Bad Berleburg. Die Leiter der drei weiterführenden Schulen in Bad Berleburg berichten von Schwierigkeiten und viel Improvisation. Ihr Wunsch: Bessere Technik.
Ein Schulalltag mit einigen Schwierigkeiten – so schilderten im Ausschuss für Soziales, Bildung, Sport und Kultur die Leiter der drei weiterführenden Schulen und die Vertreterin der fünf Grundschulen im Stadtgebiet die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Betrieb der städtischen Schulen. Lob gab‘s für Lehrer und Schüler – und Wünsche an die Stadt als Schulträger, was die technische Ausstattung angeht.
Hauptschule
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Mitte März wurden die Schulen wegen Corona geschlossen, startete das „Lernen auf Distanz“. Und nach gut 14 Tagen Lockdown habe der Schwerpunkt des Distanz-Unterrichts auf den Hauptfächern gelegen, berichtet Christina Feige-Meyer, Leiterin der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Schule. Das Lernen daheim hätten die Schüler eher als „mittelmäßig“ empfunden. Genutzt habe man unter anderem eine Videokonferenz-App für virtuelle Klassenräume.
Als man später die Klassen nach und nach wieder in die Schule geholt habe, sei das Lernen in Kleingruppen sicherlich „sehr förderlich“ gewesen, so die Schulleiterin – allerdings verbunden auch mit viel Frontal-Unterricht. Die Abschlussprüfungen seien überraschend gut ausgefallen – dabei „haben wir den Schülern nichts geschenkt“, betont Feige-Meyer.
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Nicht alle Schüler hätten unmittelbar das digitale Lernmaterial auf der Homepage der Schule nutzen können – einigen habe es die Schule sogar per Post zugeschickt. Verlierer beim Distanz-Lernen seien zum Beispiel Förderschüler oder solche Schüler, für die Deutsch eben nicht die Muttersprache sei. Und technisch gesehen? Sei der Server der Schule „doch etwas in die Jahre gekommen“, findet Feige-Meyer. Das habe sich insbesondere gezeigt, als sich die Schüler mit bearbeiteten Unterlagen etwa per E-Mail zurückgemeldet hätten – „eine riesige Datenflut“.
Beim erneuten Präsenz-Unterricht nach den Sommerferien hätten sich die Schüler schnell an die Maskenpflicht auch im Klassenraum gewöhnt, so die Schulleiterin. Allerdings seien drei Schüler und einige Lehrer im Distanz-Unterricht geblieben – hier müsse man nun mit dem Schulträger Lösungen finden.
Realschule
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Für das Distanz-Lernen seien die Schulen „absolut nicht vorbereitet“ gewesen, findet Manfred Müller, Leiter der Städtische Realschule. Zum Glück hätten sich die Lehrer-Kollegen „relativ schnell freischwimmen“ können. Die Kommunikation mit Schülern und Eltern sei dann zunächst per E-Mail gelaufen, später aber auch über Messenger-Dienste auf die Handys der Schüler. Immerhin rund 80 Prozent der Schüler hätten daheim einen eigenen Computer nutzen können. Bei drei Prozent der Schüler allerdings habe man einen großen Aufwand betrieben, so Müller, um sie ins Homeschooling hereinzuholen. Die Klassenlehrer hätten jeweils die Aufgaben gestellt.
Für das gesamte Kollegium sei die Arbeitsweise in der Corona-Zeit eine große Umstellung gewesen. Kritik übt Müller am NRW-Schulministerium, das mit seinen Vorgaben oft sehr spät gewesen sei, um sie mit der nötigen Sorgfalt umsetzen zu können. „Die intensivste Zeit“ sei für ihn gewesen, so der Schulleiter, als die Schule von heute auf morgen Konzepte für einen erneuten Präsenz-Unterricht habe erarbeiten müssen.
An der Realschule schafften laut Müller alle Schüler den mittleren Schulabschluss – mit ähnlichen Noten wie im Vorjahr. Die Lehrer-Präsenz im Unterricht liege bei guten 85 Prozent.
