Erndtebrück. Stefan Berk ist als Superintendent entpflichtet, Simone Conrad als Nachfolgern ins Amt eingeführt. Der Kirchenkreis blickt in die Zukunft.

Wird derzeit ein Superintendent in der Evangelischen Kirche von Westfalen verabschiedet, dann erhält er von Präses Annette Kurschus ein Geschenk, das mit Wittgenstein zu tun hat. Der Entwurf für die überreichten Bronzekreuze stammt nämlich von Bildhauer Wolfgang Kreutter. Der ehemalige Wittgensteiner Kreisheimatpfleger hat als Künstler in vielen Kirchen des Kirchenkreises selbst seine Spuren hinterlassen. So weit, so gut. Schade, dass jetzt auch in Wittgenstein ein solches Kreuz von Annette Kurschus überreicht werden musste, denn: Der heimische Superintendent Stefan Berk hatte sich nach immerhin 13 Jahren im Amt gegen eine neuerliche Kandidatur entschieden.

Die Neuwahl

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Und so wählte die Wittgensteiner Kreissynode die Birkelbacher Gemeindepfarrerin und Wittgensteiner Diakoniepfarrerin Simone Conrad mit 40 Ja-Stimmen bei sechs Enthaltungen zu seiner Nachfolgerin. In der evangelischen Kirche Erndtebrück wurde deshalb Stefan Berk als Superintendent entpflichtet – und Simone Conrad aus Wingeshausen als neue Superintendentin ins Amt eingeführt.

Der Wechsel

Annette Kurschus hatte sich dabei als Leitende Theologin der Westfälischen Landeskirche auf den Weg zu einem alten Bekannten gemacht. Sie erinnerte daran, dass sie viereinhalb Jahre als Siegener Superintendentin mit Stefan Berk zusammengearbeitet habe. Er sei ein zuverlässiger, offener Kollege, ein Impulsgeber auf verschiedenen Ebenen, bescheinigte sie ihm: „Du bist anerkannt, bist geschätzt. Du musstest nicht gehen, aber du wolltest.“

Dabei unterstrich die Präses, dass man das nicht als Entscheidung gegen Wittgenstein und Erndtebrück verstehen dürfe, vielmehr habe es einen guten und tiefen Sinn in der evangelischen Kirche, dass Leitungsämter eben nur auf Zeit vergeben würden. Da sei sein Wechsel zur Diakonie – Stefan Berk wird in absehbarer Zeit theologischer Referent des Vorstandsvorsitzenden des Evangelischen Johanneswerks – ein echter Neuanfang. Dafür wünschte ihm Kurschus: „Geh getrost und geh mit Gott“.

Die Einführung

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Stefan Berks förmlicher Entpflichtung folgte die noch etwas förmlichere Einführung von Simone Conrad. Hier standen der Präses nämlich zum einen Pfarrerin Silke van Doorn, Schulreferentin und Mitglied des Kreissynodalvorstands in Wittgenstein, zum anderen Pfarrer Thomas Janetzki, der Ehemann von Simone Conrad, als Assistenten zur Seite.

Nach einem ersten Gespräch mit der neu gewählten Superintendentin in Bielefeld freute sich Annette Kurschus jetzt in Erndtebrück über Simone Conrads nüchternes eigenes Rollenverständnis als „Interimslösung auf Zeit“. Dabei spielte sie auf die mögliche Vereinigung der beiden Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein an, für die von den beiden Synoden in Bad Berleburg und Siegen gerade ein Stellungnahme-Verfahren auf den Weg gebracht wurde – die dann vielleicht im übernächsten Jahr 2022 dafür sorgen könnte, dass es auf dem neuen, gemeinsamen Gebiet nur noch einen und nicht mehr zwei Superintendenten gibt. Es werde auch darum gehen, sich selbst entbehrlich zu machen – und zu dieser Aufgabe sei Simone Conrad gern bereit. Im Hinblick auf die Splittung – 50 Prozent Stellenumfang für das Superintendentinnen-Amt und ebenso viel für die Diakonie-Pfarrstelle – warnte die Präses davor, dass zwei halbe Stellen schnell mehr als 100 Prozent ergeben könnten.

Die Predigt

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In ihrer anschließenden, sehr persönlichen Predigt erinnerte sich die neue Superintendentin Simone Conrad an ihren Konfirmationsspruch: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“ Sie sprach davon, wie ihr Pfarrer sie zu einem fröhlicheren Bibelzitat ermutigen wollte und sie das Wort gar nicht als nicht fröhlich verstanden hatte. Sie dachte darüber nach, wie sie und ihr Konfirmationsspruch aus dem Jahr 1977 miteinander älter geworden seien. Und wie sehr sie es zu schätzen gelernt habe, dass hier die Rede sei von allen Sorgen – damals vor der Englisch-Arbeit, heute vor generell wachsenden Distanzen zwischen den Menschen. Das damit transportierte Gottvertrauen ermutige zu Freiheit, Gelassenheit, Lebendigkeit. In den Fürbitten bedachten das scheidende Mitglied des Kreissynodalvorstands (KSV), Monika Benfer, und das neue KSV-Mitglied Anne Neumann Stefan Berk und Simone Conrad mit den besten Wünschen.

Die Grußworte

Die Corona-Bestimmungen erlaubten zwar kein eigenes Singen in diesem Gottesdienst, aber die Wittgensteiner Band „Yazzmine“ durfte diesen musikalisch wunderbar gestalten. Auch die Besucher-Zahlen waren deshalb massiv eingeschränkt worden. So konnten nur rund 30 geladene Gäste am Gottesdienst teilnehmen, was die Zahl der Grußworte deutlich reduzierte.

Da war der noch amtierende Synodalassessor Dieter Kuhli, der für den Kreissynodalvorstand sprach: „Dir, lieber Stefan, möchte ich ganz herzlich danken für dein ausgesprochen engagiertes, kluges und umsichtiges Wirken als Superintendent unseres kleinen Wittgensteiner Kirchenkreises.“ Und zur neuen Superintendentin sagte: „Dir, Simone, danke ich ganz herzlich für den Mut, dich in der gegenwärtig in mancher Hinsicht offenen Situation in die Verantwortung als Superintendentin rufen zu lassen.“

Wie auf Stichwort folgte das Grußwort von Peter-Thomas Stuberg. Stefan Berks Siegener Amtskollege erinnerte sich gern an gemeinsame und irgendwie dienstliche Wanderungen der beiden Superintendenten durch die Wälder in Siegerland und Wittgenstein, was Simone Conrad zum kecken Einwurf veranlasste, dass auch sie Wanderschuhe habe.

Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann schließlich, der sich weiter auf eine gedeihliche Zusammenarbeit von Kirche und Bürgergesellschaft freute, sprach von Stefan Berks Gabe, viele Menschen mitzunehmen – und von Simone Conrads eigener Fröhlichkeit.

Die letzten Worte

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Die letzten offiziellen Worte vor dem Ausklang mit leckeren Häppchen unter Corona-Bedingungen gebührten dann den Wittgensteiner Hauptakteuren des Abends. Sie dankten beide, bevor Stefan Berk ermutigte: „Vertraut einander, hier geht viel.“ Und Simone Conrad zitierte: „Das Land ist hell und weit.“