Bad Berleburg. Frech, humorvoll und mit einer Menge Stil gelingt es ihr, die Geschichte Berleburgs in die Gegenwart zurückzuholen.

Wir befinden uns im 18. Jahrhundert, im Jahre 1733, um genau zu sein. Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg regiert mit Ehegattin Marie Esther Polyxena von Wurmbrand-Stuppach die Grafschaft Berleburg. Eigentlich könnte Graf Casimir nicht glücklicher sein — bald zieht er in den neuen dreigeschossigen Mittelflügel, dem Corps de Logis, in seinem Schloss im Herzen der Oberstadt, ein. Doch ihn plagen seine fürchterlichen Gicht-Schmerzen. Der Einzige, der ihm helfen kann, ist Alchemist und Arzt Johann Conrad Dippel. Doch ausgerechnet er ist verschwunden…

Frech und humorvoll

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Gabriele Rahrbach, Kulturwissenschaftlerin und Museums-Moderatorin, rollt diese Geschichte neu auf. In ihrer barocken szenischen Oberstadtführung „Graf Casimir und der Stein der Weisen“ taucht sie mit ihrem Publikum in die Welt des 18. Jahrhunderts ein. Frech, humorvoll und mit einer Menge Stil gelingt es ihr, die Geschichte Berleburgs in die Gegenwart zurückzuholen. Manchmal, wenn es die Zeit zulässt, unterstützt Ehemann Stefan Rahrbach sie in der Rolle als Hofmeister dabei. „Es ist mir wichtig, Geschichte in Geschichten zu packen und dabei so viele Sinne wie möglich anzusprechen und Reize zu schaffen. Sei es durch Musik, Essen oder Trinken. Und vor allem soll es möglichst frech sein“, so Gabriele Rahrbach, die schon seit einigen Jahren verschiedene Führungen rund um das Schloss Berleburg organisiert und gestaltet.

Gabriele Rahrbach und ihr Ehemann Stefan (rechts) sind längst ein eingespieltes Team.
Gabriele Rahrbach und ihr Ehemann Stefan (rechts) sind längst ein eingespieltes Team. © Emma Rothenpieler | Emma Rothenpieler

Am Samstagnachmittag begibt sich die Kulturwissenschaftlerin in der Rolle des Grafen Casimir wieder einmal mit mehr 20 Gästen auf die Zeitreise ins Jahr 1733. Mit im Gepäck: blühende Fantasie, bunte Wortmalerei, recherchiertes Wissen, eine große Schippe Humor und vor allem leidenschaftliche Spielfreude, durch die die Gäste den gottesfürchtigen, lebensfrohen, gebildeten und toleranten Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg kennenlernen dürfen.

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Alles beginnt im Gewölbekeller des Hotels „Altes Museum“. Hofmeister Christian von Kalkreuth, dargestellt von Stefan Rahrbach, nimmt die Gäste herzlich in Empfang. Schließlich taucht auch Graf Casimir auf. Seine barocke Kleiderpracht strahlt in edlen Farben und sorgt für historische Atmosphäre. Es dauert keine 30 Sekunden, schon hat Graf Casimir die Zuschauer mit seiner frechen, heiteren und mitunter barschen Art in den Bann gezogen. Zusammen mit dem Hofmeister und dem Grafen begibt sich das Publikum auf die Suche nach dem Alchemisten Dipelius — der Graf benötigt dringend seine Polychrest-Pillen gegen seine Gicht. Bei blauem Himmel und Sonnenschein erscheinen der Goetheplatz und das Schloss in historischer Szenerie wie gemalt. „Passt auf, dass euch die Kutschen nicht überfahren“, heißt es von Graf Casimir, als er mit seinen Gästen auf Erkundungstour rund um das Schloss unterwegs ist.

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Mit ihrer lebendigen Art, ihrer Körpersprache, der stetigen Einbeziehung des Publikums und dem gewissen Extra gelingt es Gabriele Rahrbach, den Zuschauern auf besondere Art und Weise Wissen zu vermitteln — und sie gleichzeitig mächtig zu amüsieren.

„Graf Casimir wirkt total authentisch und man bekommt einen tiefen Eindruck in die vergangene Zeit. Es ist unterhaltsam und lebendig aufgerollt. Und es ist wunderschön, Bad Berleburg mal bei Sonnenschein zu sehen“, zeigt sich Dorothee Schnittka aus Berlin, die als Kurgast in Bad Berleburg zu Besuch ist, sichtlich begeistert von der Führung. Sie wolle in jedem Fall noch eine andere Führung von Gabriele Rahrbach sehen, bevor sie zurück nach Berlin muss.

Gäste wollen wiederkommen

„Für mich ist das Schönste, dass ich in andere Rollen schlüpfen und Menschen zum Lachen bringen kann. Und wenn die Leute am Ende verstanden haben, was ich vermitteln wollte und sie Spaß bei der Führung hatten — dann ist das das beste Kompliment für mich“, so Gabriele Rahrbach über ihre Leidenschaft, Geschichte aufleben zu lassen. Gelacht wird an diesem Samstag sehr viel — und auch an Lob seitens des Publikums hat es nicht gefehlt. Viele Kurgäste und Besucher aus dem Siegerland und Olpe wollen sogar nochmal wiederkommen und sich erneut mit Gabriele Rahrbach in die Vergangenheit aufmachen.