Dr. Felix Riedel hat seine Gedanken zu einem Neuanfang in der Forstwirtschaft und der Dürrebekämpfung formuliert.

Wittgenstein. Als Reaktion auf die trockenen Jahre und die „beispiellose April-Dürre“ in diesem Frühjahr fordert er einen Waldumbau um einerseits die Speicherfähigkeit des Bodes zu erhöhen und andererseits den Wald besser vor Dürren und Stürmen zu schützen. Der Bad Berleburger Dr. Felix Riedel hat ein Strategiepapier für die Grünen in Wittgenstein verfasst, das jetzt in gemeinsame Anfragen und Anträge in den Kommunen und im Kreis münden soll um „die notwendige Überzeugungsarbeit und fachliche Unterstützung“ zu leisten.

Wasserstände

„Die extrem trockenen Sommer der Vorjahre sowie die beispiellose April-Dürre in diesem Frühjahr erzeugten saisonale Niedrigstände in Flüssen und Quellen, verringerten das Pflanzenwachstum auf Wiesen und Feldern und zogen die weitere rasante Ausbreitung der Borkenkäfer in den Nadelholzbeständen nach sich. Die Waldbrände im April waren Zeichen einer größeren Veränderung, auf die wir in Wittgenstein reagieren müssen. Die Leidtragenden in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz verdienen ein faktenbasiertes, vernetztes und entschlossenes Vorgehen.“

Die Grünen in Bad Berleburg und Bad Laasphe, sehen die dringende Notwendigkeit, aber auch gute Möglichkeiten dazu, die Wasserspeicherfähigkeit der Böden in der Region drastisch zu verbessern.

Waldpolitik

Dr. Felix Riedel - promovierter Ethnologe aus Bad Berleburg hat ein Strategiepapier zum Waldumbau geschrieben.
Dr. Felix Riedel - promovierter Ethnologe aus Bad Berleburg hat ein Strategiepapier zum Waldumbau geschrieben. © Eberhard Demtröder

„Die bisherige Waldpolitik hat schnellwachsende Nadelhölzer und industrielle Bewirtschaftung gefördert. Die bei uns dominante Fichtenmonokultur ist nicht nur extrem artenarm und anfällig für Schädlinge, sondern sie erzeugt auch einen versauerten, verdichteten Waldboden mit einer Nadeldecke, die Wasser schwerer aufnimmt als eine jährlich aufgestockte Laubschicht. Fichten verdunsten auch im Winter und Frühjahr Wasser über die Nadeln, sind aber als Flachwurzler anfällig für Trockenheit.“

Daher müssten auch aus Gründen des Wassermanagements Wälder umgestellt werden auf Laubwälder mit Buche und Eiche als Dominanzarten, Elsbeere und andere hochwertige heimische Arten für die Durchmischung sowie höchstens 35 Prozent truppartig eingestreuten Nadelhölzern für harzhaltige Baustoffe.

Biber

„Entlang der Gewässer sind Bruchwälder und Auwälder als Wasserspeicher unverzichtbar und müssen auf die anstehende, erwünschte Wiederansiedelung des Bibers als wasserspeichernde und landschaftsgestaltende Art vorbereitet werden, um Konflikte mit Biberdämmen vorab zu minimieren.

Umfassende, breite Waldsäume schützen Wälder vor der Austrocknung durch trockene Winde und bieten wertvolle Saumbiotope für Nützlinge.“

Pferde

„Um die Waldböden vor Verdichtung durch Forwarder und Harvester zu schützen, muss die in Laubwäldern produktive Pferderückerei gefördert werden.“

Auch Totholz speicher Wasser. Der liegende und stehende Totholzanteil in den Nutzwäldern müsse deutlich erhöht werden. Durch den Wassergehalt im morschen Holz stellten Altbäume und liegendes Totholz kaum Brandlast dar, seien aber für die Waldgesundheit unverzichtbar, weil sie Brutstätten für seltene Insekten, Spechte und Fledermäuse böten. Ein verbindlicher und transferierbarer Wildnisanteil von mindestens zehn Prozent würde in Not geratenen Besitzern kleiner Wälder eine neue Perspektive als Urwald-Manager geben.

Waldarbeiter

Der für den Waldumbau erforderliche Mehraufwand bedürfe eines personellen und qualitativen Ausbaus der Waldarbeit und stärkerer Arbeitsrechte. Das fördere eine höhere Wertschätzung des Rohstoffes Holz als erstklassiger Baustoff und Energieträger.

Die Dürren im Zuge der menschengemachten Klimakatastrophe werden von Starkregenereignissen ergänzt werden. „Daher braucht man besonders in den Quellregionen und Wiesentälern mehr Feuchtgebiete als Speicher. Feuchtwiesen, Moore und Sümpfe wurden historisch als lästige Landschaftselemente zerstört und entwässert, der Grundwasserspiegel dadurch drastisch gesenkt. Heute wird klar, dass Feuchtbiotope nicht nur ihrer großen Artenvielfalt wegen, sondern auch als Puffer für Hochwasser und Dürren dringend gebraucht werden. Wiedervernässung ist Klimaschutz, Artenschutz und Schutz von Wald und Weideviehhaltung.“

Quellen

Darüber hinaus müssten Quellen besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Quellen seien einzigartige Biotope, weil sie häufig ganzjährig frostfrei seien und ganz speziellen Arten ein Refugium böten. „Die Grünen fordern daher ein kreisweites Programm zur umgehenden Renaturierung von Quellbereichen.“

Windkraft

Windkraftareale, Stromschneisen und die vermehrt notwendigen Brandschneisen ließen sich in Biotopstreifen mit hohem ökologischem Wert und hervorragender Vernetzungsfunktion verwandeln. Hier ließen sich Teiche, Totholzbiotope und Steinstrukturen anlegen. Beweidungs- und Mahdkonzepte mit Austrag des Mahdgutes müssten hier den Vorrang vor dem Mulchen haben. Diese Flächen könnten teilweise auch als Reserveweideflächen für den Dürrekatastrophenfall vorgehalten werden – im Interesse der Landwirtschaft.