Aue-Wingeshausen. Im Doppelort bietet ein Team aus Freiwilligen alleinstehenden Senioren einen Fahrdienst als Service an – und kümmert sich auch um vieles andere.

Der weite Weg zum Corona-Impfzentrum im Siegener Stadtteil Eiserfeld – gerade für ältere Menschen in Wittgenstein ist die Vorstellung davon oft ein echter Horror. Vor allem dann, wenn sie allein leben – und sich von der Verwandtschaft niemand um sie kümmern kann. Für diese Menschen hat der Dorfverein in Aue-Wingeshausen Anfang Februar einen Fahrdienst eingerichtet – und hilft auch dabei, den notwendigen Impftermin zu organisieren. Die Reaktionen sind allerdings im Moment noch verhalten.

Die Resonanz bisher

260 FFP2-Masken organisiert

Eigens für die Fahrten hat Dorfvereinsvorsitzender Helmut Keßler 260 FFP2-Masken organisiert, finanziert aus einem Fördertopf des Kreises Siegen-Wittgenstein für Corona-Maßnahmen im gesamten Kreisgebiet.

Um ehrenamtliche Aktivitäten zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise finanziell zu unterstützen, hatte der Kreis im August 2020 20.000 Euro aus einem Fonds des Landes NRW bekommen. Das Geld war dafür gedacht, Kosten im Rahmen von Hilfsaktionen insbesondere für Seniorinnen und Senioren, Erkrankte oder in Quarantäne befindliche Menschen zu decken.

Freiwilligenagenturen, Nachbarschaftsinitiativen und Vereine, die im Rahmen der Corona-Pandemie Hilfsleistungen erbracht hatten, konnten ihre Kosten beim Ehrenamtsservice der Kreisverwaltung geltend machen.

„Bisher ist die Resonanz noch gering“, berichtet Lena Fischer auf Anfrage unserer Redaktion. Die 34-Jährige ist Geschäftsführerin des Dorfvereins und bemüht sich auf Anfrage von Seniorinnen und Senioren gerne um die Termine.

Erst eine Dame über 80 habe sie telefonisch kontaktiert – „ihr habe ich die beiden Impftermine übers Internet gebucht und dann die ausgedruckten Unterlagen, die sie bei der Impfung vorzeigen muss, vorbeigebracht“. In der Regel geht Fischer davon aus, „dass die meisten doch jemanden haben, der sich um sie und ihre Angelegenheiten kümmert“. Doch ihre Seniorin lebt allein – der Sohn außerhalb. Für sie hat Fischer vorherige Woche sowohl den Erst- als auch den Zweittermin für die komplette Impfung gebucht – dabei war der frühestmögliche Termin erst im April verfügbar.

Die Ergänzung zum Fahrdienst

Lena Fischer, Geschäftsführerin des Dorfvereins, bemüht sich auf Anfrage von Seniorinnen und Senioren gerne um die Impftermine.
Lena Fischer, Geschäftsführerin des Dorfvereins, bemüht sich auf Anfrage von Seniorinnen und Senioren gerne um die Impftermine. © Eberhard Demtröder

Und warum kümmern gerade Sie sich für den Dorfverein um die Terminvergabe, Frau Fischer? Ganz einfach: „Ich habe mich dafür angeboten“, erzählt die 34-Jährige. „Unser ehemaliger Ortsvorsteher Karl Heinrich Sonneborn hatte die Idee, den Fahrdienst anzubieten und sich damit an den Dorfverein gewendet. Unser 1. Vorsitzender, Helmut Keßler, hat dann beim Vorstand nachgefragt, wer zusätzlich beim Fahrdienst helfen könne. Da ich mit zwei kleinen Kindern im Alter von vier Jahren und einem Jahr keinen Fahrdienst übernehmen kann, habe ich meine Hilfe beim Buchen der Impftermine angeboten.“ Beruflich ist Fischer Angestellte bei der Vamed VSB-Betriebstechnik GmbH in Bad Berleburg und dort in der Verwaltung tätig.

Besagte Dame hatte übrigens „nur wenig Fragen, denn sie konnte sich nicht wirklich etwas unter der Internet-Buchung vorstellen“, berichtet Fischer. „Mögliche Fragen sind aber sicherlich, ab wann Termine verfügbar sind und was ich alles zur Buchung an Daten benötige. Tatsächlich brauche ich aber nur Name, Alter und Anschrift der zu impfenden Person.“

So bucht man zeitsparend

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Und wie läuft es mit der Buchung der Termine? „Also, ich muss sagen, dass das wider Erwarten supereinfach ging und ich das tatsächlich über mein Smartphone von unterwegs aus gemacht habe“, stellt Lena Fischer fest. „Und dass es – wenn es verfügbare Impftermine gibt – auch eine Angelegenheit von nicht mal fünf Minuten ist. Das Einzige, was etwas nervig ist: dass die meiste Zeit am Tag keine freien Impftermine zur Verfügung stehen und man somit eine Buchung nicht abschließen kann.“ Tatsächlich würden die freien Termine „meist am späten Abend oder nachts freigeschaltet, so dass man morgens direkt mehrere zur Verfügung hat. Da spart man sich Zeit.“

