunden passenden Aufteilung zu gestalten. Damit steht unseren Kunden das gesamte Anlageuniversum – von der Aktie bis hin zu Sachwerten wie Edelmetallen oder Immobilien – zur Verfügung“, betont Mitterrrutzner.

Auch interessant

Die Volksbank Wittgenstein fährt einen ähnlichen Kurs: „Wir erheben bislang noch keine Negativzinsen von unseren Kunden“, sagt Vorstand Kai Wunderlich. Dennoch treffe die Entwicklung die Volksbank ebenfalls. Sie versuche, aktiv auf ihre Kunden zuzugehen. „Wir machen individuelle Beratungsangebote“, sagt Wunderlich. Wie drängend das Problem auch in Wittgenstein sei, macht Wunderlich daran fest, dass Statistiken der DZ Bank aussagen: Im Corona Jahr 2020 haben die Deutschen 16 Prozent ihres Einkommens gespart. Das war ein Rekordwert.