Ich kann nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die dem Virus die Gefahr absprechen. Die sagen, dass diese Pandemie nicht so ansteckend ist.
Wenn es dem Esel zu gut geht, geht er auf’s Eis... Ich gebe zu, das Bild hinkt im Sommer ein wenig. Aber die Tendenz stimmt mit Blick auf die Corona-Krise. Bislang sind wir in Deutschland, aber ganz speziell auch in Wittgenstein, glimpflich davon gekommen.
Ich möchte die über 300 Infektionen in Siegen-Wittgenstein nicht klein reden und schon gar nicht die acht Todesopfer die bisher direkt an einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind, oder bei denen das Virus nur ein weiteres Problem einer langen medizinischen Vorgeschichte war. Dennoch sind wir verglichen mit anderen europäischen Staaten wie Italien, Frankreich und Großbritannien wesentlich weniger stark betroffen.
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Das hängt aus meiner Sicht an einigen wenigen, wesentlichen Faktoren. Daran, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens gerade rechtzeitig getroffen wurden und daran, dass sich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung bisher an diese zumindest ungewöhnlichen Maßnahmen gehalten hat.
In Wittgenstein kommt noch der glückliche Umstand hinzu, dass sich die Menschen dank der geringen Bevölkerungsdichte besser aus dem Weg gehen können. Viele haben eigene Häuser und Gärten und darüber hinaus muss kaum jemand länger als zehn Minuten gehen oder fahren, um in der freien Natur zu sein.
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Mal abgesehen von einer Maskenpflicht und den Kontaktbeschränkungen leben wir im Vergleich zu Ballungsräumen auf der Insel der Seeligen. Dass die meisten hier eher mit dem Auto unterwegs sind, als mit dem öffentlichen Nahverkehr ist auch ein – in diesem Fall – günstiger Umstand. Malen Sie sich einmal aus, wie es sich in Corona-Zeiten anfühlt, in einer vollen U-bahn zum Einkaufen oder zur Arbeit zu fahren.
Gut, unsere sozialen Kontakte können wir nur mit viel Abstand, telefonisch oder via Video pflegen. Wir müssen die Älteren und Kranken meiden, weil sie zur Risikogruppe gehören. Aber auch das ist zumindest Erwachsenen gut begreiflich zu machen. Ich kann auch verstehen, dass vor allem jüngeren Menschen, Kindern und Jugendlichen, die Decke auf den Kopf fällt, dass sie nach der anfänglichen Freude über vorgezogenen Ferien inzwischen Kindergarten und Schule herbeisehnen.
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Aber da ist etwas, das ich gar nicht verstehen kann: Dass es Menschen gibt, die dem Coronavirus die Gefahr absprechen. Die sagen, anhand der geringen Erkrankungszahlen und anhand der wenigen Toten sei abzusehen, dass diese Pandemie gar nicht so ansteckend ist. Und dass die Vorsichtsmaßnahmen übertrieben sind. Noch schlimmer sind nur diejenigen, die behaupten, dass das Virus eine Erfindung sei, um Menschen zu beherrschen oder zu kontrollieren.
Diesen Kritikern möchte ich sagen, dass wir nur deshalb so gut dastehen, weil wir ein paar Dinge vielleicht besser gemacht und vielleicht bislang auch Glück gehabt haben – vor allem in Wittgenstein. Nur in einem Punkt haben wir eben kein Glück: Gegen Viren mag es demnächst einen Impfstoff geben, gegen die Dummheit leider nicht. Wenns, dem Esel zu gut geht, geht er eben aufs Eis.