Bad Laasphe. Der Bad Laaspher Daunen- und Bettfedern-Fabrikant Dr. Paul-Friedrich Metz im Interview: So wird unser Produktionsabfall zu Garnen und Stoffen.

Die Daunen- und Bettfedernfabrik Treude & Metz GmbH & Co. KG in der Bad Laaspher Altstadt ist am Samstag, 25. Juli, im Fernsehen: Das ZDF berichtet in der Sendung „plan b“ von 17.35 bis 18.05 Uhr über das Unternehmen – und wie es seine Produktionsabfälle recycelt. Dazu im Interview mit unserer Redaktion: Geschäftsführer Dr. Paul-Friedrich Metz.

Gemeinsam mit der Effizienz-Agentur NRW (EFA) in Duisburg hat die Bad Laaspher Treude & Metz GmbH & Co. KG als Daunen- und Bettfedern-Fabrikant gerade Maschinen entwickelt, um in Zukunft aus keratinhaltigen Produktionsabfällen Garne, Folien, Schäume und Dämmstoffe herstellen zu können. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Im Frühjahr 2018 stellte das NRW-Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) ein Programm der Europäischen Union vor. Es wurden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dazu aufgerufen, sich mit „Innovativen ressourceneffizienten Investitionen“ zu bewerben, etwa zur Gestaltung von ressourceneffizienten Produktionsverfahren im Sinne des produktionsintegrierten Umweltschutzes (PIUS). Da haben wir uns dann erfolgreich beworben. Die Projektanträge waren an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV NRW) zu richten.

Wir arbeiten diese Maschinen, was ist das Neue daran?

Steckbrief: Dr. Paul-Friedrich Metz

Der Diplom-Kaufmann und Diplom-Handelslehrer Dr. agr. Paul-Friedrich Metz (69) wird in Marburg geboren und wächst in Bad Laasphe auf.

Nach dem Abitur studiert er in Göttingen, Siegen, Dortmund und Halle/Saale. Er promoviert schließlich 2002 am Institut für Tierzucht und Tierhaltung mit Tierklinik der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittgenberg zum doctor agriculturarum (Dr. agr.) mit einer Dissertation über das Thema „Untersuchungen zum Einfluss der Herkunft, Haltung und Rupfmethode sowie der Veredelung auf qualitative, verbraucherspezifische Eigenschaften der Daunen von Enten und Gänsen“.

Über seine Hobbys sagt er: „Sport vorneweg und meine Arbeit sowieso.“ Metz engagierte sich über Jahre als Jugendwart und Jugendtrainer im Tennis-Club Rot-Weiss Laasphe. Außerdem war er Übungsleiter beim TV Laasphe. Der 69-Jährige ist verheiratet.

Sein soziales Engagement nach eigenen Angaben: 25 Jahre Kommunalpolitik für die FDP im Rat der Stadt Bad Laasphe, 30 Jahre im Vorstand des Verbandes der deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFi) und zehn Jahre Vorsitzender von „ars dormiendi e.V.“, Initiative Gesunder Schlaf.

In einem ersten integrativen Schritt werden die Federn grob zerkleinert, um danach in einer ebenfalls speziell entwickelten Turbomühle die vorab zerkleinerten Federnteile zu einer feinen, homogenen Federnmasse zu zermahlen. Über zwei Jahre haben wir Versuche gemacht, bis wir dafür den richtigen Partner gefunden hatten. Der zweite Bauabschnitt für die Maschinen sieht das Verflüssigen der Federpartikel in einer – ebenfalls über Jahre hinweg entsprechend entwickelten – Autoklavierung vor. Sie gilt als eines der zuverlässigsten Sterilisationsverfahren, durchgeführt bei Temperaturen zwischen 110 und 140 Grad sowie erhöhtem Druck.

In welch großen Mengen sind die Produktionsabfälle bisher angefallen? Und wie niedrig sind die Mengen jetzt?

Firmenchef Dr. Paul-Friedrich Metz greift in einen Sack mit Eider-Daunen von Eiderenten: „Das ist unser Premium-Produkt für gesunden Schlaf.“
Firmenchef Dr. Paul-Friedrich Metz greift in einen Sack mit Eider-Daunen von Eiderenten: „Das ist unser Premium-Produkt für gesunden Schlaf.“ © Eberhard Demtröder

Jährlich fallen in unserem Unternehmen rund fünf Tonnen an Abfällen an, die wir früher auf die Deponie gegeben haben. Heute geht dieses Material ausschließlich ins Recycling. Zum Vergleich: Deutschlandweit kommen in unserer Branche schätzungsweise 200 Tonnen zusammen, allein durch die Verarbeitung von Federn von Wassergeflügel wie Enten und Gänsen. Zählt man das Landgeflügel vor allem mit Hühner und Puten dazu, kommen wir auf rund 500 Tonnen.

Sind die Garne und anderen Stoffe nun neu in Ihrer Produktpalette? Wie lässt sich das möglichst gewinnbringend vermarkten? Hat das neue Kundschaft gebracht?

In unserer Produktpalette ist dafür nur in der Weiterverwendung Platz angedacht. Da die Patente, die solche Produkte nach sich ziehen, in meinem Besitz sind, geht es hier nun um die Markt-Einbringung – mit entsprechenden Lizenzpartnern. Vorab werden aber auch noch zwei Hochschulen in die Produkt-Entwicklung aktiv integriert.

