Bad Berleburg. Schritt für Schritt zurück ins Leben: Eine Bewohnerin berichtet über ihre ersten Erfolge in der Wohngemeinschaft.

10 Uhr morgens in der Philadelphia-Home-Wohngemeinschaft am Berleburger Sengelsberg. Im Gemeinschaftsraum brennt Licht. Gemeinsam mit Pflegerin Monika Poschner, Pflegedienstleiterin Irina Meiners und Personalleiterin Lilia Detje-John sitzt Bewohnerin Marion Knörnschild dort am großen Esstisch. Sie ist glücklich. Einfach glücklich, dass sie hier ein neues Zuhause auf Zeit gefunden hat. Dass sie wieder lachen kann. Und dass sie wieder essen und wieder ein paar Schritte laufen kann. Denn das war nicht immer so.

Erste Erfolge

Marion Knörnschild lebt seit einem halben Jahr in der WG und hat bereits einige Erfolge erlebt.
Marion Knörnschild lebt seit einem halben Jahr in der WG und hat bereits einige Erfolge erlebt. © Privat

Gehen wir zurück in das Jahr 2019. Marion und ihr Mann Wolfgang haben gerade Urlaub gemacht. Danach merkt die heute 66-jährige Wahl-Siegerländerin, dass sich ihr Körper langsam verändert. „Ich konnte gar nichts mehr“, sagt sie. Knörnschild kommt in ein Krankenhaus – wieder einmal. Denn sie hat eine Autoimmun-Erkrankung: Muskelschwund. Und: Zweimal wurde sie bereits wiederbelebt.

Ihr Mann und ihr Sohn waren es, die sich dann im Spätherbst die WG in Bad Berleburg anschauten und sie im November dorthin brachten. Für die 66-Jährige zunächst eine schwere Zeit. „Ich brauchte lange, bis ich mich an die neue Situation gewöhnte. Aber jetzt bin ich froh, dass ich hier bin“, sagt sie, während ihr die Tränen kommen. Tränen der Freude. Denn Marion Knörnschild hat seitdem viele Fortschritte gemacht. Sie kann wieder schlucken, normal frühstücken und sogar ein paar Schritte gehen.

Auch Monika Poschner muss sich eine Träne wegwischen. „Solche Momente gehen mir einfach nahe. Das sind so tolle Erfolge, die wir mit unseren Bewohnern hier immer wieder erleben dürfen“, sagt sie. Schritt für Schritt begleiten sie und ihre Kolleginnen die Bewohner auf ihrem Weg der Besserung. Auch, wenn es nicht immer leicht ist. „Wir lachen und wir weinen“, bringt es Marion Knörnschild auf den Punkt. „Mit Spaß wird man auch schneller wieder gesund.“ Insgesamt sechs Mitarbeiter zählt das Team, unterstützt durch Hausarzt Juri Rein.

Die Wohngemeinschaft

Aktuell wohnt Marion gemeinsam mit einem weiteren Bewohner in der WG, die sich auf schwerkranke Menschen spezialisiert hat, beatmet sind oder eine 24-Stunden-Interventionsbereitschaft durch examinierte Fachkräfte benötigen. Platz bietet die WG für acht Bewohner in zwei Abteilungen.

Auch interessant

Seit dem 1. August 2019 gibt es die WG am Sengelsberg. Zuvor hatte das Ehepaar Andreas und Lilia Detje-John das Objekt bei einer Zwangsversteigerung ersteigert, dann komplett saniert und renoviert. Nur wenige Tage nach der Eröffnung zog bereits der erste Bewohner ein. Die Kosten für ein Zimmer? „Die liegen zwischen 350 und 400 Euro“, so die Personalleiterin. Doch die WG bietet nicht nur den Bewohnern genügend Platz – auch Angehörige können in einem Gästezimmer übernachten, um ihre Angehörigen zu besuchen.

Die Ziele

Auch interessant

Den Menschen wieder Lebensmut und Freude schenken – das ist eines der Ziele, die das Team verfolgt. Denn: „Wir wollen unsere Bewohner dabei unterstützen, Fortschritte zu machen, um wieder selbst Dinge erledigen zu können“, sagt Irina Meiners. Und damit das gelingt, gibt es auch Absprachen mit den Therapeuten. „Wichtigste Voraussetzung für die optimale Pflege ist der Kontakt mit Ärzten und Therapeuten und natürlich der Austausch mit den Bewohnern“, sagt Poschner. Und dafür nehmen sich die Mitarbeiter gerne viel Zeit. „Das ist der Vorteil dieser WG: Wir haben die Zeit für unsere Bewohner.“