Bad Berleburg. Bei Arbeiten auf dem Bad Berleburger Goetheplatz wurden die Reste einer fürstlichen Grabkammer gefunden.

Die Geschichte der Stadt Bad Berleburg ist seit diesem Wochenende um eine Anekdote reicher geworden.

Denn bei der Umgestaltung des Goetheplatzes in der Oberstadt der Kurstadt förderten die Arbeiter mit ihren Schaufeln einen kleinen Sensationsfund zutage. Rund einen Meter unter der Teerschicht machten sie eine Art Fundament aus, das allem Anschein nach als Grabkammer des fürstlichen Hauses zu Sayn-Wittgenstein gedient hat, ehe diese Gruft 1854 geräumt und verlegt wurde.

„Dieser Fund ist für mich nichts Besonderes und war sogar zu erwarten“, erklärt Hans Friedrich Petry. Der Stadthistoriker, der sich intensiv mit der Geschichte des heutigen Goetheplatzes in Bad Berleburg auseinandergesetzt hat, sieht in dem Fund viel eher die Bestätigung, dass seine bisherigen Recherchen in den Stadtarchiven richtig gewesen sind.

Mausoleum sollte entstehen

Laut Petry wurde auf dem heutigen Vorplatz des historischen Schlosses 1575 eine Kirche errichtet, die jedoch aufgrund von Baufälligkeit 1838 abgerissen werden musste. Unter dieser Kirche hatte der damalige Fürst die Idee, dass ein Mausoleum für sich und seine Ahnen entstehen sollte. Aus dieser Idee wurde jedoch nichts und die Gebeine wurden schließlich 1854 auf den fürstlichen Friedhof verlegt.

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„Was nun durch die Umbauarbeiten ans Tageslicht gefördert wurde sind die Wände der ehemaligen Gruft“, versichert Petry, der die Größe der Grabkammer zuvor immer nur schätzen konnte, nun allerdings Gewissheit hat. Dreieinhalb mal vier Meter sind die ungefähren Maße der Wände, die sich selbst ungeschulten Augen nun auf dem Goetheplatz präsentieren.

Kirche 1838 abgerissen

„Nach dem Brand von 1825, dem nahezu die gesamte Stadt Bad Berleburg zum Opfer fiel, kam schließlich die Überlegung auf, dass auf dem Goetheplatz der neue Marktplatz der Stadt entstehen sollte. Die Kirche am Goetheplatz hat das Feuer indes fast komplett verschont.

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Dennoch wurde sie dann 1838 abgerissen, das Mausoleum des Fürsten wurde nicht gebaut und schließlich der Platz errichtet, den man heute kennt. Die bereits vorhandene Grabkammer der Fürsten wurde in diesem Zuge dann auch geräumt.“ In der nun zutage geförderten Gruft erwartet Petry im Übrigen nichts mehr zu finden. Die Gebeine wurden schließlich ausgelagert und auch in den Kirchen-Chroniken ist zu entnehmen, dass dort nichts Besonderes mehr zu finden sein dürfte.

Denkmalamt begutachtet Baustelle

Doch wie geht es nun am Goetheplatz nach dem Fund der jahrhundertealten Grabstätte weiter?

Darauf hat auch Hans Friedrich Petry keine Antwort, verweist aber darauf, dass am Montag das Denkmalamt in Bad Berleburg vor Ort sein wird, um den Fund genauer unter die Lupe zu nehmen. „Ich weiß nicht, was nun geschehen wird. Wahrscheinlich wird die Stelle wieder zugeschüttet und das Denkmal von Kaiser Wilhelm wieder draufgesetzt. Selbst wenn man weitergraben würde, würde man nichts mehr finden.“

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Und auch wenn es laut des Stadthistorikers wohl zu erwarten war, dass sich unter dem Goetheplatz alte Katakomben befinden, so schafft dieser neuerliche Fund doch die Erkenntnis, dass selbst vor so vielen Jahrhunderten das Leben rund um das Berleburger Schloss florierte – quasi eine kleine Erinnerung an die geschichtsträchtige Historie der Kurstadt. Eine Geschichte, die nun um eine Anekdote reicher geworden ist.