Bad Berleburg. . Das, was Sie von Schwarzenau über Erndtebrück bis Bad Laasphe sehen können, ist gewachsene, verankerte Wittgensteiner Tradition.

  • 13 Museen und Heimathäuser sind diesmal dabei.
  • Eine Nacht präsentiert sich Wittgensteins Geschichte und altes Handwerk.
  • Wir haben mit Gabriele Rahrbach über das ehrgeizige Projekt gesprochen

Anfang September ist es soweit. Wittgensteins Museumslandschaft präsentiert sich in einer Nacht. Mit dabei ist zum Beispiel auch das Schwarzenauer Alexander-Mack-Museum. Wir haben mit der Vorsitzenden des dortigen Heimatvereins, Gabriele Rahrbach, über die zweite Wittgensteiner Nacht der Museen gesprochen.

Welche Museen nehmen an dieser Veranstaltung teil und findet das Ganze wirklich nachts statt?

Gabriele Rahrbach: In diesem Jahr beteiligen sich
die Heimathäuser Richstein und Diedenshausen,
der Heimatverein Elsoff,
das Schmiedemuseum Arfeld,
das künftige Museum Landwirtschaft und Brauchtum „Rothaarsteig-Museum“,
das Backhaus an der Espequelle,
die Drehkoite Girkhausen,
Balds historische Fahrzeugschau in Erndtebrück, das Heimatmuseum Oberes Lahntal in Feudingen,
der Museumsverein für die Berleburger Stadtgeschichte,
das Heimatmuseum Erndtebrück, das Schieferschaubergwerk Raumland und
das Alexander-Mack-Museum in Schwarzenau. Die Veranstaltungen beginnen gegen 18 Uhr und geplant ist eine Dauer und Öffnungszeit bis 24 Uhr. Genug Zeit also, um sich einiges anzuschauen.

Was macht für Sie den Reiz einer solchen Museumsnacht aus?

Eine abendliche Öffnung mit attraktivem Programm bietet die Möglichkeit, auch den geselligen Teil zum Zuge kommen zu lassen, und einmal die Perspektive zu wechseln. Der besondere Reiz liegt aber vor allen Dingen für mich als Vorsitzende des Heimatvereins Schwarzenau darin, dass viele Museen im Altkreis Wittgenstein an einem Strang gezogen haben und davon alle Museumsaktiven profitieren.

Sie selbst schlüpfen auf Schloss Berleburg bei Führungen in das Gewand der Gräfin Esther Polyxena von Wurmbrandt-Stuppbach. Wie sehr verändert das Kostüm den Menschen?

Gabi Rahrbach im Gespräch mit Redakteur Lars-Peter Dickel
Gabi Rahrbach im Gespräch mit Redakteur Lars-Peter Dickel © Britta Prasse

Ich habe ja nun mehrere Charaktere entwickelt, in denen ich auftrete. Da gibt es die Magd Johanna, die Gräfin Marie Esther und als neue Figur Graf Casimir zu Sayn-Wittgenstein, der in Kürze seinen Rundgang in der Bad Berleburger Oberstadt auf der Suche nach dem Stein der Weisen machen wird. Im Kostüm bin ich ein völlig anderer Mensch. Durch den Schnitt der Kleider verändert sich die Körperhaltung, sie wird aufrechter und gewisse Accessoires unterstützen das, wie zum Beispiel der Fächer, mit dem sich wunderbar spielen lässt. Wer wird schon von einer Gräfin verlangen, deren Hüften mit Poches verbreitert sind, sich nach einem Handschuh selbst zu bücken?

Möchten Sie manchmal mit der Gräfin tauschen?

Ja, warum nicht? Aber ich sage es mit den Worten der Gräfin: „Wo kämen wir denn hin, wenn Hinz und Kunz herrschen würden? Zum Herrschen muss man geboren sein!“ Allerdings ist es schon ein wenig anstrengend, denn die Dame ist ab und an sehr kapriziös.

Nur wenige Heimathäuser verfolgen ein so modernes museumspädagogisches Konzept. Woran liegt es?

Ich verstehe diese Frage nicht ganz. Die Wittgensteiner Museen kamen 2015 in die besonders luxuriöse Situation, mit Mitteln der regionalen Kulturpolitik ehrenamtliche Mitarbeiter und Vereinsmitglieder zu Museumsmoderatoren ausbilden zu lassen. Wie und auf welche Weise diese Konzepte schließlich umgesetzt werden, liegt in der Freiheit der einzelnen Museen. Unsere Museen in Wittgenstein werden durch ehrenamtliche Mitglieder mit viel Herzblut und Engagement erhalten und gepflegt.

Gabi Rahrbach im Gespräch mit Redakteur Lars-Peter Dickel
Gabi Rahrbach im Gespräch mit Redakteur Lars-Peter Dickel © Britta Prasse

Meine „szenischen Führungen“ sind allerdings eine berufliche und freiberufliche Tätigkeit als Kulturwissenschaftlerin und Museumsmoderatorin (Kulturprojekte Berlin), was man noch einmal unterscheiden muss und haben nichts mit meiner ehrenamtlichen Arbeit im Rahmen der Museumsnacht zu tun.

Vor drei Jahren hat es die Premiere der Museumsnacht gegeben. Woher kam die Idee?

Wir hatten großes Glück! Mitte des Jahres 2013 waren die Städte Bad Berleburg und Schmallenberg Modellkommunen für Kulturentwicklungsplanung im ländlichen Raum und die Museen im Stadtgebiet Bad Berleburg kamen in den Genuss dieses Projektes. Daraus entwickelte sich der „Runde Tisch der Museumsaktiven“, der heute auch noch existiert und sich regelmäßig trifft und austauscht. Erstmals saßen alle Aktiven an einem Tisch. Und daraus entstand die Idee einer gemeinsamen Museumsnacht, die mit viel Erfolg 2014 verwirklicht wurde.

Welchen Tipp haben Sie für die Menschen, die an diesem Abend so viele Museen besuchen wollen, wie möglich?

Der „Runde Tisch der Museumsaktiven“ hat in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von Rikarde Riedesel von der Stadt Bad Berleburg zur Museumsnacht einen Flyer herausgegeben, der gerade erschienen ist. Hier kann man sich bequem die „Highlights“ heraussuchen. Die Museen haben den ganzen Abend über geöffnet; das Schieferschaubergwerk Raumland bietet sogar schon ab nachmittags ein Programm an. Andere haben zu bestimmten Uhrzeiten attraktive Angebote, um die herum man sich vielleicht sein Programm stricken sollte. Hier muss ich einmal in eigener Sache Werbung machen: Der Heimatverein Schwarzenau präsentiert zum Beispiel um 20.30 Uhr und 21 Uhr beim Alexander-Mack-Museum ein Theaterstück mit Schwarzenauern und Musik der Formation „Yazzmine“ unter dem Motto „Mack meets Yazzmine“ an. Also: Flyer besorgen und gezielt aussuchen!

Welche Art von Museum vermissen Sie in Wittgenstein?

Ich persönlich vermisse überhaupt kein Museum. Wissen Sie, die Museen in Wittgenstein spiegeln gelebte Tradition wider. Das, was Sie von Schwarzenau über Erndtebrück bis Bad Laasphe sehen können, ist gewachsene, verankerte Wittgensteiner Tradition. Ein zusätzliches Museum mit Exponaten von außen wäre etwas aufgesetztes. Wir können durchaus mit den Pfunden wuchern, die wir haben.