Per Telefon direkt ins Zentrum

Fischers Tipp: „Für alle, die nicht so internetaffin sind oder für zwei oder mehrere Leute einen Impftermin buchen möchten, bietet sich tatsächlich die telefonische Buchung unter Tel. 0800/116 117-02 an. Denn da wird man direkt mit dem Impfzentrum in Siegen verbunden und kann sich dann die Termine direkt zusammen, hintereinander an einem Tag legen lassen.“

Wichtig zu wissen, so Fischer weiter: „Dass man eine E-Mail-Adresse besitzt. Denn an diese gesendet wird der Vermittlungscode, der für die Buchung benötigt wird und die Impftermin-Bestätigung.“

Das braucht man zum Besuch

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Und was sind das nun für Unterlagen, die Lena Fischer den Senioren nach der erfolgreichen Termin-Buchung vorbeibringt? „Es ist die Terminbestätigung für die Impfung, die man nach Buchung per E-Mail erhält. Darauf ist der Impftermin und der Vermittlungscode dargestellt sowie die Info, dass man seinen Personalausweis, Impfpass, Versichertenkarte sowie die Kopie dieser Bestätigungs-E-Mail mit zum Termin bringen möchte.“

Für die nächsten Tage und Wochen rechnet die Vereinsgeschäftsführerin jedoch damit, „dass die Resonanz für die Internet-Buchungen gering bleibt“. Denn: „Viele haben doch jemanden, der sich um sie kümmert oder aber Familienangehörige, die internetaffin sind und eine Buchung auch von außerhalb vornehmen können.“ Aber der Service steht: „Die wenigen, die eben niemanden haben, können sich wirklich gerne bei mir unter Tel. 02759/214243 melden“, so Fischer.

Die Patientenverfügung

Bei Dietmar Beuter, im Sozialverband Deutschland (SoVD) Vorsitzender des Ortsverbandes Wingeshausen, können sich all jene melden, in deren Patientenverfügung steht, dass er oder sie nicht an Beatmungsgeräte angeschlossen werden möchte. Genau das wäre bei der Behandlung einer schweren Covid-Erkrankung aber lebensnotwendig.
Bei Dietmar Beuter, im Sozialverband Deutschland (SoVD) Vorsitzender des Ortsverbandes Wingeshausen, können sich all jene melden, in deren Patientenverfügung steht, dass er oder sie nicht an Beatmungsgeräte angeschlossen werden möchte. Genau das wäre bei der Behandlung einer schweren Covid-Erkrankung aber lebensnotwendig. © Eberhard Demtröder

Bei Dietmar Beuter, im Sozialverband Deutschland (SoVD) Vorsitzender des Ortsverbandes Aue-Wingeshausen, können sich unter Tel. 02759/1480 außerdem all jene melden, in deren Patientenverfügung steht, dass er oder sie nicht an Beatmungsgeräte angeschlossen werden möchte. Das sei bei einer Palliativbehandlung vielleicht sinnvoll, so Beuter – aber nicht, „wenn ich jetzt an Covid erkranke. Da brauche ich eine Zusatzverfügung zur Sicherheit“. Hier stehe er den Betreffenden beratend zur Seite. Und: „Ich habe da auch einen Vordruck, denn dann jeder ausfüllen kann.“

Der Fahrdienst

Unterdessen hat Karl-Heinrich Sonneborn (Tel. 02759/350), im Team für den Fahrdienst zuständig, schon einige Tour-Termine im Kalender. „Bisher habe ich drei feste Anfragen von Senioren, die gefahren werden möchten“, berichtet er. Dabei seien die Termine „schon relativ spät“, der erste am 16. April. Ein älteres Ehepaar ist dabei, außerdem einige alleinstehende Damen. Und für die Zweitimpfungen im Mai ist Sonneborn mit den Beteiligten natürlich noch einmal gern nach Eiserfeld unterwegs. Impftermine, die Lena Fischer vereinbart hat, leitet sie an ihn weiter.

Was seine Fahrgäste im Eiserfelder Impfzentrum erwartet, weiß Sonneborn aber schon. „Das geht sehr zügig da, die Leute sind nett“, hat er in Gesprächen mit Menschen erfahren, die schon dort waren. Das beruhigt.

Der Service

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Und wie lange soll der Service nun bestehen? „Das Angebot bleibt, bis wir da durch sind“, sagt Dietmar Beuter. Also so lange, wie auch die Corona-Impfzentren geöffnet haben. Schließlich könne sich von den Seniorinnen und Senioren „auch nicht jeder ein Taxi von hier nach Eiserfeld und zurück leisten von seiner schmalen Rente“.