Wittgenstein. Serienauftakt: Bis Ende 2019 sollen via Glasfaser 98 Prozent der Haushalte ans Netz. Das sind die weiteren Serienteile.

Schnelles Internet für den Altkreis Wittgenstein – bis Ende des Jahres soll es nahezu vollbracht sein. Dann sollen fast alle notwendigen Glasfaser-Kabel unter der Erde vergraben, alle Haushalte und Un­ternehmen, die das wollen, angeschlossen sein. Mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Download, teilweise gar im Gigabit-Bereich. Macht unterm Strich eine Versorgung von 98 Prozent. Für viele abgelegene Siedlungen und Gehöfte dauert es allerdings etwas länger. Darum geht es im Auftakt unserer Serie „Wittgenstein Wide Web“.

Das sind die Themen der folgenden Teile:

WLAN-Test in Erndtebrück

Unternehmer sucht schnellen Anschluss

In diesem Wittgensteiner Ort gibt es nur auf dem Friedhof Netz

Breitband-Kabel und Bandbreiten

Drahtlos ins Internet

Der Zwei-Prozent-Rest

Aber auch sie sollen in den nächsten drei Jahren an die Reihe kommen, versichert im Gespräch mit unserer Redaktion Markus Menn, als Wirtschaftsförderer beim Kreis Siegen-Wittgenstein nicht zuletzt für die Breitband-Koordination zuständig. Und auch die aufwändige Erschließung dieser restlichen zwei Prozent der Wittgensteiner Haushalte über lange Wege werde am Ende vom Bund finanziell gefördert – „ein Zuwendungsbescheid liegt uns schon vor“, berichtet Menn.

Im sogenannten Horizontal-Spülbohrverfahren werden von Punkt zu Punkt zunächst flexible Leerrohre unter die Erde gebracht. Eine weitere Spezialfirma bläst dann später die eigentliche Glasfaser in diese vorbereiteten Rohre – und schließt sie fachgerecht an.
Im sogenannten Horizontal-Spülbohrverfahren werden von Punkt zu Punkt zunächst flexible Leerrohre unter die Erde gebracht. Eine weitere Spezialfirma bläst dann später die eigentliche Glasfaser in diese vorbereiteten Rohre – und schließt sie fachgerecht an. © Eberhard Demtröder

Konkret betroffen seien im Stadtgebiet BLB etwa 500 Adressen, so Menn, deren Anschluss immer noch unter einer Download-Geschwindigkeit von 30 Mbit/s liege. In Bad Laasphe gehe es um etwa 200 Adressen und in Erndtebrück um rund 50. Nach derzeitigem Stand der Dinge könnte es bis 2023 klappen, das Tempo beim Internet-Surfen deutlich zu steigern. Voraussichtlicher Baubeginn nach mehrmonatigem Ausschreibungsverfahren: etwa Mitte 2020, schätzt Markus Menn.

Die Alternativen

Sicher: Alternativen für schnelleres Internet via Mobilfunk oder gar Satellit gebe es ja, sagt Menn, aber: „Wieviele Megabits kommen dabei tatsächlich beim Nutzer an? Und unter einem Megabit wird’s schon kritisch.“ Die Siedlung Röspe war so ein Beispiel, wo es auf keinem der Wege für zeitgemäße Internet-Nutzung reichte. „Aber da läuft es jetzt – seit Juli“, weiß Menn.

Die Ansprechpartner

Offizieller regionaler Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Internet-Ausbau ist neben Markus Menn übrigens der Breitbandkoordinator des Kreises Siegen-Wittgenstein, Martin Schreier. Er steht sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen und nicht zuletzt den Kommunen zur Verfügung – E-Mail: breitband@siegen-wittgenstein.de, 0271/333-1167 oder -1168.

