Bad Berleburg. Sich austauschen, um die Krise zu bewältigen, sich gegenseitig um Rat fragen können – darum müsse es unter Kollegen gehen. Auch um Job-Erhalt.

Gerade hat Frisörmeisterin Marina Marchel in ihrem Salon „Frisier-Zone“ an der Poststraße die Post aus dem Briefkasten gefischt. Und eigentlich würde sie hier auch gerne noch ein paar ihrer Kunden bedienen. Aber das geht in der Corona-Krise nicht. „Ich habe mich hier gleich zuhause gefühlt“, sagt Marchel, als sie die Ladentür wieder hinter sich abschließt. Auch Hausbesuche bei der Kundschaft sind im Moment für sie und ihr Team nicht möglich. Marchel hofft nun, dass es nach den Osterferien weitergeht.

Die Arbeitsplätze

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Aus drei Angestellten plus Chefin und mehreren 450-Euro-Jobbern besteht Marchels Team. Für sie alle ist in der Krise Lohnverzicht angesagt. Kurzarbeit ist angedacht. Ziel ist es schlicht, den Salon und die Arbeitsplätze zu retten. „Diese Ungewissheit“, wann es tatsächlich weitergehen könnte – das bewegt Marina Marchel mächtig. Bevor die Krisensituation noch weiter an ihre Ersparnisse geht. Wie so viele andere Geschäftsleute aus Wittgenstein hat auch Marchel über ihren Steuerberater Zuschüsse beim Land NRW beantragt. „Ich bin mal gespannt, ob es klappt.“

Die Branche

Aktion gestartet: Kinder malen für Senioren

Für die Bewohner im Bad Berleburger Altenheim „Haus am Sähling“ hat Frisörmeisterin Marina Marchel eine Aktion gestartet: Kinder malen für Senioren.

Das Ziel: Die Jungen und Mädchen malen Bilder – mit Motiven, die gerade ältere Menschen „aufbaut, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert“. Die Kinder können aber zum Beispiel auch Briefe an die Senioren schreiben.

Die fertigen Bilder oder Briefe gehen dann per Post an: Marina Marchel, Lahn-Eder-Straße 14, 57334 Bad Laasphe-Puderbach. Einsendeschluss ist Ende nächster Woche. „Dann kann ich die Bilder noch vor Ostern im Altenheim vorbeibringen“, freut sich Marchel schon jetzt auf eine rege Beteiligung an der Aktion.

An ihre Mitbewerber in der Branche appelliert Marchel, „dass wir uns als Frisöre gegenseitig unterstützen müssen“. Erfahrungen austauschen, wie man die Krise bewältigen kann, sich gegenseitig um Rat fragen können – darum geht es der Frisörmeisterin. „Wir müssen zusammenhalten, wenigstens hier in Bad Berleburg.“

Die Hausbesuche

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Vorübergehend aufgeben mussten Marchel und ihr Team auch die wöchentlichen Frisör-Termine im Altenheim „Haus am Sähling“ in Bad Berleburg. „Wir können ja auch keine Hausbesuche machen im Moment – leider nicht“, bedauert die Frisörmeisterin. Am Sähling lebten mehrere ältere Menschen, berichtet sie, die einmal oder auch zweimal pro Woche ihre Haar fachmännisch schneiden, waschen und föhnen lassen. Das fällt jetzt für ein paar Wochen aus. Marchel: „Ich weiß gar nicht, wie die Leute aussehen, wenn wir wieder da sind.“

Die Haar-Mode der Zukunft

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Und wie wird wohl die Haar-Mode nach Corona aussehen? Bleiben die Langhaar-Frisuren, die in der Krise gewachsen sind? Oder geht der Trend zur radikalen Kurzhaar-Optik? „Ich glaube, die Leute werden sich die Haare doch schon ein bisschen kürzer schneiden lassen wollen“, vermutet Frisörmeisterin Marina Marchel.

Was sie im Übrigen „unmöglich“ findet: Dass jetzt im Fernsehen gezeigt werde, wie man auch mit Hilfe einer Wasserwaage Haare selbst schneidet – und wie man selbst Farbe oder Tönung aufträgt. „Das müssen wir als Frisöre dann später alles korrigieren“, fürchtet Marchel.

Der Neustart danach

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Sie richtet sich für die Zeit nach der Krise auf einen wahren Ansturm der Kunden ein. Die aber würden dann wohl „erst einmal auf Termin bedient“, hat sich die Frisörmeisterin schon überlegt. Zur Sicherheit. Da bittet sie schon jetzt um Geduld für die Wartezeiten, wenn im Salon an der Poststraße „die Hölle los“ sein werde, das Telefon zur Termin-Vereinbarung sicher nicht mehr stillstehe. Aber Marchel verspricht schon jetzt: „Ich gebe mein Bestes.“ Sie und ihr Team.