Banfe. Der neue Banfer Ortsvorsteher setzt im Interview auf gemeinsamen Kampf fürs Dorf. Eine Bürgerversammlung peilt er allerdings erst für Mai 2021 an

Michael Ermert (37) ist der neue Ortsvorsteher von Banfe. Im Interview mit unserer Zeitung verrät er, wie er sich als Bindeglied zwischen Ehrenamt, Politik und Verwaltung versteht.

Wie sind die ersten Reaktionen in Banfe auf den Neuen im Amt des Ortsvorstehers?

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Michael Ermert Mit einer Ausnahme außerordentlich positiv! Bereits vor der Wahl gab es über Parteigrenzen hinweg den Wunsch eines Wechsels im Posten des Ortsvorstehers – und noch am Abend der Wahl sowie am nächsten Tag haben mir die ersten Kandidaten von anderen Parteien aus Banfe zum Wahlsieg gratuliert. Darüber habe ich mich sehr gefreut, da es – wie ich glaube – den wirklichen Geist einer Kommunalwahl zeigt. Jeder kämpft am Tag der Wahl für sich, aber danach kämpfen wir gemeinsam für unseren Ort.

Wenn man außerdem nach den üblichen Parteiveranstaltungen an einem Wahlabend in sein Heimatdorf zurückkehrt und man dort herzlich empfangen wird, um den Erfolg mit einem zu feiern, dann ist man doch schon sehr berührt. Vor allem aber auch, weil es zeigt, dass die Menschen Interesse an Kommunalpolitik haben.

Was hat Sie eigentlich bewogen, sich für das Amt zur Verfügung zu stellen?

Die Bitte einiger Banfer Bürger! Ich habe im Vorfeld sehr viele Gespräche mit Bürgern aus Banfe geführt, auch um einen Kandidaten für den Ortsvorsteher zu finden. Da die meisten allerdings mich vorgeschlagen hatten, habe ich mich dazu entschlossen, neben dem Ratsmandat auch den Posten des Ortsvorstehers zu übernehmen. Allerdings immer mit einer Bedingung: dass wir den Weg für Banfe anschließend auch gemeinsam gehen!

Wie haben Sie sich auf den Job vorbereitet?

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Besonders vorbereitet hatte ich mich ehrlich gesagt nicht. Sicherlich hatte und habe ich Visionen, allerdings muss man auch realistisch sein. Banfe war seit Ewigkeiten ein CDU-dominiertes Dorf. Da sollte es nicht sehr einfach werden, eine Mehrheit zu erreichen, die es der FDP erlaubt, den Ortsvorsteher zu stellen. Trotz der Aufforderung eines CDU-Mitgliedes, die Partei zu wechseln, war ich der Meinung: Wenn Banfe eine Veränderung möchte, dann darf die Partei keine Rolle spielen.

Ist das nicht auch viel Arbeit nebenbei? Im Hauptberuf sind Sie ja nun auch noch Geschäftsführer des Bad Laaspher Raiffeisenmarktes „In der Aue“…

Natürlich ist das viel Arbeit – und niemand verlangt von einem, so etwas ewig zu machen. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Vor allem bei der großen Unterstützung, die mir bereits im Vorfeld zugesagt wurde, sollte es eine Aufgabe werden, der man durchaus gerecht werden kann.

Als FDP-Ratsmitglied engagieren Sie sich beispielsweise für Brücken-Sanierungen im Stadtgebiet. Wo sehen Sie da im Moment noch Nachholbedarf?

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Die Stadt hat über 50 Brückenbauwerke, die regelmäßig geprüft und gewartet werden müssen. Brücken können Sie bauen von 50.000 bis 500.000 Euro – und vielleicht auch im Einzelfall darüber hinaus. Den Nachholbedarf haben wir bei der Instandhaltung beziehungsweise hatten wir bei der Katalogisierung der Brückenbauwerke. Aber nicht auch zuletzt durch die Arbeit der Verwaltung, namentlich Achim Schneider, ist die Stadt dort mittlerweile deutlich besser aufgestellt als noch vor fünf Jahren.

Aktuelles Stichwort Straßen-Unterhaltung: Wie ist da Ihre Position, sowohl aufs Bad Laaspher Stadtgebiet als auch Ihren Heimatort Banfe bezogen?

Die Straßeninstandhaltung, Unterhaltung oder auch der Ausbau ist wohl eines der polarisierenden Themen der letzten Jahre. Es wäre sicherlich wünschenswert, das KAG abzuschaffen. Nur müssen wir auch erkennen, dass es nicht in unserer Hand liegt. Es ist ein Thema für Düsseldorf, sollte zwar von uns immer wieder angespielt werden – aber entscheiden werden wir in dieser Sache nicht. Wir sollten daher den Bürgern unserer Stadt mit offenen Karten begegnen und auch deutlich machen, dass wir nur mit den Gesetzen arbeiten können, die wir haben. Sie geben uns den Spielraum für Entscheidungen.

Was ist aus Ihrer Sicht da jetzt geboten?

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Innerhalb der Grenzen des KAG brauchen wir als Stadt Bad Laasphe eine Strategie für den Ausbau und die Unterhaltung unserer Straßen. Hier muss auch die Frage erlaubt sein, in welchem Umfang und Aufwand wir Straßen ausbauen oder ob eine Sanierung nicht ausreicht. Auch wenn die Stadt dann keine Anliegerbeiträge erheben kann. Vor allem als Ratsmitglieder entscheiden wir hier nicht unerheblich über den Geldbeutel anderer Menschen.

