Elsoff. Das wird nicht leicht: Pfarrer Joachim G. Cierpka nimmt Abschied von der Lukas-Kirchengemeinde. Er wechselt als Superintendent nach Bramsche.

Pfarrer Joachim G. Cierpka von der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde nimmt schon bald Abschied, wird Superintendent im niedersächsischen Bramsche. Und dieser Wechsel werde ihm nicht leicht fallen, verrät er im Interview mit unserer Redaktion. Er macht aber auch deutlich: Kirche braucht eine andere Medien-Präsenz – das habe die Corona-Krise gezeigt.

Seit etwas mehr als zwei Jahren sind Sie nun Pfarrer in die Lukas-Kirchengemeinde im Elsoff- und Edertal. Was hat man in dieser Zeit bewegen können, um die Gemeinde weiterzuentwickeln?

Vor allem haben sich die sieben Dörfer aufeinander zubewegt, die seit 2017 die Lukas-Gemeinde bilden. Da ist das Engagement vieler Menschen in den Projekten „Sieben auf einen Streich“, da ist das gottesdienstliche Leben (bis zur Corona-Zeit) in allen Dörfern, das Leben und Feiern miteinander, nicht zuletzt beim Diedenshäuser Jubiläum im vergangenen Jahr.

Wir haben neue Gottesdienst-Formen entwickelt wie den Singegottesdienst und dann auch – notgedrungen – ganz neue, aber erfolgreiche Formate in der Corona-Zeit, nicht zuletzt im Internet, gemeinsam im ganzen Solidarraum.

In Osnabrück sind Sie neulich zum Superintendenten des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Bramsche gewählt worden, Dienstantritt 1. September. Was reizt Sie persönlich am Wechsel nach Niedersachsen? Hätten Sie nicht auch im Kirchenkreis Wittgenstein die Nachfolge von Superintendent Stefan Berk antreten können?

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Da gibt es im Kirchenkreis Wittgenstein andere Pläne.

WP vom Dezember 2019 über die Kulturinitiative „Gemeinsam 2020 – Sieben auf einen Streich“ mit verschiedensten Veranstaltungen und Initiativen, die es den Menschen und Vereinen in den Dörfern ermöglichen, neue kulturelle Wege im vielfältigen Miteinander auszuprobieren: „Eines der bereits laufenden Projekte wird von Pfarrer Joachim Cierpka an der Elsoffer Grundschule ,Unterm Heiligenberg‘ geleitet, das Thema lautet ,Stadtkind – Landkind‘. Dabei geht es darum, den Begriff ,Heimat‘ mit Leben zu füllen und auf diesem Fundament den Kindern bei ihrer eigenen Identitätssuche zu helfen.“ Wie sehr lag Ihnen beispielsweise dieses Projekt am Herzen – und was wird nun daraus?

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Wie bei allen Aufgaben, die ich wahrnehme, wird es Vakanz- oder aber Vertretungsregelungen geben. Wenn ich sehe, mit welchem Engagement des Presbyteriums zum Beispiel Lösungen für den Konfirmanden-Unterricht ku3 und ku8 entwickelt worden sind, ist mir nicht bange. Wie auch schon in der Zeit, bevor ich kam, wird den Schulunterricht wieder Marlen Zacharias übernehmen, bis ein neuer Pfarrer oder eine neue Pfarrerin kommt.

Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten ist erfreulich groß: Sie sind alle mit Sachkenntnis, Kompetenz und Liebe bei der Sache. Das ist auch für die neue Pfarrperson ein großer Gewinn.

An welchen Stellen muss es in der Lukas-Gemeinde aus Ihrer Sicht auf jeden Fall weitergehen, etwa in der Kooperation mit der Stadt Bad Berleburg?

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Es gibt viele Möglichkeiten. Offen ist ja beispielsweise noch das Projekt „Generationsübergreifendes Wohnen“. Die Zusammenarbeit ist fruchtbar und wird auch in Zukunft für beide Seiten gewinnbringend sein. Ich bin sehr dankbar für diese wirklich außerordentlich gute Kooperation.

Sie sind mit der Pfarrerin Silke van Doorn verheiratet, im Kirchenkreis ja auch keine Unbekannte. Richten Sie sich jetzt auf eine Fernbeziehung ein? Oder werden Sie gemeinsam umziehen?

Meine Frau wird folgen, sobald sie eine geeignete Stelle vor Ort gefunden hat.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der Corona-Krise mit an Ihren neuen Arbeitsplatz?

