Im Interview zieht Elvira Haßler eine Bilanz ihrer langjährigen Tätigkeit, blickt mit Zuversicht nach vorn – und stellt außerdem einiges richtig.

Elvira Haßler verabschiedet sich als Ortsvorsteherin von Banfe. Im Interview mit unserer Redaktion zieht sie eine Bilanz ihrer langjährigen Tätigkeit – und blickt zugleich mit Zuversicht nach vorn.

Seit Anfang des Monats offiziell nicht mehr Ortsvorsteherin von Banfe – wie fühlt man sich da?

Steckbrief: Elvira Haßler

Geboren und aufgewachsen ist Elvira Haßler (60) in Banfe – und das ist auch nach wie vor ihre Heimat. Sie hat 1981 geheiratet.

Nach Grundschule und Hauptschule macht sie eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, arbeitet in der ehemaligen „Kurpension am Wald“ in Bad Laasphe. Seit 1984 ist Haßler erst als Reinigungskraft, einige Jahre später zusätzlich Hausmeisterin der Banfetalschule. Und beim Frauenchor übernahm sie 2014 das Amt der 1. Vorsitzenden von Ulrike Roth.

Haßlers Hobbys außer Singen: „Tapezieren mit Leidenschaft“, so ihre Auskunft, aber auch „mein Mischlingshund Mick“.

Gibt’s da sonst noch besonderes Engagement? Sportlich? Sozial? „Ich gucke gerne Biathlon“, verrät die 60-Jährige.

Am Anfang mies. Und dann fragt man sich: Was machst Du denn jetzt mit der Zeit? Und den Leuten aus dem Ort, die mit Fragen oder Ideen zu Dir kommen? Also, die ersten paar Nächte habe ich auch nicht gut geschlafen. Schließlich habe ich habe das Amt der Ortsvorsteherin wirklich herzlich gerne gemacht.

Wie überraschend kam die „Abwahl“ für Sie, der Sie das Amt ja nun mit viel Leidenschaft ausgeübt haben?

Dass da etwas im Gange ist, hatte sich schon angedeutet. So kam vor der Wahl einen Laaspherin auf mich zu. Sie habe gehört, dass ich doch als Ortsvorsteherin nicht mehr wolle. Aber das stimmt nicht. Wirklich überraschend kamen für mit die Flyer, mit denen der FDP-Wahlkreiskandidat Michael Ermert für sich geworben hat. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass er antritt.

Welche Bilanz ziehen Sie – nach wievielen Jahren nun mittlerweile im Amt?

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Ich war jetzt fast 20 Jahre lang Ortsvorsteherin – seit 2. November 2000. Und ich habe die ganzen Jahre immer versucht, es jedem recht zu machen. Allein sieben Jahre habe ich darum gekämpft, dass die Kreisstraße K 17 im Ort endlich ausgebaut wird. Seit vielen Jahren helfe ich beim Dorffest, backe regelmäßig Kuchen für den Trödelmarkt. Mittlerweile putze ich auch Fenster im Heimatmuseum. Alles Sachen, die für mich selbstverständlich sind. Und ich mache das auch weiterhin. Oder: Alten-Geburtstage besuchen im Namen der Stadt Bad Laasphe und dabei Obst- oder Pflege-Körbchen als Präsente überreichen – das war immer schön. Der Kontakt gerade zu den älteren Leuten war mir wichtig.

Und ich habe mich auch immer bemüht für die Banfer Vereine. Zuletzt habe ich zum Beispiel dafür gesorgt, dass ein eingebrochener Abfluss gegenüber dem Parkplatz am Banfer Sportplatz sehr unbürokratisch repariert werden konnte. Eine Firma lieferte das Material, das die Jungs vom VfB-Vorstand dann selber eingebaut haben.

Nutzen Sie die gewonnene Freizeit, um sich jetzt anderswo zu engagieren?

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Tatsächlich habe ich schon sieben Kranken-Besuche bei älteren Damen unseres Banfer Frauenchors gemacht. Und statt Reden für offizielle Anlässe zu schreiben fahre ich wieder viel mehr Fahrrad, kann mich jetzt mehr um unseren Hund kümmern. Außerdem habe ich viel Arbeit mit dem Haus – und meine 93-jährige Mutter wird auch nicht jünger.

Bringt Ihnen das womöglich auch politisch neuen Raum als CDU-Ratsmitglied?

Ja, ich sitze auch weiterhin für die CDU im Bad Laaspher Rat und kann mich da mehr für alles einsetzen, vor allem natürlich in Banfe. Ein politisches Schwerpunkt-Thema habe ich allerdings noch nicht gefunden.

