Richstein/Leimstruth. „Das war eine öffentliche Veranstaltung. Es gab Zuschauer und Fernsehkameras, aber das nimmst du in dem Moment gar nicht wahr“, berichtet er.

„Es war schon eine Menge Aufregung dabei“, erinnert sich Simon Roth an diese außergewöhnliche Prüfung. Jetzt ist der Leimstruther einer der Besten seines Fachs in Deutschland. Erst vor wenigen Wochen hat der 23-jährige Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik seine umfassende Fachkenntnis und das nötige handwerkliche Geschick in Schweinfurt unter Beweis gestellt. Und dabei hätte alles auch ganz anders kommen können.

Simon Roth (23) aus Leimstruth ist einer der besten seines Fachs in ganz Deutschland. Der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik wurde NRW-Landessieger und vierter beim Bundeswettbewerb.
Simon Roth (23) aus Leimstruth ist einer der besten seines Fachs in ganz Deutschland. Der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik wurde NRW-Landessieger und vierter beim Bundeswettbewerb. © WP | Privat

„Profis leisten was“ ist das Motto des bundesweiten Leistungswettbewerbs des Handwerks, zu dem nur die besten Gesellen der 16 Bundesländer eingeladen werden. Als bester Geselle auf Innungs- und Kammerebene hatte sich Simon Roth schon für den Landeswettbewerb NRW qualifiziert und wurde Landessieger. Damit hatte der junge Mann das Ticket für den zweitägigen Bundeswettbewerb in Schweinfurt in der Tasche. „Das war schon toll, die ganzen Menschen kennen zu lernen, die verschiedenen Dialekte zu hören“, schmunzelt Roth über die nicht alltägliche Prüfungssituation: „Das war eine öffentliche Veranstaltung. Es gab Zuschauer und Fernsehkameras, aber das nimmst du in dem Moment gar nicht wahr. Man hat dann einen ziemlichen Tunnelblick.“

Konzentration aufs Wesentliche

Diese Konzentration auf das Wesentliche ist auch wichtig, weiß Simon Roths Ausbilder und Arbeitgeber Tobias Pfeil aus Richstein: „Diese Prüfung ist technisch auf dem Niveau einer Gesellenprüfung, aber vom Umfang her sehr viel. Da muss man genau überlegen, was man macht und muss von dem überzeugt sein, was man tut.“

Die besten Handwerker Deutschlands müssen eine simulierte Hausinstallation fertigstellen. Gasleitung, Heizungsleitungen und Warmwasser müssen samt Sicherheitseinrichtung an eine stilisierte Therme angeschlossen werden. Der Zeitdruck ist enorm. Nur zwei schaffen das gesamte Programm. Kleinigkeiten entscheiden. Hier ist jeder auf sich gestellt. „Jeder hat nur für sich gearbeitet. Bei den Kammer- und Landeswettbewerben hat man schon mal beim Konkurrenten mit angepackt, wenn eine Hand fehlte“, berichtet Simon Roth über den größten Unterschied zu den bisherigen Leistungswettbewerben. In Schweinfurt belegt Roth gegen die 12 Männer und eine Frau am Ende den vierten Platz.

Suche nach dem richtigen Weg

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Simon Roth ist glücklich über seine Leistung. So wie der Leimstruther überhaupt sehr glücklich mit seinem gewählten Beruf ist: „Ich habe Abitur gemacht, wusste aber nicht so recht, was ich danach machen sollte.“ Also macht der Schulabgänger erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr im Abenteuerdorf Wittgenstein des Evangelischen Kirchenkreises. „Da wurde gerade umgebaut und es gab viel zu tun. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Handwerkliche Spaß macht“, sagt Roth. Auch die Testergebnisse und Beratungsgespräche bei der Arbeitsagentur sind eindeutig: „Es kam immer etwas Handwerkliches heraus.“ Also hat sich Simon Roth beworben – beim Installateursbetrieb von Gerhard Pfeil in Richstein.

Samstags Uni in Arnsberg

„Er hat probegearbeitet und wir haben ihn genommen“, erinnert sich Juniorchef Tobias Pfeil, auch wenn er damals schon ein mulmiges Gefühl hatte: „Wir hatten ja schon zwei Azubis eingestellt und Simon hat ja Abitur. Da habe ich mich schon gefragt, ob er bei uns bleibt...“ Aber das Vertrauen hat sich gelohnt. Simon Roth blieb. Und weil der Abitur hat, schlug Tobias Pfeil ihm vor, ein berufsbegleitendes Studium zu machen. „Das läuft samstags im Berufsbildungszentrum Arnsberg und dauert neun Semester“, erklärt Simon Roth. Die Kosten teilen sich Ausbildungsbetrieb und Student. Am Ende wird er auch einen Wirtschaftsingenieur Gebäudesystemtechnik in der Tasche haben.

„Das ist schon hart“, sagt der studierende Geselle über seine Sechs-Tage-Woche. Aber er nimmt es sportlich – so wie er auch die Herausforderung der verschiedenen Wettbewerbe von der Kammerebene bis zum Bundeswettbewerb Schweinfurt genommen hat. Denn Simon Roth weiß: Profis können was.