Bad Berleburg. Nackte Männer, Pflanzen und Tiere: Christopher Sabisch begeistert auf Instagram als Gayartist zahlreiche Menschen mit seinen Bildern.

Mit ruhiger Hand zeichnet Christopher Sabisch in seinem Wohn- und Esszimmer sein nächstes Kunstwerk auf Pergamentpapier vor – ein Aktbild eines Mannes. Viele solcher Bilder hat der 31-jährige Berleburger bereits als Aquarell gemalt. Einige dieser Kunstwerke präsentiert er auf seinem Instagramprofil. Mehr als 1800 Menschen folgen ihm dort. Auf der Online-Plattform Etsy kann man die Bilder des sogenannten Gayartists sogar kaufen. Dabei malt Sabisch nicht nur Männer, sondern auch Tiere und Pflanzen – vom Großformat bis hin zur Postkarte. Im Interview verrät er, der hauptberuflich als Technischer Zeichner arbeitet, wie es dazu kam.


Auf Instagram begeistern Sie mit Ihren Bildern mittlerweile viele Menschen, die Ihnen folgen. War das Malen schon immer Ihre Leidenschaft?
Christopher Sabisch:
Ich habe immer schon gerne gemalt – schon als Kind. Natürlich waren es damals andere Motive. (lacht) Landschaften, Tiere, manchmal auch Porträts – später habe ich dann an einem Kunstseminar teilgenommen. Als ich dann so 15/16 Jahre alt war, habe ich mit dem Zeichnen aufgehört. Das lag unter anderem daran, dass ich meine Ausbildung als technischer Zeichner begann. Vor drei Jahren dann habe ich dann wieder angefangen. Mein Freund hat mir zum Geburtstag einen Aquarellkasten geschenkt. Ich wollte einfach wieder kreativ sein. Allerdings weiß ich nicht, ob es mir immer noch so viel Spaß machen würde, wenn ich damit mein Geld verdienen müsste. Ich glaube dann wäre der Druck zu hoch, immer etwas Neues abliefern zu müssen. Aktuell male ich in etwa ein Bild pro Woche.


Sie malen vor allem nackte Männer – wer inspiriert Sie, beziehungsweise: Warum gerade nackte Männer?
Ich weiß gar nicht mehr, wie genau es dazu kam. Mir gefallen die Motive einfach. Außerdem bin ich viel auf Instagram unterwegs. Oftmals schaue ich dort auf den Profilen einiger Fotografen oder aber zeichne Männer, denen ich dort folge. Manche schreiben mich auch an und fragen, ob ich malen kann. Dann bekomme ich teilweise schon sehr viele Fotos zugeschickt.

Meerjungmänner und Aktmodelle: Einige der Männer, die Christopher Sabisch malt, kontaktieren ihn selbst auf Instagram. Andere hingegen findet er auf den Profilen einiger Fotografen.
Meerjungmänner und Aktmodelle: Einige der Männer, die Christopher Sabisch malt, kontaktieren ihn selbst auf Instagram. Andere hingegen findet er auf den Profilen einiger Fotografen. © Christopher Sabisch


Wie lange sitzen Sie an dem Bild?

Das kommt immer darauf an, wie groß und wie detailreich das Bild am Ende ist. Manchmal sitze ich acht Stunden an einem Bild – manchmal zwei. Erst kürzlich habe ich ein Video gemacht, wie ich eins male. Das hatte dreieinhalb Stunden gedauert. Für gewöhnlich aber male ich nicht in eins durch.


Gibt es einen Mann oder ein Motiv, welches Sie am liebsten zeichnen? Welches ist Ihr Lieblingsbild?

Ein wirkliches Lieblingsbild habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich – auch kein Lieblingsmotiv. An sich aber mag ich gerne maritime Dinge – wie beispielsweise die Meerjungmänner. Aber ich male nicht nur nackte Männer – ich male auch gerne Niedliches. Eine Freundin von mir zum Beispiel möchte immer Postkarten mit süßen Tieren von mir haben. Und auch Pflanzen zeichne ich ab und zu.


Also keinen bestimmten Männertyp?

Naja, vielleicht Männer mit Bärten. Die mag ich ganz gerne. (lacht)


Mittlerweile verschicken Sie Ihre Bilder weltweit: Was ist das für ein Gefühl und wie sind die Reaktionen in Ihrem Umfeld auf Ihr Hobby?

Es ist schon ein tolles Gefühl, wenn man sich überlegt: Hey mein Bild hängt sogar in Amerika an einer Wand. Eigentlich war es auch mein Freund, der mich darin bestärkt hat, die Bilder auch zu verkaufen. Zu Beginn habe ich sie ja nicht für andere gemalt, sondern für mich selbst. Und meine Familie und Freunde, die die es wissen, finden es gut. Als ich 17 Jahre alt war habe ich mich geoutet. Meine Familie hat das super aufgenommen – und bei den Freunden die meisten auch. Da merkt man, was echte Freunde sind.

Ein Bild aus seiner Sammlung.
Ein Bild aus seiner Sammlung. © Christopher Sabisch


Möchten Sie mit Ihren Bildern auch eine Message senden? Und: Wer gehört zu Ihren Kunden?

Ich male, weil es mit Spaß macht und es mich entspannt. Ich mag es einfach, alleine hier im Wohnzimmer zu sitzen und zu zeichnen. In der Regel sind es homosexuelle Männer, die die Bilder kaufen. Vielleicht sind sie einfach offener für das Thema. Es sind selten Frauen. Wobei: Letztens hat eine Frau ein Bild für ihre Freundin bei mit bestellt. Aber ich kenne keinen heterosexuellen Mann, der sich einen nackten Mann an die Wand hängen würde.


Auf Instagram haben Sie auf jeden Fall viel Zuspruch für Ihre Bilder. Sind das alles Originale?

Ja aktuell schon. Ich habe noch keinen guten Weg gefunden, wie ich meine Bilder vervielfältigen kann, so dass sie am Ende auch qualitativ so aussehen, wie ich das gerne hätte. Daher bekommen meine Kunden die Originale zugeschickt. Der Preis richtet sich dann meist nach der Größe des Bildes. Ich finde es echt schwer, einen Preis dafür festzulegen. Viele sagen mir, dass ich sie zu billig verkaufe.


Könntest du dir auch vorstellen, nach der der Coronakrise eine eigene Ausstellung zu eröffnen?

Wenn, dann eher in einer größeren Stadt. Aber aktuell ist das ja eh schwierig.


Wenn wir auf die Coronakrise schauen: Viele Menschen nutzen nun ihre neugewonnene Zeit unter anderem für ihre Hobbys – Sie auch?

Zu Beginn habe ich mir schon gedacht, jetzt könnte ich jeden Tag ein Bild malen, habe dann aber schnell gemerkt, dass es dann keinen Spaß mehr macht und die Qualität darunter leidet.