Wittgenstein. Hohe Daten-Raten vor allem für Firmen interessant. Leerrohre im Indu-Park verlegt, Kabel folgt. Unternehmer kritisiert Pannen bei Bauarbeiten.

Die Glasfaser mit dem schnellen Internet kommt an im Interkommunalen Industriepark Wittgenstein bei Schameder und seiner Umgebung. Leerrohre dafür liegen dort schon weitgehend, führen direkt in die Firmengebäude. Und bei einem Unternehmen im Jägersgrund fehlt offenbar tatsächlich nur noch der eigentliche Anschluss. Allerdings gibt’s wohl auch Probleme bei der Leitungsverlegung.

Die Bauarbeiten

Was Garten- und Landschaftsbauer Christian Womelsdorf aus dem Rohrbacher Weg beobachtet: Beim Einziehen der Leerrohre werden vorhandene Leitungen für die Strom- und Wasserversorgung beschädigt – das habe einmal sogar für einen Stromausfall gesorgt. Auch entstünden Baugruben auf Privatgrundstücken, ohne dass die Eigentümer zuvor gefragt worden seien. „Im Moment geht ganz viel kaputt“, schimpft Womelsdorf. Das liege aber nicht am zuständigen hessischen Unternehmen für diese Bauarbeiten, betont er – „das sind echte Profis“. Sondern vielmehr an mangelhaften Plänen und Dokumentationen für jene Leitungen, die bereits seit langem unter der Erde sind.

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„Es hat sich bis jetzt noch niemand bei uns beklagt“, sagt dazu Daniel Caspari. Er ist beim Versorger Innogy Projektleiter für den Breitband-Ausbau im Kreis Siegen-Wittgenstein. Mit den Tiefbauern sei Innogy jedenfalls „zufrieden“. Und dass beim Leitungsbau „auch schon mal etwas schief“ gehe, weil etwa die Daten in den Leitungsplänen nicht ganz stimmten, räumt Caspari ein. Und: Gerade im Indu-Park seien im Boden „viele Leitungen auf engem Raum“ vergraben – das mache die Sache nicht einfacher. Für die Beteiligten am Leitungsbau sei das alles aber „Alltagsgeschäft“, sieht der Projektleiter Zwischenfälle gelassen. „Dann muss die schadhafte Stelle eben entstört werden.“

Das Interesse

Mittlerweile seien zwei Drittel aller Anschlüsse für die rund 55 Anlieger auf der Leimstruth – meist Firmen, aber auch einige Privathaushalte – verlegt, erklärt Daniel Caspari. Und der Rest solle „in den nächsten drei Wochen“ folgen. Danach werde eine Montagefirma die Glasfaser in die vorbereiteten Leerrohre blasen – und damit bis auf die Grundstücke.

Bedarf in 17 Gewerbegebieten

Unterdessen arbeitet die Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein noch an einem weiteren Projekt: Dabei soll für die Förderung eines schnellen Internet-Anschlusses von Unternehmen künftig nicht mehr die verfügbare Download-Geschwindigkeit an der Gebäude-Grenze entscheidend sein, sondern die an jedem einzelnen Arbeitsplatz, der mit dem Netz verbunden ist.

Nach den Förderkriterien des Bundes müssen laut Markus Menn, als Wirtschaftsförderer beim Kreis Siegen-Wittgenstein nicht zuletzt für die Breitband-Koordination zuständig, mindestens drei Unternehmen in einem Gewerbegebiet mit mindestens drei oder vier solcher Arbeitsplätze für einen solchen Anschluss identifiziert sein. Der Bedarf muss insgesamt zumindest 100 MBit/s überschreiten.

Solch einen Bedarf gebe es in jeweils acht Bad Berleburger und Bad Laaspher Gewerbegebieten sowie für eines in Erndtebrück, so Menn. Ein Förderantrag beim Bund für weitere Glasfaser-Anschlüsse in Wittgenstein sei damit auf dem Weg.