„Ich würde gerne noch viel mehr für den Ort tun“, haben Sie mal gesagt. Aber: „Leider gibt der Stadtsäckel nichts mehr her.“ Wo fehlt es denn da?

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Von Eberhard Demtröder

Das Geld fehlt im Moment eigentlich überall. Bei so einer Haushaltslage der Stadt greift man einem nackten Mann nicht in die Tasche.

Im Prozess zum Integrierten kommunalen Entwicklungskonzept (IKEK) für die Stadt Bad Laasphe vergangenes Jahr wurden für einige Stadtteile wie Banfe neue „Nutzungskonzepte für leerstehende Gebäude“ vorgeschlagen. Ist das noch ein Thema?

In unserem Dorf gibt es genau zwei leerstehende Gebäude, auf dies sich das beziehen könnte. Doch die sind privat, da tut sich nichts. Gedanken für die Zukunft müsste man sich allerdings machen, wenn bei der Firma WKW Ende März 2021 nur noch eine Abteilung bleibt mit deutlich weniger Mitarbeitern. Dann wäre im Interesse der Jugend vielleicht eine Kletterhalle oder eine Skaterpark auf dem Firmen-Parkplatz möglich – bevor es eine Indus­triebrache wird.

Und zum IKEK-Prozess, den Sie ansprechen: Alles, was wir als Bewohner da eingebracht haben, etwa für eine neue Dorfmitte rund um die alte Eiche, einen befestigten Vorplatz für die Festhalle oder ein Kleinspielfeld neben der Turnhalle, war am Ende leider nicht förderwürdig. Und deshalb ist da auch nichts gemacht worden.

Zu Ihren Äußerungen kürzlich in Sachen Vereinsleben kam Kritik aus dem Ort. Was sagen Sie dazu?

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Ich stehe dazu: Das Vereinsleben, wie man es kennt, ist tot – weil man einfach nichts machen kann und darf. Aber selbstverständlich arbeiten die Vereinsvorstände im Hintergrund und machen, was möglich ist.

Was geben Sie Ihrem Nachfolger Michael Ermert mit auf den Weg?

Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Banfer Bürgerinnen und Bürgern – und was ganz wichtig ist: Der Ton macht die Musik!

Jetzt möchte ich noch einige Dinge erwähnen und klarstellen.

1. Bei der Straßenunterhaltung schrieb Michael Ermert in seinem ersten Flyer: „Banfe – Schlusslicht im Banfetal.“ Das ist nicht so. Was im Papier der Stadt veranschlagt wurde, und was im Endeffekt erledigt wurde, sind zwei verschiedene Schuhe. Allein von Januar bis Oktober 2020 sind in Banfe und Lindenfeld 18.500 Euro in die Straßenunterhaltung geflossen.

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2. Das Ehrenamt. Die meisten von Euch wissen, welche Arbeit dahintersteckt. So geschehen beim Pflastern des Weges auf unserem Friedhof in 2017. Mit Entsetzen erfuhr ich von der Stadt, dass Michael Ermert nachgefragt hat, ob bei diesem Einsatz Geld geflossen sei – Material und Maschinenstunden ausgeschlossen. Das ist in meinen Augen ein Schlag ins Gesicht eines jeden Helfers! 215 Stunden Arbeit bei bis zu 15 Helfern – nur für Essen und Trinken.

3. Im Leserbrief eines Banfer Einwohners stand zu lesen, dass der von Spendengeldern hiesiger Geschäftsleute finanzierte Defibrillator schon im November 2019 zu mir nach Hause geliefert worden wäre. Das ist schlicht und einfach gelogen. Auftragsbestätigung am 14.01.2020, Lieferung am 26.02.2020. Nachfragen gerne an die Castellan AG in Kreuztal. Einen Tag vor meiner Knie-OP. Noch am selben Tag fragte ich bei einem Spender nach, ob er das Aufstellen übernehmen möchte – und dieser lehnte ab. Dann kam Corona. Das öffentliche Leben wurde heruntergefahren. Nach einigen Wochen des Abwartens bat ich Volker Ulbrich – ebenfalls ein Spender – um Unterstützung, welche mir sofort gewährt wurde. Vielen Dank dafür. Und das hatte absolut nichts mit Wahlkampf zu tun!

Was wünschen Sie der Banfer Bürgerschaft an dieser Stelle?

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Allen, die mich in den vergangenen 20 Jahren unterstützt und sich in vielfältiger Form für Banfe eingesetzt haben, danke ich ganz herzlich. Ebenfalls bedanke ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den Jungs des städtischen Bauhofes. Und ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern eine gesegnete und gesunde Weihnachtszeit. Wir sehen uns.