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Erst einmal: Wir brauchen eine andere Medienpräsenz. Es reicht nicht, bisherige Gottesdienst-Formate zu übertragen. Wir werden Kreativität an den Tag legen müssen, um den neuen Medien gerechte Formen zu finden, denn ganz offensichtlich gibt es da durchaus Bedarf. Auch interaktiv. Und zum anderen: Wir werden auch unsere eigenen Kommunikationsformen neu bedenken müssen. Manche Wege können gespart werden, wenn wir Internetkonferenz-Formate auch weiter nutzen. Das ist auch unter ökologischen Gesichtspunkten wichtig.

Zugleich müssen wir aber auch immer wieder Formen des persönlichen Miteinanders stärken – denn wie sehr wir auch das brauchen, ist gleichermaßen offensichtlich geworden.

Zu hören ist, dass viele Gläubige der Lukas-Gemeinde und das Presbyterium vor Ort Ihnen mit Blick auf den Wechsel schon jetzt nachtrauern. Was möchten Sie diesen Menschen sagen?

Steckbrief Joachim G. Cierpka

Pfarrer Joachim Gerhard Cierpka ist gebürtiger Berliner. Er ist seit Dezember 2017 in zweiter Ehe verheiratet mit der gebürtigen Bochumerin Silke van Doorn, die seit 1995 im Siegerland lebt und für die Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein als Schulreferentin arbeitet. Der 59-Jährige ist Vater dreier erwachsener Töchter.

In den 80er Jahren studiert er Theologie und Philosophie in Berlin und Cambridge, beginnt 1987 ein Vikariat in der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Rudow (Bezirk Neukölln). 1988 ist Cierpka Vikar im Rundfunkdienst, unter anderem bei Radio Schleswig-Holstein (R.SH) und der BBC in London.

Als Pfarrer ist Cierpka unter anderem in den Berliner Stadtteilen Kreuzberg und Friedrichsfelde aktiv, aber auch im brandenburgischen Lübben sowie in der deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Belgien, Pfarrbezirk Brüssel.

Im brandenburgischen Neuruppin ist Cierpka zwar ebenfalls als Pfarrer im Einsatz, übernimmt dort aber auch für drei Jahre eine leitende Stabsstelle bei der Stadt Neuruppin, spezielle Zuständigkeit für Stadt- und Wirtschaftsentwicklung. Dabei ist er federführend beim länderübergreifenden „Fontane-Jahr 1998“ und begleitet die Verwaltungsreform der Stadt.

2011 und 2012 lässt sich Cierpka zum Coach für Predigt und Gottesdienst ausbilden. Außerdem übernimmt er 2013 Lehraufträge an der Evangelischen Hochschule Berlin im Studiengang Bachelor of Nursing (Akademische Pflegedienst-Ausbildung) für Ethik und Selbstreflektion sowie Wirtschaftsethik in diakonischen Unternehmen.

Ferner ist der scheidende Pfarrer der Lukas-Kirchengemeinde ausgebildeter Kirchenmusiker. Und er hat eine kaufmännische Grundausbildung.

„Die Lukaner“ haben zu Recht an Selbstbewusstsein zugelegt. Da ist eine vielfältige, bunte, engagierte und ideenreiche Gemeinde, da sind Menschen, die etwas wollen. Und da, wo es gemeinsam geschieht, wird es gelingen mit dem Segen Gottes. „Lukas“ ist zukunftsfähig und darf dem Kommenden getrost entgegensehen.

Wer könnte denn nun Ihr Nachfolger in der Lukas-Kirchengemeinde sein?

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Die Stelle befindet sich auf dem Wege der Ausschreibung. Damit kann sich jede bewerbungsfähige Pfarrperson bewerben. Die Neubesetzung liegt aber in den Händen des Presbyteriums und des Kirchenkreises. Es ist nicht gut, sich in die Regelung der eigenen Nachfolge mehr als gefragt zu mischen. Aber die Gemeinde ist attraktiv. Ich bin sicher, dass sich bald jemand finden wird.

Sie sind jetzt 59 Jahre alt. Glauben Sie, dass die Superintendentur in Bramsche die letzte Station Ihrer beruflichen Karriere ist?

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Ach, wissen Sie, das habe ich bei den beiden letzten Stellen auch gedacht. Und es kam anders. Aber rein rechnerisch bleibt ja nun in der Tat nicht mehr soviel Zeit. Und die wird schon knapp angesichts der Aufgaben, die mich dort erwarten.

Wie wird sich Ihr Abschied von der Lukas-Gemeinde gestalten?

Neben den vielen kleinen Abschieden ist für Sonntag, 23. August, um 14 Uhr ein Verabschiedungsgottesdienst vorgesehen. Das wird nicht ganz leicht, denn ich war mit großer Liebe, Leidenschaft und Freude Pfarrer der Lukas-Gemeinde.