Niederlaasphe. „In den zehn Jahren, in denen ich im Vorstand des NABU mitarbeite, habe ich so etwas noch nicht mitbekommen“, sagt Jens Lehmann.

Der Naturschutzbund (NABU) meldet jetzt einen grausamen Fall von Tierquälerei. So soll im Bereich Niederlaasphe ein Graureiher entdeckt worden sein, der offenbar mit einer Luftdruckwaffe angeschossen und schwer verletzt worden ist. Für Jens Lehmann vom Vorstand des Naturschutzbundes in Siegen-Wittgenstein ist das kein alltäglicher Fall.

Auf einer Wiese gefunden

„In den zehn Jahren, in denen ich im Vorstand des NABU mitarbeite, habe ich so etwas noch nicht mitbekommen“, sagt Lehmann. Fälle, in denen Greifvögel vergiftet werden gebe es, aber dass auf Reiher oder andere Tiere mit Luftgewehren geschossen wird, kenn er bislang nicht.

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Wie der Nabu in seiner Pressemitteilung bekannt gibt, hat sich der Fall bereits Ende November zugetragen. „Den NABU erreichen immer wieder Anrufe von ratsuchenden Personen, die ein verletztes Tier gefunden haben. Meist entstehen die Verletzungen durch Unfälle, nicht so jedoch bei einem Fall, über den wir am Samstag, 28. November 2020, informiert wurden. Ein aufmerksamer Anwohner hatte über längere Zeit einen Graureiher beobachtet, der offenbar flugunfähig war. Laut Jens Lehmann war der Vogel im Bereich des Hainweges in Niederlaasphe in der Nähe der Schutzhütte gesichtet worden. Ob der Fundort auch der Tatort ist, kann der NABU nicht sagen. Immerhin habe das Tier zwar nicht fliegen, aber doch laufen können.
„Seine Wunde war frisch. Sie blutet noch“, berichtet Fischer. Also sei die Schussverletzung höchstens einen Tag alt gewesen.

Kreisrundes Loch im Körper

Mit einer Luftdruckwaffe ist auf diesen Reiher geschossen. Die Röntgenbilder belegen das im Körper steckende Projektil und die Verletzungen am Knochen. Das Tier wurde schwer verletzt von einem Anwohner entdeckt und vom Nabu gefangen und in der  Tierarztpraxis Jochims in Arfeld gerettet.
Mit einer Luftdruckwaffe ist auf diesen Reiher geschossen. Die Röntgenbilder belegen das im Körper steckende Projektil und die Verletzungen am Knochen. Das Tier wurde schwer verletzt von einem Anwohner entdeckt und vom Nabu gefangen und in der  Tierarztpraxis Jochims in Arfeld gerettet. © WP | Jens Lehmann

Ein zur Hilfe gerufener NABU-Mitarbeiter fing das Tier ein. Zur tierärztlichen Begutachtung wurde der Reiher in die Tierarztpraxis Arfeld Jochims gebracht. Es zeigte sich, dass der linke Flügel ein kleines kreisrundes Loch aufweist und auch der Körper des Tieres eine scharf abgegrenzte Verletzung besitzt. Das Verletzungsmuster ließ den Beschuss des Reihers vermuten, z.B. mit einem Luftgewehr“, so der NABU. Wie Jens Lehmann im Gespräch mit der Redaktion ergänzt, ist das Tier aufgrund des Verletzungsmusters nicht im Flug, sondern im Sitzen angeschossen worden.

Vogel hat gute Chancen zu überleben

„Eine Röntgenaufnahme bestätigt diese Vermutung leider: Auf der Aufnahme ist ein Diaboloprojektil deutlich zu erkennen. Bedauerlicherweise zeigt die Aufnahme auch, dass der Schuss zu einer Knochenverletzung geführt hat. Da der Reiher einen guten Allgemeinzustand aufweist und der Bruch günstig liegt, bestehen Chancen, dass das Tier nach der Behandlung und Heilung wieder „wildbahnfähig“ wird und sein Leben in freier Wildbahn fortsetzen kann. Ohne die Hilfe wäre das Tier sehr wahrscheinlich sehr qualvoll verendet oder aber die Beute eines andere Räubers geworden.

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Der Nabu bittet nun mögliche Zeugen um ihrer Mithilfe: Bei dem Schuss auf das Tier handelt es sich um eine Straftat, die zur Anzeige gebracht wurde. Zeugen, die Hinweise zur Tat geben können, wenden sich bitte direkt an die Kriminalpolizei in Bad Berleburg unter der Telefonnummer (0 27 51) 9 09-0.