Bad Berleburg/Erndtebrück. Wittgensteiner Fahrgäste verärgert. Hessische Landesbahn als Betreiber und Zweckverband Personennahverkehr sehen Lage indes nicht dramatisch.
Die Rothaarbahn (RB 93) – viel zu oft seien Verbindungen auf der Strecke von Bad Berleburg über Erndtebrück ins Siegerland verspätet, fielen gar ganz aus. Darüber ärgern sich Wittgensteiner Fahrgäste. Doch ganz so dramatisch seien die Ausfälle gar nicht, sagt die Hessische Landesbahn (HLB) als Betreiber ebenso wie der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) in Siegen, der den Zugverkehr in der Region organisiert.
Beispiel von einem der vergangenen Sonntage: Ein Zug, der laut Fahrplan um 16.24 Uhr in Bad Berleburg ankommen sollte, kam nicht. Verunsicherte Fahrgäste auf dem Bahnsteig: Kommt er noch? Wenig hilfreich dabei: die digitale Anzeigetafel am Gleis. Sie informierte offenbar nicht darüber, warum der Zug jetzt ausbleibt. Und wann der nächste den Berleburger Bahnhof erreicht.
Überhitzter Motor droht
Vom „Teilausfall eines Zugpaares“ berichtet auf Nachfrage unserer Zeitung HLB-Sprecher Peter Runge. Der Diesel-Triebwagen sei wegen drohender Überhitzung des Motors unterwegs liegengeblieben – seine Fahrt habe vorzeitig im Erndtebrücker Bahnhof geendet.
Schranken-Panne nicht die erste
Weitaus größere Folgen hat es, wenn der Zug im Bad Berleburger Bahnhof liegenbleibt, wie erst Anfang Mai geschehen. Ein Triebwagen der Rothaarbahn konnte wegen eines Defekts nicht selbsttätig wieder anfahren. Unterdessen blieb die Bahnschranke im Verlauf der nahen Bismarckstraße unten, kamen dort weder Autos noch Fußgänger weiter.
Erst, als ein Techniker der Bahn die Schranke überprüft und das System zurückgestellt hatte, konnte es weitergehen. Gesteuert werden die automatischen Halbschranken über Kontakte im Gleis, ausgelöst durch den ein- oder ausfahrenden Zug.
Über einen ähnlichen Zwischenfall berichtete unserer Zeitung bereits Ende November 2017. In Wittgensteiner Bahn-Kreisen fragt man sich, ob sich die Schranken-Technik nicht auch vom neuen Elektronischen Stellwerk in Erndtebrück aus überwachen und steuern ließe – das könnte die geschilderten Verkehrsbehinderungen womöglich verhindern.
Und warum erfahren das womöglich die wartenden Fahrgäste in Bad Berleburg nicht, etwa via Anzeigentafel? Die digitale Anzeige zeitnah zu aktualisieren – das sei bei einer einzelnen betroffenen Fahrt oft schwierig, räumt Sprecher Runge ein. Zumal an einem Sonntag. Nach Informationen unserer Zeitung wird die Tafel zentral von Düsseldorf aus gesteuert – von der DB Station & Service AG. Wer allerdings den Fahrplan der Rothaarbahn kennt, weiß: Der nächste Zug kommt nach Takt frühestens in einer Stunde.
HLB: Personalmangel kein Thema
Klare Frage an die HLB: Zug-Ausfälle auf der Rothaarbahn – häuft sich das gerade? „Klares Nein“, sagt HLB-Sprecher Runge. Es komme „momentan schon mal vor“, auf der Rothaarbahn aber „nicht gehäuft“. Dass es mit den eingesetzten Zügen ein generelles Technik-Problem gebe, weist Runge ebenfalls zurück.
„Da haben wir ohnehin ein großes Augenmerk darauf“, sagt er und verweist auf die konsequente „Instandhaltung“, welche die Hessische Landesbahn betreibe. Die HLB habe ja in Siegen ihre Werkstatt in Kooperation mit der Siegener Kreisbahn – „und das läuft sehr gut“, da gebe es „kurze Wege“. Im Klartext: Bei Technik-Pannen sei rasche Abhilfe möglich. Und Personalmangel, wie in der Vergangenheit bei den Lokführern? Sei „momentan kein Thema“, betont Peter Runge. Dagegen habe die HLB in der letzten Zeit viel getan, neue Mitarbeiter eingestellt.
ZWS: Ausfallhäufigkeit „überschaubar“
Die „Ausfallhäufigkeit“ auf der Rothaarbahn sei derzeit „überschaubar“, hat auch Markus Stirnberg festgestellt, stellvertretender Geschäftsführer beim ZWS – und wenn, dann „oft durch Personalmangel“. Von dem Ausfall am Sonntag erfuhr Stirnberg übrigens durch die Anfrage unserer Zeitung.
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