Birkefehl/Aue. Zahlreiche Besucher hören gespannt den Erzählungen von Dr. Manuel Zeiler zu, der sie mit auf eine Tour rund um die Wallburg nimmt.
„Wir können nicht sagen, wer hier war – wir können nur sagen, wer nicht hier gewesen ist“, fasst Dr. Manuel Zeiler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) an der Wallburg in Aue zusammen. Zum Tag des offenen Denkmals boten der Wittgensteiner Heimatverein, der Heimat- und Touristikverein Aue und die Birkefehler Heimatfreunde in Kooperation mit der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer und der LWL-Archäologie Westfalen Führungen rund um die Wallburg statt.
Dr. Manuel Zeiler (LWL-Außenstellung in Olpe) und Carolin Johanning, Doktorandin der Philipps-Universität Marburg, beeindruckten bei ihren Führungen die vielen Gäste mit fachkundigem und tiefgehendem Wissen. Wer keine dieser Runden um die Anlage mitgehen wollte, konnte den Ausblick auf die umliegenden Dörfer mit Kaffee und Kuchen genießen.
Völker hinterlassen ihre Spuren
Die Anlage, deren Entstehung auf die Jahre 500 bis kurz vor Christi Geburt geschätzt wird und von einem bis heute unbenannten Volk bevölkert wurde, ist um 1932 entdeckt worden. Seitdem werden regelmäßig archäologische Grabungen durchgeführt. So wurde erst im vergangenen Jahr ein vermutlicher Eingang an der nördlichen Seite des Walls entdeckt, der unüblich zur eigentlichen Bauart anmutet.
Im Jahr 2016 wurden bei Ausgrabungen Waffen vor der Wallanlage gefunden, die wahrscheinlich im Zuge eines religiösen Ritus’ abgelegt wurden, da die Spitzen der Waffen in eine bestimmte Richtung ausgerichtet waren und die Waffen nicht vergraben wurden, sondern im Laufe der Zeit unter Laub und Humus verschwanden. „Auffällig ist, dass die Waffen zu einer Zeit abgelegt wurden, nämlich kurz vor der Zeitenwende, als die Wallanlage schon lange eine Ruine war“, so Zeiler, „Irgendwas ist hier passiert, so dass die Menschen diesen Ort als etwas Besonderes angesehen haben.“
Welches der Völker in der Eisenzeit ihre Spuren zwischen Aue und Birkefehl hinterlassen hat, ist noch unklar. Viele Fundstücke ergeben kleine Puzzleteile, die zusammengesetzt werden. „Aber nur, weil wir etwas finden, das zu einer Kultur passt, muss es nicht stimmen“, meint Carolin Johanning. Zeiler wirft ein: „Wenn irgendjemand uns mal ausgräbt, dann geben Ikea-Möbel keinen Aufschluss darüber, dass wir Schweden waren – und Coca-Cola Flaschen machen aus uns noch lange keine Amerikaner.“
Nur wenig Denkmale öffnen ihre Türen
Zum Tag des offenen Denkmals präsentierten sich neben der Wallburg Aue am Sonntag in Wittgenstein nur das Museum Alte Schule /Altes Museum und Backhaus an der Espequelle in in der Bad Berleburger Kernstadt.
Aus Bad Laasphe war die Trafostation der Amalienhütte in Niederlaasphe mit dabei.
Neben den vielen Informationen, die die Bauart der Wallburg und die historischen Hintergründe beleuchteten, wurden auch die Ideen hinter dem Aufbau verschiedener Wälle erklärt. „Der Aufgang zur Wallburg ist so konzipiert, dass Feinde, die wahrscheinlich auch größtenteils Rechtshänder waren und so ihre Schilde mit der linken Hand hielten – deswegen ließen die Erbauer den Zugang so errichten, dass die ungeschützte rechte Seite der Angreifer während dem Weg zum Tor angreifbar war.“
In den letzten Jahren fanden regelmäßig Ausgrabungen statt, so dass die Struktur der Wallburg und der Aufbau nachvollziehbar sind, „wofür diese Anlage genutzt wurde, ist weiterhin unbekannt – vielleicht nur einmal jährlich für Schützenfeste...“, schließt Dr. Zeiler nicht aus.
Folgen Sie der WP Wittgenstein auch auf facebook.