Die Fragen der Anwohner

Und der Service werde auch genutzt, hat Menn festgestellt. „Wir haben tagtäglich Anrufe zum Thema. Aktuell brennt den Leuten die Tatsache unter den Nägeln, dass der Betrieb in den einzelnen Ortsteilen ansteht – und sie nach vertraglichen Angelegenheiten fragen. Was ist mit meinem Bestandsvertrag, wenn ich mich neu anschließen lasse? Oder: Wie lange muss ich noch auf meinen Anschluss warten? Gehört mein Wohnhaus oder Unternehmen überhaupt zum aktuellen Fördergebiet? Oder bin ich sogar erst beim nächsten Verfahren für die letzten zwei Prozent dabei?“

Die nächsten Freischaltungen

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Weitere „aktuelle Freischaltungen nach kleineren Verzögerungen“ habe es zum Halbjahreswechsel bereits im Gemeindegebiet Erndtebrück gegegeben: „Dort sind schon erste Netze in Betrieb“, freut sich Menn. Mancherorts seien laut Energieversorger und Ausbaupartner Innogy die notwendigen Kabelverzweiger inzwischen „soweit fertig – aber Bundesnetzagentur muss sie noch freigeben, damit sie auch technisch einwandfrei in Betrieb gehen können“.

Voran in grabenloser Bauweise

In Bad Laasphe und Erndtebrück bringt derzeit im Auftrag des Energieversorgers Innogy die nordhessische Galjard Bau GmbH aus Fuldabrück bei Kassel Leerrohre fürs schnelle Internet unter die Erde. Das Unternehmen ist spezialisiert auf „grabenlose Bauweise im Horizontal-Spülbohrverfahren“.

Dabei werden von einer Baugrube zur nächsten zunächst flexible Leerrohre unter die Erde gebracht, mit Hilfe eines Spezialbohrers. Eine weitere Spezialfirma bläst dann später die eigentliche Glasfaser in diese vorbereiteten Rohre – und schließt sie am Kabelverzweiger oder aber direkt in einem Haushalt, einem Unternehmen an.

Vom Internet-Knoten am Erndtebrücker Mühlenweg, der bereits im Mai 2018 installiert wurde, habe man sich mittlerweile nach und nach in alle Richtungen bis zu den potenziellen Hausanschlüssen vorgearbeitet, so Bauleiter Viktor Galjard im Gespräch mit unserer Zeitung. Bis zu den beiden Erndtebrücker Schulen zum Beispiel. Oder wie gerade jetzt zu den Unternehmen im interkommunalen Industriepark Wittgenstein bei Schameder und im benachbarten Jägersgrund.

Mission erfüllt bis zum Jahresende – das hält auch Bauleiter Galjard für realistisch. Zumindest, was die Aufgabe seines Teams betrifft.

Für Bad Berleburg und Bad Laasphe seien Freischaltungen nach und nach im dritten und vierten Quartal vorgesehen. Jedoch: Ein Glasfaser-Anschluss direkt ins Haus, wie zum Beispiel für Rinthe vorgesehen, dauert laut Menn etwas länger – hier sei schlicht der Aufwand größer.

Der Hausanschluss

Übrigens: Grundstückseigentümer können sich die Glasfaser derzeit im Zuge des flächendeckenden

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Ausbaus kostenfrei bis ans Haus verlegen, müssen sie aber nicht unbedingt auch gleich nutzen, erklärt Menn. So aber sei ein späterer Anschluss jedenfalls nicht ausgeschlossen – wenn etwa die nächste Generation das Haus von den Eltern übernehme. Ein spätere Aktivierung des Anschlusses koste jedoch eine Gebühr von derzeit 398 Euro.

Die interessierten Haushalte

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Und wieviele Haushalte im Altkreis machen nun tatsächlich vom neuen schnellen Internet Gebrauch? Hier muss Markus Menn passen: „Das kann eigentlich nur Innogy beantworten.“ Das Unternehmen müsse dem Kreis aber eben nicht „mitteilen, wieviele Kunden es gewonnen hat“. Was der Kreis Siegen-Wittgenstein allerdings gerne erfahren wolle, so Menn weiter: wieviele Glasfaser-Anschlüsse denn nun genutzt werden. Jedenfalls hätten zwischen 85 und 90 Prozent der Eigentümer zugestimmt, dass das Kabel auf ihr Grundstück verlegt werde.