Siegen-Wittgenstein. In Wittgenstein gibt es kaum noch Bewerbungen für handwerkliche Berufe in Bauunternehmen. Die sind jedoch stark auf Azubis angewiesen.
Aktuell gibt es bei Baufirmen im Kreis noch 57 freie Plätze. Darauf weist die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in einer aktuellen Pressemitteilung hin.
Nach Angaben der Arbeitsagentur sind in ganz Nordrhein-Westfalen noch rund 1.700 Ausbildungsstellen in der Branche zu vergeben. Wir haben uns in Wittgenstein umgehört und die Stichprobe bestätigt dies:
Das sagen Unternehmen
Das Bauunternehmen Bernshausen aus Bad Laasphe gewann in diesem Jahr nur einen Auszubildenden dazu. „Vor zehn Jahren hatten wir jährlich sechs Auszubildende zum Maurer und Straßenbauer”, erinnert sich Julia Bernshausen.
Tipps für die Suche nach einem Ausbildungsbetrieb
Die Gewerkschaft rät dazu, sich nach einem Ausbildungsplatz in einem tariftreuen Innungsbetrieb umzusehen. Dort stehen Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt.
Ein angehender Maurer kommt demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 850 Euro pro Monat. Im zweiten Jahr liegen die Vergütungen bei 1.200 Euro, im dritten sind es 1.475 Euro. Nach der Lehre können sich Gesellen fortbilden und es bis zum Polier oder Bauleiter bringen.
Es kommen schlichtweg kaum, wohl eher gar keine Bewerbungen rein, so Bernshausen. „Wir sind auf jeden Fall noch auf der Suche. Es wäre auch kein Problem, im September oder im Oktober bei uns mit der Ausbildung anzufangen”, erklärt sie und sieht in dem Gespräch mit unserer Zeitung einen kleinen Lichtblick.
Bedarf für weitere Azubis
Auch bei Fritz Herzog, einem Bauunternehmen aus Erndtebrück, sieht es ähnlich aus: „Wir haben dieses
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Jahr einen Auszubildenden, es ist aber definitiv Bedarf für einen zweiten da”, stuft Peter Stenger, der für die Auszubildenden in der Firma zuständig ist, die Situation ein. Auch sie würden sich über einen weiteren Straßenbauer freuen.
Bei Friedrich Müsse GmbH und Co. KG sieht es derweil sogar noch schlechter aus – sie haben dieses Jahr noch keinen Zuwachs bekommen – könnten aber drei bis vier Ausbildungsplätze zum Maurer und
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Straßenbauer vergeben. „Wir erhalten einfach zu wenige Bewerbungen”, berichtet Christiane Dreisbach, Sekretärin des Bauunternehmens.
Das sagt die IG Bau
Auch die Gewerkschaft rührt die Werbetrommel für das Bauhandwerk: „Eine Ausbildung zum Maurer, Zimmerer oder Straßenbauer ist nicht nur gut bezahlt, sondern bietet auch solide Job-Perspektiven. Gebaut wird immer“, sagt Friedhelm Kreft.
Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Westfalen Mitte-Süd geht mit Blick auf fehlenden Wohnraum in den Großstädten und den Mangel an Sozialwohnungen davon aus, dass Facharbeiter auch in den nächsten Jahren „händeringend“ gebraucht werden. „Allein mit Hilfskräften zieht man kein Haus hoch“, so Kreft.
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Auch bei der Sanierung von Straßen, Schienen und Gebäuden bleibe der Bedarf an Spezialisten hoch.
„Die Branche bietet dabei auch große Chancen für Geflüchtete. Vom gemeinsamen Berufsschulweg übers Betonieren bis zur Mittagspause – Integration gelingt vor allem im Job“, sagt Kreft. Nach Angaben der Sozialkassen der Bauwirtschaft (SOKA-BAU) arbeitet bundesweit jeder fünfte Auszubildende aus einem Flüchtlingsherkunftsland im Baugewerbe. Weitere Informationen zur Ausbildung auf dem Bau gibt es bei der Arbeitsagentur.
In unserer Handwerks-Serie haben wir verschiedene Handwerker und ihren Arbeitsalltag vorgestellt.
Jobbörse der SOKA-BAU unter:www.bau-stellen.de