Seit nunmehr 1994 führen Sie den Betrieb in mittlerweile vierter Generation weiter. Wie hat sich das Unternehmen seitdem entwickelt, vermutlich mit so einigen Innovationen?

Richtig. Ich bin seit 1985 im Hause und habe vor allem den innovativen Schwerpunkt auf Tier- und Umweltschutz gelegt – und ab 2002 nach meiner Promotion sowie den entsprechenden wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen auf das Thema des individuellen Schlafes in Verbindung mit den persönlich richtigen Schlafmaterialien.

Die Daunen- und Bettfedernfabrik Treude & Metz ist Partner und regelmäßiger Teilnehmer der Gesundheitstage am Gymnasium Schloss Wittgenstein. Warum?

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Ja, mehr als zehn Jahre schon – denn so lange besteht der auf Schloss Wittgenstein mit viel sportlicher und politischer Prominenz gegründete Verein „ars dormiendi e.V.“, der sich zum Ziel gesetzt hat: „Unsere Kinder sollen besser schlafen.“ Es ist eine mit Jochen Behle als früherem Langlauf-Bundestrainer nach wie vor agierende Initiative, die mit der Uni Lübeck arbeitet und ihren Sitz an der Wilhelmstraße in Berlin hat.

Im Oktober 2018 berichtete unsere Zeitung über feuerfesten Putz aus Federn als neue Entwicklung Ihres Hauses. Im Bericht heißt es unter anderem: „Der Federputz soll jedoch nicht die einzige Neuentwicklung sein. Es gibt erste Überlegungen, die in Richtung Dämmplatten oder auch in die Textilindustrie gehen. ,Wir forschen gerade unter anderem an Garnen, für die ich mir bereits ein Patentrecht in vielen EU-Ländern gesichert habe’, sagt Metz. ,Damit könnten wir im Idealfall auf Baumwolle verzichten.‘ Ein entscheidender Schritt für nachhaltiges Produzieren.“ Inwieweit hat das womöglich mit den erwähnten neuen Maschinen zu tun?

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Ja, das war so vorgesehen. Allerdings war die damalige wissenschaftliche Einrichtung an unserer Seite nicht in der Lage, den geplanten wissenschaftlichen Support zu leisten. Und so habe ich die Zusammenarbeit mit zwei kleineren, aber agileren Hochschulen nebst Lizenzpartnern aus der Industrie aufgegriffen, um meine nachhaltigen Ideen und Patente produktseitig umzusetzen. Da wir – auch meine Vorfahren – in unserem operativen Geschäft ohnehin schon weitsichtig und ressourcenschonend nachhaltig gearbeitet haben, ist es auch eine exzellente Anerkennung für mein Unternehmen, dass der deutsche Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) in Berlin uns 2019 mit dem Deutschen Nachhaltigkeits-Kodex (DNK) als eines von damals nur 540 deutschen Unternehmen ausgezeichnet hat.

Der Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFi), deren Vorsitzender Sie sind, organisierte zum 100-jähriges Bestehen 2015 erstmalig einen Innovationswettbewerb. Warum ist Innovationsfreudigkeit so wichtig?

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In diesem ausgeschriebenen Wettbewerb haben sich damals zum Beispiel meine beiden Auszubildenden Michelle Spies und Fabian Hirschhäuser mit der gesellschaftlich wichtigen Frage der Auswirkungen und der Bedeutung des Schlafens Jugendlicher auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit auseinandergesetzt. Generell ist Innovationsfreudigkeit so wichtig, weil Deutschland kaum Rohstoffe hat, aber vor Ideenreichtum strotzt. Und speziell, weil ich bedingt durch meine wissenschaftliche Ausbildung und Position – auch im VDFi – über ein umfangreiches Netzwerk von der Schlafmedizin über die Agrarwissenschaften bis zur technologischen Entwicklern und Anwendern in textilen, aber auch baustofflichen Bereichen verfüge. Außerdem galt bei meinen Vorfahren schon: Stillstand ist Rückschritt.

Kleiner Ausflug in die Kommunalpolitik: Ihr Vater gründete seinerzeit den Bad Laaspher Ortsverband jener FDP, der sie 2013 den Rücken gekehrt haben – in Richtung CDU. Wo verorten Sie sich heute politisch, insbesondere als Unternehmer?

Als Unternehmer? Das ist schnell gesagt: Da, wo fairer, rücksichtsvoller Umgang mit Menschen, Tieren und Pflanzen nicht nur gepredigt, sondern weitsichtig, schöpferisch – gerade im Sinne des Generationenvertrages – gelebt und praktiziert wird.

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Ihr Spitzname ist angeblich „Dr. Daune“. Ehrt Sie das als Fachmann? Wie kam es dazu?

Ja, das ehrt mich sicherlich, denn ich habe als Erster und Einziger weltweit über Federn und Daunen eine Doktorarbeit im Interesse des Endverbrauchers und des Wassergeflügels geschrieben. Das hat der WDR gewusst – und in einem Fernsehbericht 2003 mir daher anerkennend und liebevoll zugleich den Titel des „Daunendoktors“ verliehen.