Feudingen. Keine Feiern, keine Buchungen, kein Geld: Die Coronakrise macht auch vor der DJ-Szene keinen Halt. Ein DJ aus Feudingen startet Kelleraktion.
DJ Handrixxs aus Feudingen legt wieder auf. Die schwarzen Kopfhörer um den Hals gehangen, die Finger am Mischpult, während die besten Partyhits der 90er-Jahre aus den großen Boxen tönen. Bunte Lichter leuchten im Takt durch den Raum. „Geht es euch gut?“, fragt er seine Zuhörer, die ihm live auf seinem Facebook-Kanal (Handrixxs) folgen.
Denn es ist keine gewöhnliche Party, die der 36-Jährige hier schmeißt. Es ist eine Watch-Party – eine Party ähnlich einem Konzert im Homeoffice. Nur, dass Lars Handrick, wie er mit bürgerlichen Namen heißt, allein in seinem Keller sitzt. #StayHome lautet auch hier das Motto des Abends, wie auch bei vielen anderen Künstlern aktuell.
Die Corona-Krise trifft die DJ-Szene hart. Keine Buchungen, keine Auftritte, kein Geld – viel schlimmer noch die Enttäuschung, das geliebte Hobby für eine gewisse Zeit nicht ausüben zu können. „Die Musik ist mein Leben, meine Leidenschaft. Ohne sie fehlt etwas“, sagt der Feudinger.
Er arbeitet nebenberuflich als DJ und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. In der Woche ist er als Lkw-Fahrer für eine Wittgensteiner Spedition unterwegs. „Die Arbeit und die Familie stehen natürlich an erster Stelle, aber das passte bislang auch immer ganz gut“, so der 36-Jährige. „Wenn unsere zwei Kinder im Bett sind, kann ich mich immer noch um die Musik kümmern.“
Der große Knall
Noch bis vor wenigen Tagen stand Dj Handrixxs vor seinem Mischpult – lauter Bass und tanzende Menschenmengen um ihn herum. Vier Tage Karneval liegen hinter ihm. Dann kam der große Knall von Corona. „Es war wie ein schlechter Film für mich, als vor ein paar Wochen sämtliche Veranstaltungen aufgrund von Corona abgesagt wurden.
Egal ob Familienfeiern, oder Großveranstaltungen mit Künstlern aus dem Sauerland wurden abgesagt.“ Doch ganz ohne Musik geht es in der DJ-Szene dann auch nicht. „Ich sehe bei vielen meiner DJ Kollegen, dass sie sogenannte „Watch-Partys“ machen, um die Leute in dieser Krise bei Laune zu halten.“ Partys via Internet – egal ob auf Instagram oder Facebook – die DJs legen weiter auf.
Nicht auf gute Musik verzichten
„Ich möchte die Leute ermutigen, dass diese Zeit auch vorbei geht und, dass sie trotzdem nicht auf gute Musik verzichten müssen. Auch, wenn wir alle zu Hause bleiben müssen.“ Daher wird der 36-Jährige auch weiterhin Watch-Partys aus seinem Keller geben.
„Vielleicht tanzt der ein oder andere zu Hause auch ein bisschen mit. Das würde mich sehr freuen, denn auch wenn ich das Auflegen vermisse: Die Gesundheit geht vor. Denn irgendwann wollen wir ja wieder gemeinsam tanzen und feiern.“
Die Anfänge als DJ
Seit 2002 ist Lars Handrick alias DJ Handrixxs bundesweit unterwegs. Angefangen aber hat seine Leidenschaft fürs Auflegen schon eher. „Während meiner Bundeswehrzeit in Berchtesgaden habe ich in einer Disco einen DJ kennengelernt, dem ich öfters über die Schulter gesehen habe.“ Später hat er es dann selbst ausprobiert – anfangs auf Privatpartys und Hochzeiten, später dann hat in Hotels und auf größeren Veranstaltungen. „Ich lernte später einen DJ aus Wittenberg kennen, so nahm das ganze seinen Lauf“, so Handrixxs.
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Im Nebenerwerb selbstständig ist er seit 2012. Zu seinen wöchentlichen Auftrittsorten gehörten unter anderem das Alpenrausch in Winterberg, der GigaParc in Dülmen sowie die größte Ü-30 Party in Deutschland in Wesel, Kassel und Esslingen am Neckar. Reisen, die dem 36-Jährigen derzeit fehlen. „Da kann auch eine Watch-Party nichts dran ändern.“
Positive Dinge sehen
Genauso wenig ist die aktuelle Situation zu ändern – stattdessen müsse man das Beste daraus machen. Der
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36-Jährige genießt daher besonders am Wochenende die Zeit mit seiner Familie. „Gerade wenn Hochzeiten sind, ist man als DJ viel unterwegs“, sagt er. Das entfällt aktuell. Stattdessen geht es mit den Kindern in den Garten oder Spazieren. „Viel was anderes können wir derzeit ja leider nicht machen, da Zoo- und Kinobesuche erst einmal flach fallen.“ Dennoch: „Die Krise schweißt uns alle mehr zusammen!“