Gymnasium
Das Johannes-Althusius-Gymnasium habe „eine Lernkurve als Schulgemeinde“ vollzogen, beschreibt dessen Leiter Clemens Binder die Entwicklung. Der plötzliche Lockdown im März sei für die Schüler zunächst einmal mit dem „Reiz des Neuen“ verbunden gewesen. Sie hätten sogar ihre Klassen-Pflanzen zur Pflege mit nach Hause genommen. Doch dann hätten sich Schüler und Lehrer irgendwie vermisst. Darüber hinaus habe das Kollegium für das Distanz-Lernen organisatorisch viel Neues auf die Beine stellen müssen.
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Und das Schulleben sei „nach wie vor eingeschränkt“, berichtet Clemens Binder. Hier müsse in Gesprächen zwischen Schule, Schulträger und Schulaufsicht noch einiges getan werden – insbesondere in Sachen Digitalisierung.
Grundschulen
Über die Homepage im Internet oder per E-Mail, aber eben auch direkt in der Schule hätten sich die Eltern die Aufgaben für ihre Kinder im Lockdown abgeholt, so Monika Weber, Leiterin der Edertalschule in Berghausen stellvertretend für die fünf Grundschulen im Stadtgebiet. Und in der Phase mit rollierendem Präsenz-Unterricht für die einzelnen Klassen sei hauptsächlich Deutsch und Mathematik unterrichtet worden.
Was das Lehrer-Personal angehe, sei die Edertalschule aktuell schlecht besetzt – auch deshalb, weil einige Kollegen zur Risiko-Gruppe gehörten. „Wenn jetzt eine Lehrkraft ausfällt, müssen wir die ganze Klassen zuhause lassen“, bedauert Weber. Eine Vertretung sei nur schlecht zu organisieren, „weil wir die Klassen ja nicht mischen dürfen“.
Die Rolle der Südwestfalen-IT als Dienstleister
Es müssten jetzt politische Beschlüsse gefasst werden, sagte im Haupt- und Finanzausschuss Regina Linde, im Bad Berleburger Rathaus Fachbereichsleiterin Bürgerdienste, damit die Stadt als Schulträger agieren könne. In der Zeit des Corona-Lockdowns mit zeitweiser Schulschließung hätten die Lehrer mit den verfügbaren technischen Mitteln getan, was sie konnten.
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Veraltete Geräte, keine breitbandfähigen Internet-Anschlüsse – das zeige, so Linde, wie drängend das Thema sei. Seit September 2019 gebe es die Richtlinien für den Digitalpakt Schule – und seitdem arbeite die Stadt „mit Hochdruck daran“, die Schulen technisch nachzurüsten. Für eine „Sofort-Lösung“ gehe es aktuell etwa um Leihgeräte für Schüler, feste Endgeräte für die Lehrer – und Lösungen gemeinsam mit dem kommunalen Dienstleister Südwestfalen-IT über die Stadtgrenze hinweg. Dass man interkommunal denke, darauf müsse man bei den Schulen mit ihren oft individuellen Technik-Wünschen aber noch drängen, meint Michael Sittler (SPD).
Grüne kritisieren Server als Stromfresser
Horst-Günter Linde (UWG) lobte die Arbeit im Rathaus ausdrücklich. Auch für Oliver Junker-Matthes (Grüne) ist eine zügige Digitalisierung nach Corona „eigentlich eine runde Sache“, doch: Wo komme der Strom her, den die Schulen der global nachhaltigen Kommunen Bad Berleburg jetzt zusätzlich bräuchten, fragte er in der Ausschuss-Diskussion. Mit welchen Folgen für das Klima? Hier nimmt Junker-Matthes die Südwestfalen-IT ins Visier, deren zentrale Server-Kapazitäten besonders viel Strom verbrauchten.
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Ob die Grünen den Schülern deshalb die notwendige Digitalisierung vorenthalten wollten, fragte Bernd Weide (SPD) – und machte deutlich, dass der steigende Stromverbrauch hier doch eher ein weltweites Problem sei. Die Frage nach innovativen Lösungen werde die Stadt bei den Gesprächen mit der Südwestfalen-IT gerne auch stellen, machte Regina Linde deutlich.