Fischelbach/Oberndorf. . Tierarzt diagnostiziert erst eine Magen-Darm-Erkrankung. Projektil steckt drei Tage lang im Bauchraum. Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

  • Zwei Tage wird Lucky mit Spritzen behandelt, erst eine Röntgenaufnahme bringt Gewissheit
  • Lucky hat fast 600 Gramm abgenommen, die Strapazen haben ihr körperlich zugesetzt
  • Derzeit laufen die polizeilichen Ermittlungen, inwieweit eine Straftat gegen das Tierschutzgesetz vorliegt

Die Chancen standen 50:50. Lucky hat es geschafft. Sie hat überlebt. Vor knapp zwei Wochen wurde die ein Jahr alte Katze in Fischelbach angeschossen; Heike Hoffmann-Ziemer und ihr Mann sind fassungslos; bei der Polizei ist bereits Anzeige gegen Unbekannt eingegangen. Drei Tage steckte das Diabolo-Geschoss in Luckys Bauchraum, die Wunde war durch das dichte Fell von außen nicht sichtbar.

Spritzen lindern Beschwerden nicht

Sonntagabend habe das mit dem Erbrechen angefangen. „Am Montag haben wir sie dann zum Tierarzt gebracht“, sagt Heike Hoffmann-Ziemer. Der Tierarzt diagnostiziert eine Magen-Darm-Erkrankung, gibt Lucky eine Spritze. Damit sollten die Beschwerden aufhören – doch Luckys Zustand bleibt unverändert. Dienstag wieder zum Tierarzt, wieder eine Spritze. Keine Besserung. Lucky wird den dritten Tag in Folge zum Tierarzt gefahren – ungewöhnlich für eine Magen-Darm-Erkrankung.

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Eine ausführliche Untersuchung inklusive Röntgenaufnahme bringt die Gewissheit. „Auf den Bildern sah man eindeutig das Geschoss. An der Stelle, wo der Dünndarm den Dickdarm trifft“, so Hoffmann-Ziemer. Noch am Mittwochnachmittag wird Lucky operiert, das Geschoss aus dem Bauchraum entfernt.

In der Zwischenzeit hatte sich Luckys Darm verschlossen, in der Not-OP musste dieser wieder geöffnet werden. Ein riskanter Eingriff. „Unser Tierarzt meinte, dass selbst Menschen nach so einer Operation mindestens zwei Wochen brauchen, bis sie sich wieder berappelt haben“, erzählt Hoffmann-Ziemer.

Fast 600 Gramm abgenommen

Lucky hat fast 600 Gramm abgenommen, die Strapazen haben ihr körperlich zugesetzt. Aber auch für Luckys Halterin war die letzte Zeit sehr belastend: „Es war ziemlich nervenaufreibend. Jeden Tag haben wir uns gefragt: ‚Schafft sie es? Schafft sie es nicht?‘“

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Mittlerweile hat Lucky das Schlimmste überstanden, streunt auch wieder im Haus herum. Nur längere Strecken sind noch nicht drin. „Frech wird sie auch langsam wieder.“ Für Heike Hoffmann-Ziemer ist das ein Grund zum Aufatmen.

Mit Hund Caruso und den drei anderen Katzen kabbelt Lucky schon wieder herum. Um sie allerdings beim Spielen zu schützen und um sie davon abzuhalten, sich die OP-Fäden aufzubeißen, zieht Heike Hoffmann-Ziemer ihr momentan ein Mäntelchen an. Zumindest bis Freitag, wenn die Fäden womöglich gezogen werden.

Lucky unter Wohnwagen gefunden

Es ist nicht das erste Mal, dass Lucky um ihr Leben bangen muss. Bei einem Ausflug an den Edersee im Herbst hatte Familie Hoffmann-Ziemer das abgemagerte und verschüchterte Kätzchen gefunden. Um genauer zu sein: Hund Caruso hatte es unter dem Wohnwagen aufgespürt. „Wir haben das Kätzchen aufgepäppelt und es Lucky genannt, weil wir es rechtzeitig retten konnten“, sagt Hoffmann-Ziemer. Lucky – wie „Glück gehabt“.

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Derzeit laufen die polizeilichen Ermittlungen, inwieweit eine Straftat gegen das Tierschutzgesetz vorliegt. Im Sinne des Tierschutzgesetzes ist die ungerechtfertigte Tiertötung sowie die rohe und quälerische Misshandlung von Tieren strafbar; vorsätzlich begangene Tierquälerei wird geahndet. Wird ein Tier bei einem Unfall verletzt, spricht das Gesetz von Sachbeschädigung. „Die Kollegen vor Ort müssen prüfen, inwieweit vorsätzlich gehandelt wurde. Theoretisch könnte es ja auch sein, dass der Unbekannte mit dem Luftgewehr trainiert hat“, sagt Polizeisprecher Lars Detmer. Zusätzlich müsse untersucht werden, ob in dem Fall ein Verstoß gegen das Waffengesetz vorliegt.

Projektil ist wichtiges Beweisstück

Ein wichtiges Beweisstück sei das Projektil, das Lucky herausoperiert wurde. „Das könnte Rückschlüsse auf die Waffe und damit auf den Besitzer geben“, so Detmer. „Allerdings kommt es dabei auf die Qualität des Geschosses an – und wie viel davon noch übrig ist.“ Die ärztlichen Befunde werden momentan noch ausgewertet. Bisher gebe es aber noch keine Anhaltspunkte.