Wittgenstein. Unsere Redaktion hat Schülerinnen und Schüler im Altkreis nach ihrer Meinung gefragt: Wie sehen sie den Unterrichtsstart nach dem Lockdown?
Seit Montag ist wieder Leben in Wittgensteins Schulen. Unsere Redaktion fragt nach bei den Schülerinnen und Schülern, aber auch bei einer Mutter: Wie fühlt man sich beim Wechsel vom wochenlangen Lockdown in den Präsenzunterricht?
Grundschule
In eingeschränkter Form
Derm Präsenz-Unterricht läuft wieder – wenn auch nur in eingeschränkter Form.
In den Grundschulen findet tage- oder wochenweiser Wechsel-Unterricht statt, in den weiterführenden Schulen dürfen nur die Abschlussklassen wieder „live“ im Klassenraum sein.
Frida Bald (9) besucht die vierte Klasse der Berleburger Grundschule am Burgfeld. Sie startet in den Wechselunterricht. „Das Home-Schooling hat eigentlich ganz gut funktioniert, aber das Lernen in der Schule gefällt mir besser. Mama hat Zuhause zwar alles gut erklärt, an manchen Tagen hatte ich aber auch keine Lust auf Hausaufgaben.
Ich vermisse die Schule und meine Freunde. Deswegen freue ich mich, dass es wieder losgeht. Aber ich habe auch ein bisschen Angst, dass ich das alles nicht mehr so gut kann.“
Auch Fridas Zwillingsschwester Greta geht am Burgfeld in die vierte Klasse. „Beim Home-Schooling war manchmal ganz schön viel zutun für alle Fächer. Manchmal hat Mama auch meine Klassenlehrerin angerufen, wenn etwas unklar war. Die konnte uns immer gut weiterhelfen. Ich freue mich schon sehr auf die Schule, vor allem auf meine Freunde und Frau Theiß.
Letzte Woche waren wir zur Anmeldung im Gymnasium. Es war schade, dass wir uns die Schule nur in einem Video ansehen konnten. Ein Rundgang oder Tag der offenen Tür war leider nicht möglich.“
Völlig aus dem Schul-Rhythmus
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Saskia Bald, Mutter der Zwillinge Frida und Greta Bald: „Wir haben das Home-Schooling so geregelt, dass ich die letzten vier Wochen die zusätzlichen Betreuungstage in Anspruch genommen habe. So konnte ich zuhause sein und mein Mann weiterhin arbeiten gehen. Das hat alles sehr gut geklappt. Da war mein Arbeitgeber – die Sparkasse – wirklich sehr kooperativ. Und dafür bin ich sehr dankbar. Ich hätte sogar noch verlängern können, aber ganz ehrlich: Ich bin froh, wenn ich wieder arbeiten gehen kann. Denn das war für uns alle eine echt anstrengende Zeit. Außerdem ist der Umbau und die Renovierung unseres Hauses gerade im vollen Gange — das macht die Situation natürlich nicht gerade leichter.
Leider haben wir den Kindern im Home-Schooling erlaubt, dass sie länger schlafen durften. Dadurch sind wir völlig aus dem Schul-Rhythmus gekommen.
Die Mädels wollten immer zuerst ihre Mathe-Aufgaben erledigen. Danach gab es – wie in der Schule auch – eine große Pause, bevor es dann mit Deutsch, Sachunterricht und Englisch weiterging. Die Klassenlehrerinnen der Mädels haben regelmäßig angerufen, sich nach den Kindern erkundigt und gefragt, ob wir zurecht kommen.
Für Englisch und Deutsch gab es sogar mal Hausaufgaben, die die Kinder den Lehrerinnen per Telefon vortragen mussten. Da muss ich wirklich sagen: großes Lob an die Schule. Es war alles sehr gut organisiert und man konnte die Lehrer zu jeder Zeit erreichen, wenn es mal Nachfragen gab.
Mein Vater hat mich im Home-Schooling ab und an entlasten können und den Lehrer gespielt — in der Zeit konnte ich dann zum Beispiel einkaufen gehen. Das war wirklich hilfreich.