Das Interesse an der Glasfaser sei bei den Unternehmen vor Ort im Übrigen „relativ groß“ gewesen, sagt Caspari: Etwa 90 Prozent seien mit deren kostenlosen Verlegung bis in die Gebäude nach dem FTTH-Standard einverstanden. Den eigentlichen Internet-Anschluss für Geschäftskunden können derzeit wahlweise die Werknetz Internet GmbH & Co KG oder die Innofactory GmbH einrichten. In Betrieb gehen soll das neue Glasfaser-Netz mit direkter Verbindung zum Internet-Knoten an der Erndtebrücker Hauptmühle idealerweise bis spätestens Ende September.

Die Wittgensteiner Straße

Mit Anschluss-Möglichkeiten versorgt ist dann auch die Wittgensteiner Straße durch den Industrie-Park bis hinüber zum Sportplatz, auf der gerade der Endausbau läuft. Hier habe man die Leerrohr-Verlegung vorgezogen, erläutert Caspari. Damit wäre auch die geplante Erweiterung des Industriegebiets in diesem Bereich anschlussfähig.

Die Vorfreude

Bei der Klaus Roth GmbH & Co. KG, Schweiß-Fachbetrieb & Metallverarbeitung an der Wittgensteiner Straße, liegt das Leerrohr tatsächlich schon seit längerem in der Produktionshalle, berichtet Geschäftsführerin Sylvia Roth. Mit „Werknetz“ sei man bereits in Kontakt für den Anschluss, mit dem die Datenübertragungsrate von derzeit nur einem auf 100 Megabit in der Sekunde (MBit/s) steige.

Prüfender Blick: Ramon Stenger, IT-Fachmann bei der Rolf Kuhn GmbH im Jägersgrund für passiven technischen Brandschutz, zeigt, wo im Unternehmen die Glasfaser wieder herauskommt. Angeschlossen werden soll sie aber noch in diesem Jahr.
Prüfender Blick: Ramon Stenger, IT-Fachmann bei der Rolf Kuhn GmbH im Jägersgrund für passiven technischen Brandschutz, zeigt, wo im Unternehmen die Glasfaser wieder herauskommt. Angeschlossen werden soll sie aber noch in diesem Jahr. © Eberhard Demtröder

Und da sei auch gut so, findet Roth, denn: Bisher habe es zum Beispiel „schon mal Stunden dauern“ können, um etwa große 3D-Scans für Modelle und Kons­truktionen digital an Kunden zu übermitteln. „Aber per Glasfaser geht das ja demnächst innerhalb von Sekunden, Minuten“, schätzt Roth.

Der Kontakt zum Netz

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„Die Glasfaser-Leitung liegt bei uns im Haus – jetzt fehlt nur noch der Anschluss“, berichtet im Gespräch mit unserer Zeitung Ramon Stenger, IT-Fachmann bei der Rolf Kuhn GmbH im Jägersgrund für passiven technischen Brandschutz. Von derzeit zehn auf 250 MBit/s soll der Internet-Turbo im Hause demnächst beschleunigen. Das mache den internen und externen Daten-Austausch auf allen Ebenen natürlich bedeutend schneller, auch mit anderen Standorten des Unternehmens, freut sich Stenger.

Die klassische Variante

Garten- und Landschaftsbauer Womeldorf ist übrigens zufrieden mit seinem derzeitigen 16.000er-Anschluss für den Internet-Zugang per DSL. Zwar werde die neue Glasfaser auch auf sein Firmengrundstück verlegt, doch er werde sie nicht nutzen. Die Kosten dafür seien ihm einfach zu hoch. Der Gartenbauer setzt darauf, dass das analoge Kupferkabel-Telefonnetz nicht mehr so stark belastet wird, „wenn jetzt alle auf Glasfaser umsteigen“.

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Womelsdorf will sich daran erinnern, dass die Telekom schon vor 14 Jahren einmal Glasfaser bis in den Indu-Park gelegt habe – doch bis zur Aktivierung habe es damals leider nicht gereicht. Einige Firmen in seiner Umgebung hätten alternativ schon in Richtfunk investiert, fügt er hinzu – nicht zuletzt, weil auch das Internet drahtlos via Mobilfunk hier oben nicht funktioniere.

Mehr Infos im Internet-Auftritt des Kreises Siegen-Wittgenstein.