Bad Berleburg. Schützenfeste haben für Andrea und Uwe Brockhaus eine große Bedeutung. Dass die Feste ausfallen hat Auswirkungen auf ihr Reinigungsunternehmen.
Uwe Brockhaus erinnert sich noch gut an die erste Schützenfestzeit. „Ursprünglich kommen wir aus dem Ruhrgebiet. Nachdem dann der Vorbesitzer hier verstarb, hatte die Frau des Vorbesitzers meinem Vater seine Uniform geschenkt. Danach ist er direkt in den Verein eingetreten“, sagt der 56-Jährige und lacht.
Es gibt viele Erinnerungen, die ihm und seiner Frau zum Thema Schützenfest hochkommen. Seit 1977 betreiben sie die Reinigung Brockhaus in der Bad Berleburger Ederstraße bereits. Gegründet wurde das Gebäude aber bereits 1880 – ein Haus mit Tradition. Jahr für Jahr gehen bei ihnen nicht nur Alltagskleidung, Festkleider und andere Textilien, Teppiche , Oberbetten und Co. ein, sondern auch zahlreiche Uniformen und Schützenfestkleider – sei es aus Wittgenstein oder aus dem benachbarten Sauerland oder Hessen. Nur in diesem Jahr mussten die Feste ausbleiben, das spüren auch Brockhaus’, die mit dem Fest mehr verbinden, als ihre Arbeit.
Der Jungschützenkönig
Uwe Brockhaus bekommt Gänsehaut, wenn er an das Jahr 1981 denkt – das Jahr, in dem er den Vogel schoß und Jungschützenkönig von Bad Berleburg wurde. „Wir waren drei Jungs, die sich gemessen haben. Und nachdem ich einmal geschossen hatte, kam das sogenannte Stangenfieber. Dann möchte man auch
Auch interessant
König werden.“ Und die Reaktion, als der Vogel fiel? „Ich bin richtig zusammengezuckt“, sagt er und lacht. Bereits ein Jahr zuvor hatte er den Geck geschossen. „Da haben schon die Älteren hier gesagt: Nächstes Mal ist der Vogel dran.“
Es sind nicht die einzigen Schützenfesterfahrungen innerhalb der Familie. 1988 wurde seine Mutter zur Schützenkönigin ernannt.
Die Königin
Und auch Andrea Brockhaus hat eine ganz besondere Beziehung zum Berleburger Schützenfest. 2003 war die gebürtige Siegerländerin Schützenkönigin. „Das war eine super schöne Zeit.“ Dirk Pöppel wollte sich zu
Auch interessant
seinem 40. Geburtstag ein Geschenk machen und Schützenkönig werden. Als seine Königin hatte er Andrea Brockhaus gewählt. Das es am Ende so schön wird – damit hätte sie zu Beginn nicht gerechnet.
Die Abschlussrede fand den Freitagabend dann vor der Reinigung statt. „Da standen vor unserer Tür gefühlt tausend Menschen“, erinnert sich auch ihr Mann noch. Und auch heute noch fiebern die Brockhaus dem Schützenfest entgegen. „Es ist immer wieder etwas Besonderes, wo man seine alten Freunde wiedertrifft. Am Schönsten ist dabei eigentlich das Vogelschießen.“
Auch interessant
Doch wie heißt es so schön: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Getreu diesem Motto standen auch an Schützenfestsamstag die Mitarbeiter in der Reinigungsfirma. Vor zwei Jahren aber hat das Ehepaar beschlossen, den Samstag die Reinigung zu schließen. „Oftmals standen wir dann hier und es kam kaum einer, weil fast alle oben auf dem Schützenplatz waren“, so Brockhaus.
Das Reinigen
Doch nach dem Schützenfest ist vor dem Schützenfest. So geht es für viele Vereine nach oder vor dem eigenen Fest in andere Dörfer oder Städte – als Gastverein. Das heißt für Brockhaus und ihre Mitarbeiter:
Auch interessant
Uniformen und Kleider wieder in Topform bringen. Stress pur? Nicht für das eingespielte Team der Reinigungsfirma. „Das ist ja planbar“, verrät die 59-Jährige.
„Das verteilt sich auch über das gesamte Jahr. Es gibt welche, die bringen ihre Uniform direkt am nächsten Tag und es gibt Kunden, die bringen sie später. Stressig wird es nur, wenn sie es vergessen haben, am
Freitag zu uns kommen und sie dann bereits am Abend wieder benötigen.“ Oder aber, wenn in Biedenkopf der Grenzgang stattfindet.
„Da tragen dann alle die gleichen Uniformen“, so der 56-Jährige. Dieser findet alle sieben Jahre statt. „Das Aufwendige aber“, so Andrea Brockhaus, „sind am Ende die Bügelarbeiten der Festkleider, denn diese werden von zwei Frauen von Hand erledigt.“ Insgesamt hat das Ehepaar sieben Mitarbeiter.
Die Corona-Krise
In der Hochsaison kamen so zwischen 10 bis 20 Kleider pro Woche in die Reinigung, für die es dann spezielle Programme gibt –- aus Berleburg, Schmallenberg oder anderen Kommunen. Dieses Jahr kommen –- keine. Die Coronakrise hat auch die Reinigungsfirma hart getroffen, mit einem hohen Umsatzverlust.
Denn: Nicht nur die Schützenfeste fallen in diesem Jahr aus – auch viele Abibälle und Hochzeiten fanden in einem kleineren Rahmen statt, oder wurden komplett abgesagt. „Für gewöhnlich starten wir nach Ostern mit den Konfirmationen und Kommunionfeiern, im Mai fangen dann die Schützenfeste an und die ersten Hochzeiten finden statt“, so Andrea Brockhaus.
Zum Beispiel Oberhemden: Vor Corona hatten wir im zweistelligen Bereich Hemden pro Tag zu fertigen. Aktuell sind es im zweistelligen Bereich Hemden pro Woche – ein immenser Einschnitt für die Firma, die
neben dem Standort in der Ederstraße und Biedenkopf noch weitere Annahmestellen besitzt – zwei in Schmallenberg und je eine in Fleckenberg, Oberkirchen, Bad Fredeburg, Erndtebrück und in Breidenbach.
Zwei Mal wöchentlich wurden diese Stellen vor Corona angefahren – jetzt nur noch ein Mal pro Woche. Und auch die Kunden müssen gegebenenfalls ein wenig länger auf ihre Wäsche warten, als gewohnt.
„Ich würde beinahe sagen, dass wir jetzt mehr Stress haben, als vorher. Denn wir müssen schauen, dass wir die Maschinen auslasten. Es ist nicht wirtschaftlich, die Maschine für drei Sakkos oder Hosen anzustellen“, so der 56-Jährige. Bis zu 30 Kilogramm passen eine Waschmaschine und bis zu 25 Kilogramm in die Reinigungsmaschine. Das sind etwa 80 Hemden.
Dennoch versuchen Brockhaus das Beste in der Situation zu sehen. „Wir haben in den vergangenen 40 Jahren noch nie zweieinhalb Wochen Betriebsferien im Sommer gemacht“, so Uwe Brockhaus. „Denn meist wären ja nun die Schützenfeste.“ Feste, die hoffentlich im kommenden Jahr wieder stattfinden können.