Bad Berleburg. Die Bad Berleburgerin Nicole Jones hatte Symptome, die auf das Coronavirus hindeuten. Sie wurde aber nicht darauf getestet. Ihre Erfahrungen:
Nicole Jones hat neun Tage lang Fieber, leidet unter Husten und Atemnot. Schmecken und riechen kann sie auch nichts mehr. Hinzu kommen Magen- und starke Kreislaufprobleme. „Ich habe mich auch sehr abgeschlagen gefühlt“, erzählt sie.
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Trotz dieser Symptome, die auf das Coronavirus hindeuten, wird sie nicht auf COVID-19 getestet. Vorsorglich begibt sie sich, gemeinsam mit ihrem Mann, zwei Wochen lang freiwillig in Quarantäne. Die Symptome klingen ab. Ob sie das Coronavirus hatte oder nicht, weiß Nicole Jones bis heute nicht.
Bad Berleburg: Hausarzt überweist Nicole Jones an das Gesundheitsamt
Als die 41-Jährige vermutet, dass sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat, sucht sie Rat bei einem Hausarzt aus dem Familienumkreis. „Er sagte mir, dass ich eindeutige Symptome habe und mich unbedingt testen lassen soll.“ Kurz darauf ruft sie bei ihrem Bad Berleburger Hausarzt an. „Ich habe ihm meine Symptome nochmal geschildert und er hat dann eine Überweisung an das Gesundheitsamt gesendet, dass ich getestet werden soll.“
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Schließlich meldete sich das Gesundheitsamt bei Nicole Jones: „Sie haben mir gesagt, dass sie keinen Test durchführen, weil ich keinen – mir bewussten – Erstkontakt zu einem Infizierten hatte.“ Sie ist enttäuscht, hatte sie doch darauf gehofft. Ihr Hausarzt schreibt sie und ihren Mann, der ähnliche Symptome hat, zwei Wochen krank. „Offiziell hieß es, ich habe einen grippalen Infekt.“
Corona-Verdacht: Bad Berleburgerin verspürt Atemnot und hat hohes Fieber
Nicole Jones verspürt starke Atemnot. „Ich habe meinen Hausarzt gefragt, ob er mich nicht jedenfalls mal abhören kann, das war ihm aber auch zu riskant.“ Nach der Absage vom Gesundheitsamt geht es Nicole Jones weiterhin sehr schlecht. „Als ich am Mittwoch extrem hohes Fieber hatte, habe ich die 116 117 angerufen.“ Der ärztliche Bereitschaftsdienst kann ihr auch nicht weiterhelfen.
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„Ich habe der Dame am Telefon erklärt, dass es mir ein großes Anliegen ist, getestet zu werden. Aber auch, dass mir jemand mal die Lunge abhört, damit ich weiß, ob ich noch Zuhause bleiben kann oder ins Krankenhaus muss.“ Nicole Jones wird versprochen, dass sich ein Arzt des ärztlichen Bereitschaftsdienstes bei ihr meldet. Das geschieht aber nicht.
Corona-Verdacht in Bad Berleburg: Symptome klingen bei Nicole Jones ab
„Ich habe mich ziemlich allein gelassen gefühlt“, sagt die Berghäuserin. Einen Tag nach dem Anruf beim Bereitschaftsdienst, beginnt das Fieber bei Nicole Jones abzuklingen. „Da war ich erstmal froh, glücklich und zufrieden“, sagt sie. Auch die Atemnot und die weiteren Symptome verschwinden nach und nach. Sie bleibt mit ihrem Mann trotzdem weiterhin vorsorglich in Quarantäne. Weitere Anrufe beim Gesundheitsamt, dem ärztliche Bereitschaftsdienst oder anderen offiziellen Stellen unternimmt sie nicht mehr. „Ich hatte dann, ehrlich gesagt, die Nase auch ziemlich voll und fühlte mich ausgepowert“, so Nicole Jones.
Auch die telefonischen Bemühungen ihres Mannes, um doch noch getestet zu werden, bleiben erfolglos. Beide betonen stets, dass sie im sozialen Bereich arbeiten und daher täglich mit Menschen zu tun haben. „Ich finde es schockierend und gefährlich, dass ich trotz so eindeutiger Symptome nicht getestet wurde“, sagt Nicole Jones, die eine ambulante Versorgung für psychisch erkrankte Menschen bei der Diakonie in Schmallenberg leitet.
Corona-Verdacht in Bad Berleburg: Nicole Jones und ihr Mann bleiben vorsorglich Zuhause
In der Quarantäne werden sie und ihr Mann von Familien und Freunden versorgt oder sie nehmen den Lieferservice des Berghäuser Dorfladens wahr. Seit kurzem arbeiten beide wieder. Hierbei sind sie vorsichtig, halten Abstand, versuchen von Zuhause aus weiter zu arbeiten, soweit das möglich ist.
Nicole Jones geht es gesundheitlich wieder gut. „Ich habe nur noch ein bisschen mit Husten zu kämpfen“, sagt sie. Die Berghäuserin vermutet, dass ihre Symptome so vehement auftraten, da sie Asthmatikerin ist. Es sei tragisch, wie selten Menschen mit vermeintlich eindeutigen Symptomen auf das Coronavirus getestet würden. „Würde häufiger getestet, könnte man auch die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus gezielter einsetzen.“
Info:
- Am 25. März teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit, dass es angesichts der Corona-Pandemie die Coronavirus-Tests anpasst. Das bisherige Kriterium, dass ein Patient in einem Gebiet mit COVID-19-Fällen gewesen sein muss und/oder Kontakt zu einem Infizierten hatte, entfiel. Prinzipiell sollen seitdem Menschen mit Symptomen, die auf das Coronavirus hindeuten, getestet werden. Die Kreisverwaltung und das Gesundheitsamt in Siegen-Wittgenstein richten sich nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts.
- Nicole Jones bekam am 23. März vom Gesundheitsamt die Absage, dass sie nicht getestet wird. Ihr Test fiel somit in die Zeit vor der neuen Regelung des Robert-Koch-Instituts. Nach Abklingen der Symptome kann ein Antikörper-Test eine Infektion mit COVID-19 nachweisen.
- Landrat Andreas Müller betont: „Wir haben ein großes Interesse daran, mehr Tests durchzuführen, um einer möglichen Dunkelziffer auf die Spur zu kommen.“ Damit soll auch verhindert werden, „dass wir uns in falscher Sicherheit wiegen und sich das Virus unbemerkt weiter ausbreiten kann.“ Für viele Experten sei eine Ausweitung der Tests aktuell der Schlüssel, um das Corona-Virus in den Griff zu bekommen, was sich auch in den aktuellen RKI-Richtlinien widerfinde, so Andreas Müller. Der Kreis Siegen-Wittgenstein wolle diesen Weg konsequent gehen.
- Die Corona-Hotline des Kreises Siegen-Wittgenstein ist montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr und samstags, sonntags und feiertags von 9 bis 13 Uhr unter der Telefonnummer 0271/333-1120 zu erreichen.