Bad Berleburg. Marina Marchels „Frisier-Zone“ in Bad Berleburg wurde für den Ausbildungsbetrieb des Jahres nominiert. Sie will anderen eine Chance geben.

Dieselben Chancen, die sie bekommen hat, möchte sie weiter geben an andere – Marina Marchel nimmt regelmäßig Auszubildende mit Migrationshintergrund an und unterstützt sie nicht nur in ihrem Salon, sondern auch bei der Integration in die Gesellschaft.

Deshalb wurde ihr Unternehmen jetzt in der Kategorie „Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement“ für den Ausbildungsbetrieb des Jahres 2019 der Handwerkskammer Südwestfalen nominiert.

Insgesamt elf von 2000 Handwerksbetrieben bekommen dieser Tage eine Nominierungsurkunde. Marina Marchels Salon ist einer von ihnen. „500 Euro ist ihnen mit der Nominierung schon einmal sicher“, versprach Fabian Bräutigam, Geschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen, am Montag.

Geborene Kasachin hilft anderen

„Es ist schon eine große Sache, dass sie nominiert wurden, nicht jedem Betrieb wird diese Ehre zuteil“,

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betonte Bräutigam. Geschafft hat Marchel, selbst geborene Kasachin, das durch ihren Einsatz für Menschen mit Migrationshintergrund – wie für den Iraner Rashid Alizadeh, der eines Tages im Winter vor ihrer Salontür stand und fragte, ob sie Arbeit für ihn hätte.

Der Iraner, der in seinem Heimatland zum Friseur und Barbier ausgebildet wurde, war aus seinem Heimatland geflohen. Marina Marchel gab ihm nicht nur einen Arbeitsplatz in ihrem Salon, sie half ihm auch bei bürokratischen Angelegenheiten. Vormittags ging er in den Sprachunterricht, nachmittags kümmerte er sich um das Haar – und teilweise auch um die Bärte – von Marchels Kunden.

Heute noch ihrem ersten Chef dankbar

Auch nach dem Weggang von Rashid Alizadeh macht es sich Marina Marchel weiterhin zur Aufgabe, anderen zu helfen. „Ich will dieselbe Chance, die ich damals bekommen habe, anderen weitergeben. Eine Chance muss man den Menschen geben“, ist sie überzeugt.

Sie selbst wurde 1981 in Kasachstan geboren und siedelte mit 15 Jahren nach Deutschland um. Ihrem

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ersten Chef in Meschede ist sie heute noch dankbar für die Möglichkeit, eine Ausbildung in seinem Salon machen zu können: „Ich habe ihn erst vor kurzem an der Nordsee besucht."

Wie Marina Marchel stammt auch Tatjana Schafiew aus Kasachstan, die nach einem Praktikum bei Marchel als Auszubildende übernommen wurde. Russisch sprechen die beiden jedoch nur ganz selten miteinander.

Kaum noch Auszubildende

Ansonsten ist der Ausbildungsmarkt für das Handwerk des Friseurs ausgeschöpft. „Es gibt keine Bewerber mehr“, sagt die Friseurmeisterin. Sie selbst habe es noch kennengelernt, zusammen mit zwei oder drei anderen die Ausbildung zu absolvieren.

„Heute ist man froh, wenn man wenigstens einen bekommt.“ Das weiß auch Fabian Bräutigam: „Die Zahlen im Friseurhandwerk brechen massiv ein, genau wie die der Bäcker und Metzger.“

Die Gewinner der Ausschreibung des Ausbildungsbetriebes 2019 werden am 30. September verkündet.