Siegen-Wittgenstein. Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es seit ein paar Tagen mehr genesene Corona-Patienten als neue Infektionen. Für Entwarnung ist es aber zu früh
Eine Entwarnung in Sachen Corona ist im Kreis Siegen-Wittgenstein eindeutig noch nicht in Sicht. Dr. Christoph Grabe, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, klärt in einem Interview über den aktuellen Stand auf.
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Seit ein paar Tagen gibt es mehr genesene Corona-Patienten im Kreis als neuerkrankte. Sind wir über den Berg?
Dr. Christoph Grabe: Auf keinen Fall. Die Zahlen sind nur eine Momentaufnahme, in der sich vielleicht schon erste Erfolge der Maßnahmen widerspiegeln. Aber wir stehen noch am Anfang der Pandemie und müssen jederzeit mit einem erneuten Anstieg der Fallzahlen rechnen.
Was bedeutet das für das lange Osterwochenende?
Dass sich alle weiter strikt an die Regeln halten müssen: Soziale Kontakte meiden, Abstand halten und Hygienestandards wie regelmäßiges Händewaschen beachten.
Beschäftigte arbeiten auch an den Feiertagen
Wer über die Feiertage oder wegen Urlaubs den Hausarzt nicht erreicht, kann sich an die Corona-Hotline des Kreises wenden, um eine Überweisung zur Testung in die Wege zu leiten: 0271/333-1120.
Für die meisten Beschäftigen des Gesundheitsamts gilt eine Urlaubssperre, auch an den Feiertagen wird mit positiven Testergebnissen gerechnet. Dann werden Kontaktpersonen ermittelt und angesprochen.
Was heißt das für Verwandtenbesuche an den Feiertagen?
Die sollten auf jeden Fall unterbleiben! Wer nicht in einer häuslichen Gemeinschaft unter einem Dach wohnt, sollte sich im Moment nicht treffen. Denn ist nur einer der Anwesenden unwissentlich infiziert, kann er alle anderen anstecken und die tragen das Virus in ihr Lebensumfeld. Genau das wollen wir verhindern. Das Virus akzeptiert keine Verwandtschaftsbeziehungen, sondern kennt nur enge Kontakte.
Wie ist es mit Besuchen in Krankenhäusern und Pflegeheimen?
Bei allem Verständnis: Das ist im Moment einfach nicht möglich – im Gegenteil: Besuche in diesen Einrichtungen sind ausdrücklich verboten, weil dort genau die Menschen sind, für die Covid-19 eine besondere Bedrohung darstellt.
Warum rufen Sie dazu auf, sich verstärkt testen zu lassen?
Weil wir seit ein paar Tagen merken, dass die Zahl der Personen, die ans Kreisgesundheitsamt zur Testung überwiesen werden, zurückgeht – vermutlich weil vor Ostern Praxen geschlossen sind. Und weil wir wissen wollen, wie weit das Virus tatsächlich verbreitet ist. Am Anfang war es vollkommen richtig, nur Kontaktpersonen und Reiserückkehrer zu testen. Das Coronavirus war in Deutschland noch kaum verbreitet. Hätte man da jeden mit Grippesymptomen getestet, hätte das alle Kapazitäten völlig überfordert. Inzwischen haben die Labore ihre Kapazitäten aber ausgeweitet und aufgrund der Reisebeschränkungen gibt es kaum noch Menschen, die aus Risikogebieten kommen. Deshalb hat das Robert Koch-Institut seine Empfehlungen verändert.
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Wer sollte sich jetzt testen lassen?
Wer Atemwegserkrankungen mit Symptomen wie Husten, Niesen oder Halsschmerzen hat, sollte sich testen lassen, besonders dann wenn jemand schon Vorerkrankungen hat, sich seine Erkrankung verschlimmert, Atemnot oder Fieber hinzukommen und natürlich Personen mit Grippesymptomen, die im Krankenhaus oder in der Altenpflege arbeiten. Ein Test macht nur wirklich Sinn, wenn ein Patient zumindest leichte Symptome wie Husten, Halsschmerzen aber auch Geschmacksverlust hat. Ganz ohne Symptome ist die Virenlast im Körper oft zu gering, um ein positives Testergebnis auszulösen – selbst wenn die Person infiziert ist. Aktuell gibt es kein spezifisches Heilmittel gegen Corona. Die Ärzte können nur die Symptome bekämpfen, wie zum Beispiel eine Lungenentzündung – völlig unabhängig davon, ob jemand positiv, negativ oder gar nicht auf Covid-19 getestet wurde.
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Warum werden dann überhaupt Tests gemacht?
Im Moment geht es vordringlich darum, Infektionsketten nachvollziehen und durchbrechen zu können. Das geschieht, indem wir als Kreisgesundheitsamt Kontaktpersonen von Infizierten ausfindig machen, diese auch aufgefordert werden, zuhause zu bleiben, sich ganz genau zu beobachten und bei Symptomen dann ebenfalls getestet werden.
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