Röspe. Frank Oldeleer hat viel zu erzählen. Mehr als 40 Menschen stehen in seinem Garten in Röspe und hören genau zu, was der Lehrer zu berichten hat.
Frank Oldeleer gibt selbst zu, einen richtig grünen Daumen hat er nicht, anders als seine Frau Friederike. Auf ihrem Grundstück in Röspe, einem alten Bauernhof, arbeitet die Familie an einem Garten in Permakultur.
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Das geht nicht von jetzt auf gleich, dafür muss man schon einige Jahre einplanen. Ziel ist es, irgendwann mit möglichst wenig Aufwand einen hohen Ertrag aus dem Garten herauszuholen, ohne dabei die Böden auszulaugen, oder zu überdüngen. Dazu muss man die richtigen Fruchtfolgen im Auge haben und immer auch für die nötige Nährstoffversorgung sorgen. Das kann man dadurch erreichen, dass Laub auf den Böden liegen bleibt und Mulch aus Gras und Grünschnitt ausgebracht wird. Zusätzlich hilft Kompost, alt bekannter und hervorragender Dünger. „Wir müssen den Boden verbessern und wir haben natürlich auch den einen oder anderen Fehler gemacht“, berichtet Franke Oldeleer. Permakultur ist kein festes Konzept, dass sich wie ein Kochrezept umsetzen lässt. Vieles findet nach dem Motto „Versuch mach kluch“ statt.
Initiative Wittgenstein Wandel
Oldeleer hat viel zu erzählen, mehr als 40 Menschen stehen in seinem Garten in Röspe und hören genau zu, was der Lehrer zu berichten hat. Es sind bei weitem nicht nur Umweltbewegte, die sich den Garten ansehen und die Erläuterungen dazu anhören wollten. Die Initiative Wittgenstein Wandel hatte zum „Permakultur-Festival“ geladen und die Wittgensteiner waren gekommen.
Aktuell, zu Beginn des Herbstes sieht der Garten durchaus unaufgeräumt aus. Das passt so gar nicht zum Bild eines typischen Nutzgartens. „Pflanzen in Reih und Glied, alles sauber aufgeräumt, das ist nicht das Konzept in der Permakultur. Aber man muss auch sehen, das hier noch viel im Aufbau und daher noch nicht fertig ist“, erläutert Oldeleer. In der Permakultur soll sich das System Garten selbst erhalten und Ertrag liefern.
Zusammenspiel vieler Naturfaktoren
Dazu braucht es das Zusammenspiel von Bäumen, Hecken, Beeten, Licht und Schatten. Die Hecken bieten Schutz vor dem Wind, sind aber auch gleichzeitig Lebensraum für Vögel und Insekten. Oder gerne auch der Spielplatz für Kinder. Der Garten hat viele Aufgaben, ist nicht nur Nutzgarten. Dazu gehört auch, dass das Baumhaus der Kinder eben nur eine Plattform ist. „Wir haben mit unseren Kindern gesprochen und dabei gemeinsam herausgefunden, dass die Plattform alle Anforderungen erfüllt“, so Frank Oldeleer.
Permakultur ist ein Konzept, dass in den 1970er Jahren entwickelt wurde, allerdings so richtig neu sind die Ideen dahinter nicht. Die Idee der Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft und wird dort schon seit rund 300 Jahren propagiert. Auch die Landwirtschaft hat in den Zeiten vor industriellem Kunstdünger Wege finden müssen, die Böden zu schonen und gleichzeitig hohe Erträge zu generieren. Diese Methoden werden heute erneut entdeckt.
Ressourcen schonen
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Dahinter steckt aber auch eine grundsätzliche Philosophie, die mehr regionale Wirtschaft und Versorgung will. Die aus dem Kreislauf der modernen Welt ausbrechen soll und sich in Teilen auch vom den aktuellen Lebenskonzepten abwendet. „Es ist klar, dass wie den Ressourcenverbrauch so nicht weiter durchhalten können. Wir müssen uns bewusst machen, dass wir in vielem sparsamer sein müssen“, ist sich Oldeleer sicher.
In Essen aufgewachsen
Frank Oldeleer (43), einer der Mitbegründer der Initiative „Wittgenstein im Wandel“, ist in Papenburg/Ems geboren und in Essen aufgewachsen.
Nach dem Abitur begann er ein Lehramtsstudium für Deutsch und Philosophie. Heute gehört Oldeleer zum Lehrer-Kollegium des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe.
Der 43-Jährige ist verheiratet und hat vier Kinder. Sein Hobby: Lesen. Und sonst? Engagiert er sich natürlich für die Initiative sowie die „Projektgruppe Futurum“, seine AG an der Schule.
Dazu gehört zum Beispiel auch, Wasser zu sparen, genauer gesagt Trinkwasser. Das am besten kontrollierte und aufbereitete Lebensmittel in Deutschland wird in großen Mengen zur Spülung von Toiletten und zur Bewässerung von Gärten genutzt. Nach drei ziemlich trockenen Sommern müsse doch eigentlich jedem klar sein, dass man so nicht weitermachen könne. In Röspe braucht der Garten kein Trinkwasser mehr. An mehreren Stellen wird Regenwasser gesammelt und zur Bewässerung genutzt. „Wir haben seit Jahren kein Trinkwasser mehr im Garten genutzt“, sagt Frank Oldeleer. Allerdings hat er auch ein großes Dach und kann damit jedem Menge Regen auffangen und danach speichern.
Kompost-Konzept
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Grün- und Küchenabfälle wandern in den Kompost. Der wird nicht nur einfach aufgeschichtet, sondern systematisch betrieben, um gute Ergebnisse zu erzielen. „Ganz klassisch alles aufeinander werfen, das funktioniert genau so, nur nicht so schnell und sicher“, ist die logische Erklärung.
Perspektivisch können die modernen Kompostkonzepte auch Fäkalien aus den Toiletten des Hauses verarbeiten. Das würde den Wasserverbrauch noch weiter reduzieren und gleichzeitig noch mehr Biomasse für den Garten als Dünger produzieren. Bis es so weit ist, wird es aber noch eine Zeit dauern.
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Permakultur ist aber nicht nur etwas für Menschen auf dem Land, mit eigenem Haus und großem Garten. Teile davon lassen sich auch auf einem Balkon umsetzten. Es geht mehr um die Idee und die Philosophie dahinter.
Am Tag der Deutschen Einheit war das Interesse groß an den Ideen und den Vorträgen zur Permakultur. Gut möglich, dass in der nächsten Zeit mehr Gärten dieser Art in Wittgenstein entstehen.