Herdecke/Ennepe-Ruhr. Mitglieder von Reisegruppen kamen nach ihrer Rückkehr aus Südtirol krank ins Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Ergebnis: Influenza, kein Corona.

Die Anzeichen sprachen – zum zweiten Mal – dafür, dass auch Herdecker mit dem Coronavirus infiziert sein könnten. Am Sonntag stellten sich nach der Vermittlung durch den Ennepe-Ruhr-Kreis sechs Personen aus Reisegruppen nach ihrer Rückkehr aus dem als Risikogebiet eingestuften Südtirol im Gemeinschaftskrankenhaus (GKH) in Ende mit Krankheitssymptomen vor. Am Mittwoch teilte die Klinik auf Anfrage mit, dass die drei Herdecker, zwei Wittener und der Gevelsberger eine klassische Grippe haben.

„Wir haben hier in Herdecke bis dato im Gemeinschaftskrankenhaus keinen einzigen bestätigen Corona-Fall“, so GKH-Sprecherin Alexandra Schürmann. Die Personen, bei denen begründete Verdachtsfälle vorlagen, schickten GKH-Ärzte nach Hause, damit sich das Sextett von der Influenza (und den milden Krankheitssymptomen) erhole. In der Vorwoche hatte sich die Sorge bei einer Herdeckerin ebenfalls nicht bestätigt, so dass eine Hattingerin derzeit als einzige Corona-Patientin im EN-Kreis gilt. Allerdings wartet der Krisenstab noch auf Ergebnisse der Proben von weiteren Bürgern aus der Region.

Vorgaben vom Robert-Koch-Institut

Im Zuge der überlagernden Nachrichten über das Coronavirus werde schon mal vergessen, dass auch die altbekannte Grippesaison noch laufe, meint GKH-Sprecherin Schürmann. Angesichts ähnlicher oder gleicher Symptome seien Verdachtsfälle zunächst fast nicht zu unterscheiden. Heikel – wie im aktuellen Fall mit den sechs Reisenden – werde es, wenn die vom Robert-Koch-Institut vorgegebenen Kriterien wie ein Aufenthalt in einem Risikogebiet wie beispielsweise Südtirol erfüllt werden. „Wir isolieren jeden Grippe-Patienten. Stationär nehmen wir kranke Menschen nur bei begründeten Verdachtsfällen und entsprechenden Symptomen auf“, so Schürmann, die von eingespielten Abläufen in der Ender Klinik berichtet.

Klinik beschränkt Besuchszeiten und Anzahl

Um die Patienten vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen, schränkt das Gemeinschaftskrankenhaus bis auf Weiteres die Besucherregelungen ein.

Besuche durch Angehörige sollen nach Möglichkeit zwischen 11 und 12 Uhr sowie zwischen 16 und 17 Uhr am Nachmittag erfolgen. Die Besucheranzahl ist auf zwei Personen pro Patient beschränkt.

„Wir bedauern diese Einschränkung und bitten um Ihr Verständnis“, teilt die Krankenhaus-Leitung mit, die damit einen reibungslosen Betrieb gewährleisten will und die Ansteckungsgefahr eindämmen möchte.

Derweil schränkt das Gemeinschaftskrankenhaus kulturelle Veranstaltungen in der Klinik ein. „Wir sagen die bereits geplanten Veranstaltungen nicht ab, aber wir laden keine externen Besucher mehr dazu ein. Das heißt, unsere Kulturveranstaltungen richten sich momentan nur an Patienten“, so Schürmann.

Gemeinschaftskrankenhaus begrüßt mobile Lösung vom Kreis

Das Gemeinschaftskrankenhaus begrüßt, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis ab sofort auf eine mobile Lösung setzt: Besteht der begründete Verdacht, dass sich ein Patient mit dem Coronavirus infiziert haben könnte, fahren zwei Mitarbeiter von Hilfsorganisationen im Auftrag der Kreisverwaltung zu ihm nach Hause. Der Abstrich wird vor Ort genommen, so dass kein Ansteckungsrisiko für weitere Menschen besteht. Wer in einer der neun kreisangehörigen Städte befürchtet, sich mit dem Corona-Virus infiziert zu haben, sollte sich von Montag bis Freitag direkt an das Bürgertelefon unter der Rufnummer 02333/4031449 wenden. Die Mitarbeiter werden dem Betroffenen Fragen zu seinen Symptomen stellen und klären, ob er Kontakt zu einem bestätigten Corona-Fall hatte oder sich in einem Risikogebiet oder einer Region mit einer Häufung von Infektionen aufgehalten hat.

Route für Hausbesuche

Besteht weiterhin Verdacht auf eine Corona-Infektion, meldet sich kurz darauf ein Arzt bei dem Patienten. Der Mediziner beantwortet die Fragen des Betroffenen und entscheidet, ob es sich tatsächlich um einen begründeten Verdachtsfall nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts handelt, also ein Abstrich genommen werden muss. In diesem Fall wird die Adresse des Patienten an den Krisenstab weitergegeben. Dieser plant die Route für die Hausbesuche. Der Betroffene wird telefonisch informiert, wann er mit dem Besuch rechnen kann und was vor Ort zu tun ist. Denn: Nach Möglichkeit soll der Patient den Abstrich selbst vornehmen. Das benötigte Material stellen ihm die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen vor die Wohnungstür. Nach erfolgtem Abstrich sammeln sie den Behälter mit der Probe dort auch wieder ein. „Mit diesem Vorgehen vermeiden wir einen engen Kontakt, so dass wir das Infektionsrisiko minimieren“, erklärt Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabs. Am Ende jeder Route bringen die Mitarbeiter alle entnommenen Proben direkt zum Labor. So kann schnellstmöglich ermittelt werden, ob die Patienten sich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert haben oder eine andere Erkrankung vorliegt.

Wittenerin positiv getestet

Unterdessen hat der EN-Kreis am Mittwoch einen zweiten Corona-Fall bestätigt. Betroffen ist nach der Hattingerin (61 Jahre) nun eine Wittenerin, die aus dem Skiurlaub in Ischgl zu ihren Eltern nach Mönchengladbach zurückgekehrt war. Dort hält sich die 25-Jährige den Angaben zufolge noch auf, in Witten sei sie nach ihrem Urlaub noch nicht wieder gewesen, die Rückkehr in den Ennepe-Ruhr-Kreis erfolge erst nach ihrer Gesundung.

Zudem gab der Kreis eine Entscheidung des NRW-Schulministeriums weiter. Demnach fallen landesweit bis zum Beginn der Osterferien alle Klassenfahrten aus.