Realschule
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Wie lange wird es denn wohl noch dauern, bis wieder wirklich normaler Unterricht läuft? Für die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse 10, Bad Laaspher Realschule Schloss Wittgenstein, seit Montag die einzigen im Präsenzunterricht, ist es eine schwierige Frage. Zeitlich „nicht abschätzbar“, sagen die Klassenkameradinnen Dilara Macin (15) und Amelie Deutzer (16), beide aus der Klasse 10b und aus dem hessischen Breidenstein. „Die Pandemie hat viele Dinge in der Gesellschaft verändert“, sagt Dilara – und fragt sich: „Wird es überhaupt wieder, wie es einmal war?“
Andreas Frank (18) aus Bernshausen und Marvin Benfer aus Bad Laasphe, beide Klasse 10c, sind sich dagegen einig: „Kompletter Unterricht mit Maske in drei bis vier Wochen. Bis es ohne geht, wird es aber bestimmt noch zwei Jahre dauern.“
Und wie war’s die letzten Wochen seit Mitte Dezember im Homeschooling? „Man kann gut für sich arbeiten, sich die Zeit selbst einteilen“, hat Dilara festgestellt. Und mit der Technik habe es auch gut geklappt, findet sie: „Die Lehrer haben sich bemüht.“ Video-Konferenzen laufen an der RSW über „Teams“. Was Amelie allerdings beim Erarbeiten des Lernstoffs daheim stört: „Man kann nicht sofort jemanden fragen.“
Hoffen auf die geänderte Prüfung
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Wieder „live“ in der Schule zu sein – für alle vier Schüler ist es ein gutes Gefühl. Dilara ist erleichtert: endlich „die Leute wiedersehen können“ – sowohl die Mitschüler als auch die Lehrer. Deutlich besser als „daheim vor dem Bildschirm“ zu hocken, sagt Andreas.
Apropos Lehrer: Sollten die eigentlich bei den Impfungen vorgezogen werden, wie derzeit diskutiert? Amelie findet das „nicht notwendig“, Dilara schon: „Für die Lehrer wäre es auch viel einfacher ohne Maske.“ Dann wäre für sie zwar „die Gefahr gebannt“, sagt Andreas, aber: Das ändere nichts an der Tatsache, dass eine ganze Klasse daheim bleiben müsse, würde ein Mitschüler positiv auf das Corona-Virus getestet.
Es sei „nicht so schön“, dass ihre Klassenstufe nun wenige Zeit habe, sich auf die anstehenden Abschlussprüfungen vorzubereiten, meint Amelie. Immerhin werde in der Schule darüber geredet, dass die Fachlehrer diesmal eine eigene zentrale Prüfung zusammenstellen, die sich am tatsächlich durchgenommenen Lernstoff orientiert, sagt Dilara. Und wenn die zentrale Prüfung so verändert würde, so Andreas und Marvin, sei sie auch zu schaffen – trotz Corona.
„Homeschooling war nicht so gut“, sagt Joanna Pantaleoni (16) aus Wemlighausen, Klasse 10a der Realsschule Bad Berleburg. „Mit einem Lehrer ist es besser. Nachteilig ist, dass es nur einen Lehrer für parallel laufende Fächer gibt. Fragen stellen wird so echt schwierig. Aber durch die sozialen Kontakte in der Klasse kann man wenigstens wieder zusammen lernen – und Lernen macht wieder mehr Spaß.“
Gymnasium
Es ist ein schönes Gefühl, wieder in die Schule gehen zu können“, freut sich Marek Wilke (19) aus Weidenhausen, Q2 am Bad Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasium. „Es ist zumindest ein bedingtes Alltagsgefühl. Auch zum Lernen ist mir der persönliche Kontakt zum Lehrer wichtig. Ich finde, wir haben gleiche Chancen wie die anderen Jahrgänge. Der Stoff konnte ja über Teams weiter durchgearbeitet werden – trotz erschwerter Bedingungen. Eigenleistung und Selbstdisziplin sind höher als in normalen Jahren, aber dennoch ist alles machbar. Man muss halt konsequent selbst weiter lernen. Ich wünsche allen Abiturientinnen und Abiturienten viel Erfolg – und bleibt alle gesund.“
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Und Wilkes Klassenkameradin Viktoria Dickel (17) aus Aue-Wingeshausen ergänzt: „Ich halte es für vorteilhaft, wieder mit seinen Mitschülern in direktem Kontakt zu stehen. Trotzdem finde ich, dass der Unterricht für mich persönlich sehr ertragreich ist.“