Wie kommen die Banfer mit ihrem neuen Ortsvorsteher am besten in Kontakt? Oder gehen Sie – gerade zum Start – in irgendeiner Form auf die Banferinnen und Banfer zu?

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Es war sicherlich mein Ziel, so schnell wie möglich eine Bürgerversammlung einzuberufen. Leider konnte ich dies wegen der Corona-Pandemie nicht umsetzen. Eine Veranstaltung ist allerdings bereits für den kommenden Mai geplant. Immer vorausgesetzt, die aktuelle Lage verändert sich bis ins Frühjahr wieder zum Besseren. Wie eben erwähnt gab es bereits im Vorfeld der Wahl ein großes Hilfeangebot. Dieses habe ich natürlich genutzt und Ansprechpartner im Ort gefunden, die ebenso wie ich sämtliche Anliegen gerne aufnehmen. Wer das im Einzelnen ist, wird im nächsten Dorfbrief noch vor Weihnachten verraten.

„Er ist mit seinem Fachwissen und seiner Kompetenz eine Bereicherung unserer Fraktion“, sagt FDP-Fraktionsvorsitzender Klaus Preis über Sie. Können Sie für das eine wie das andere ein Beispiel geben?

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Da hat es der Klaus sehr gut gemeint mit mir. Und vorab darf ich sagen, wie froh ich bin, jemand wie Ihn auf kommunalpolitischer Ebene an meiner Seite zu haben, der so viel Erfahrung, Kompetenz und vor allem Akzeptanz bei den Menschen mit bringt wie Klaus Preis.

In der Partei hat jeder seine Stärken und auch Schwächen. Eine meiner Stärken liegt sicherlich im Finanzwesen – und nicht zuletzt hat der Rat der Stadt Bad Laasphe mir bereits zum zweiten Mal das Vertrauen für den Vorsitz im Rechnungsprüfungsausschuss ausgesprochen.

Preis sagt auch, Sie seien „in Banfe gut vernetzt“...

Bin ich in Banfe gut vernetzt? Ich denke, ich bin ein Banfer Junge, habe über 25 Jahre Fußball gespielt, aber auch mal gerne einen Kontrollpunkt bei den IVV-Wanderungen der Wanderfreunde gemacht. Für die Jagdgenossenschaft habe ich viele Jahre die Kasse geführt und fungiere nun noch als stellvertretender Beisitzer. Auch durch meinen Beruf begegne ich sehr vielen Menschen. Der Klaus spricht von vernetzt! Ich würde vielleicht sagen, ich habe es gerne mit Menschen zu tun – und natürlich auch ganz besonders gerne mit Leuten aus Banfe.

Welche Rolle spielen für Sie als Ortsvorsteher die Banfer Vereine?

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Die Frage müsste lauten: Welche Rolle spielt der Ortsvorsteher für die Vereine? Die Vereine sind – und das nicht nur in Banfe – ein Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Sie sind nach wie vor die Basis für ehrenamtliches Engagement und seit Ewigkeiten eine Plattform für soziale Kontakte. Vereine übernehmen Leistungen, die eine Stadt, ein Kreis, ein Land oder gar der Bund überhaupt nicht leisten können. Wenn wir uns nur einmal die Jugendarbeit anschauen, so leisten die Vereine Hunderte von Stunden im Jahr für die Betreuung, Unterhaltung und Entwicklung unserer Kinder. Gerade hier ist es für einen Ortsvorsteher wichtig das Bindeglied zwischen Ehrenamt, Politik und Verwaltung zu sein.

Können Sie ein Beispiel geben?

Vor einigen Jahren wurde durch freiwillige Helfer der Banfer Friedhofsweg gepflastert. Unabhängig voneinander haben mich zwei seinerzeit Involvierte angesprochen, dass für die Arbeiten des Pflasterns eine kleine Aufwandsentschädigung von der Stadt in die Kassen der Banfer Vereine fließen sollte. Dies sei aber nach so vielen Jahren noch nicht geschehen. Ich habe mich gerne gekümmert und das Anliegen bei der Verwaltung vorgetragen, auch wenn dies ein Projekt lange vor meiner Amtszeit war. Ich hoffe natürlich, dass es uns gelingt, diese finanzielle Unterstützung zum Wohl der Vereine noch nach Banfe zu holen.

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Ihre Hobbys sind nach eigenen Angaben „meine Bergschafe, Mountainbike-Touren in der heimischen Natur, mein alter Unimog, Wandern und Klettersteige in den Alpen, Kommunalpolitik“. In dieser Reihenfolge? Oder wie setzen Sie da die Prioritäten?

Die Reihenfolge ergibt sich doch einfach aus der Verantwortung denen gegenüber, die einen brauchen und sich auf einen verlassen. Natürlich fahre auch ich gerne einmal in den Urlaub.

Wie unterstützt Sie Ihre Familie bei Ihren Vorhaben als Politiker und nun auch Ortsvorsteher?

Bereits mein Beruf verlangt der Familie einiges ab – und wir haben zum Glück einen Weg gefunden, damit umzugehen.